Mehr als Bergmans Muse Promi-Geburtstag vom 16. Dezember 2018: Liv Ullmann

Oslo · Sie hat auf diversen Bühnen gestanden, in unzähligen Filmen gespielt, Regie geführt, Bücher geschrieben und Preise eingeheimst. Doch die norwegische Schauspielerin Liv Ullmann ist vor allem für eines bekannt: Für ihre Beziehung zu Ingmar Bergman.

 Liv Ullmann wird 80.

Liv Ullmann wird 80.

Foto: Valda Kalnina/EPA

Ihr Gesicht ist fast so vertraut wie das der Mona Lisa. Minutenlang konnte Ingmar Bergman mit der Kamera auf den Zügen von Liv Ullmann ruhen. Auf ihren etwas traurigen Augen, ihren Sommersprossen, ihren sinnlichen Lippen.

Intensität, Nähe, Ausdruck - dafür sind die Filme des schwedischen Regisseur Ingmar Bergman berühmt. Doch die norwegische Schauspielerin hatte einen ebenso großen Anteil daran: "Weißt du Liv, du bist meine Stradivari", hat Bergman einmal zu ihr gesagt. Für Liv Ullmann, die heute 80 Jahre alt wird, war das ihrer eigenen Aussage nach das schönste Kompliment, das sie je bekommen hat.

Obwohl es daran in ihrer mehr als 60-jährigen Karriere nicht mangelte. Schon bevor Liv Ullmann von Bergmann zur Ikone gemacht und sie in Hollywood zum nordischen Superstar wurde, wusste die Norwegerin, dass die Bühne ihre Welt ist und dass ihr das Nomadenleben gefällt.

"Als ich sechs Jahre alt war, hatte ich bereits in Japan, Canada und New York gelebt und war an Bord eines der ersten Lastschiffe, die nach dem Krieg den Atlantik überquerten", schreibt sie in ihrem Buch "Lebenswege", das sie gemeinsam mit dem norwegischen Autor Ketil Bjørnstad verfasst hat. Ihr Vater war 1945 gestorben und die Mutter kehrte mit den beiden Kinder nach Trondheim zurück. "Von da an dann reiste ich zehn Jahre nicht mehr, weil Mutter Witwe wurde und das Geld für anderes gebraucht wurde als fürs Reisen. Aber als ich 17 wurde, erwachte die Wanderlust in mir - und seitdem ist es schwierig, still zu stehen."

Dass sie Schauspielerin werden wollte, wusste Liv Ullmann früh, auch wenn sie eigentlich schüchtern war. Doch der Start war schwierig. Der Besuch einer Theaterschule in London war nicht das Richtige, an der Osloer Theaterschule wollte man sie nicht. Doch als sie 18 Jahre alt wurde, klappte es mit einer Rolle, die die Tür zu der ersehnten Welt öffnete: Im Rogaland Theater in Stavanger spielte sie die Anne Frank.

"Das war das Leben! Das war Theater, wie ich es mir erträumt hatte", schreibt sie in ihren Aufzeichnungen. Von da an ging es für die junge Frau Schlag auf Schlag. Es folgten Stücke von Shakespeare, Ibsen und Tschechow, nicht nur auf der Bühne, auch auf der Leinwand überzeugt das junge Talent die Kritiker.

Als Ullmann Ingmar Bergman begegnete, war sie 25 Jahre alt und auf Anhieb überwältigt von dem mehr als 20 Jahre älteren Mann. Sie sei so verliebt in ihn gewesen, dass sie jeden Morgen weinen musste, erzählt sie in dem Dokumentarfilm "Liv & Ingmar" von 2012. Die beiden wurden ein Paar und landeten mit dem avantgardistischen Film "Persona" (1966) einen internationalen Erfolg. Im selben Jahr wurde die gemeinsame Tochter Linn geboren. Auf der schwedischen Insel Fårö, wo Bergman schließlich ein Haus für die Familie baute, drehten sie drei weitere Filme, die "Fårö-Triologie". Mit der Rolle der Kristina Nilsson in "Emigranten" (1971) gewann Ullmann schließlich den Golden Globe. Zum größten gemeinsamen Erfolg aber wurde "Szenen einer Ehe" (1973).

Auch die Beziehung zwischen Ullmann und Bergman war schwierig. Der Regisseur war besitzergreifend und eifersüchtig. Das Haus sei zu einem Gefängnis für sie geworden war, erzählt die Schauspielerin. "Ich bin ein Teil im Traum eines anderen." Nach fünf Jahren verließ sie ihn schließlich und kehrte nach Norwegen zurück, um am Theater zu arbeiten.

Doch nicht für lange, denn die Reiselust pulsierte immer noch in ihrem Blut und auch in den USA war Ullmann inzwischen begehrt. "Ich hatte viel Erfahrung im Gepäck, hatte in zahlreichen Bergman-Filmen mitgespielt und war für den Film 'Emigranten' für den Oscar nominiert. Alle wollten mit mir drehen." In einem Jahr spielte sie in vier Hollywood-Filmen und wurde als die neue Greta Garbo gefeiert.

Der Kontakt zu Ingmar Bergman brach nie ab. "Erst als alles vorbei war, wurden wir echte Freunde", erzählt sie. Am Ende haben die beiden zehn Filme zusammen gedreht. Der Fernsehfilm "Sarabande" von 2003 ist Bergmans letzter vor seinem Tod 2007.

Doch auch wenn die Zeit mit Bergman nur einen Teil ihres gesamten Schaffens ausmacht, erinnert man sich zumindest in Europa hauptsächlich daran. "Ich bin durch die Welt gereist und ich habe viel gemacht, ohne Ingmar", resümiert Ullmann. "Aber am Ende reden wir doch immer über Ingmar und fragen mich danach. Und manchmal macht mich das traurig."

Auch jetzt noch pendelt Liv Ullmann zwischen den USA und Norwegen hin und her, dreht Filme, führt Regie und steht selbst auf der Bühne. Zu Ruhe gekommen ist sie auch mit 80 Jahren nicht. Seit sie 2002 einen Hirnschlag erlitt, von dem sie sich ganz erholte, macht ihr auch das Altern keine Angst mehr. "Es kann schön sein, zu altern, den Tod zu spüren und zu wissen, dass ich ein Teil des Universums bin", schrieb sie in ihrem Buch "Lebenswege". "So ist der Tod eines von vielen Dingen, die ich erlebe. Das ist nicht das Ende."

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