Fantastische Welten Promi-Geburtstag vom 10. Dezember 2018: Cornelia Funke

Hamburg/Malibu · Ohne sie gäbe es keine "Wilden Hühner", den "Herr der Diebe" ebenso wenig wie "Drachenreiter", weder "Tintenherz" noch "Reckless": Mit der Anzahl ihrer Bücher hat Autorin Cornelia Funke die 60 bereits überschritten - das 60. Lebensjahr vollendet sie jetzt.

 Cornelia Funke bringt ihre Geschichten zunächst in einem Notizbuch zu Papier.

Cornelia Funke bringt ihre Geschichten zunächst in einem Notizbuch zu Papier.

Foto: Uli Deck

Ein "Regenhaus" in England - diesen Wunsch möchte sich Schriftstellerin Cornelia Funke schon bald erfüllen.

Nicht erst seit den jüngsten Waldbränden in Kalifornien, als auch sie von ihrer Farm in Malibu vor den Flammen fliehen musste, träumt die Bestsellerautorin von einem zweiten Wohnsitz neben ihrer US-Wahlheimat. "Ich hatte schon länger die Idee, mir auch ein Haus in Cornwall zu suchen", sagte Funke der Deutschen Presse-Agentur. "Der 60. Geburtstag und das Feuer haben dieses Gefühl noch verstärkt." Den 60. feiert sie an diesem Montag (10. Dezember), den Plan für das "Zweit- und Regenhaus" will sie im nächsten Jahr umsetzen.

"England war immer eine große Liebe von mir, ich verdanke der englischen Kinderliteratur so viel, und man kann sagen, meine Weltkarriere begann durch meinen englischen Verleger Barry Cunningham", erklärt die Kinder- und Jugendbuchautorin, die schon lange eine Vorliebe für englischsprachige Literatur hat. Cunningham war es, der ihren "Herr der Diebe" 2002 als "The Thief Lord" veröffentlichte. Kurz darauf wurde das Buch auch in den USA zum Bestseller, wenig später auch "Dragon Rider" ("Drachenreiter"). Funkes "Tintenherz", von Hollywood verfilmt, erschien 2003 unter anderem zeitgleich in Deutschland, Großbritannien und den USA.

Mit ihren Worten erschafft die "Spionin der Kinder in der Welt der Erwachsenen", als die sie sich versteht, fantastische Welten. Dabei hatte die aus Dorsten stammende Westfälin in Hamburg Pädagogik studiert, auf einem Bauspielplatz gearbeitet, sich zur Buchillustratorin ausbilden lassen und dann die Geschichten anderer bebildert. Viel lieber aber wollte sie Fabelwesen kreieren - und so erschien 1988 ihr Bilderbuch "Die große Drachensuche". Drachen sind ihre große Leidenschaft: "Die Drachensammlung in meiner Scheune habe ich noch nie gezählt. Sie ist riesig, aber ich habe angefangen, immer mal wieder ein Exemplar zu verschenken."

Die Scheune gehört zu der Avocadofarm in Malibu, auf die Funke im vergangenen Jahr gezogen ist. In den USA lebt sie seit 2005 - damals war sie mit ihrer Familie von Hamburg nach Los Angeles übergesiedelt. Es war jenes Jahr, in dem das "Time"-Magazin sie zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt wählte. Aber es war auch jene Zeit, in der ihr Mann - im Jahr nach dem Umzug - nach schwerer Krankheit starb. Ihm widmete sie den Abschluss der "Tintenwelt"-Trilogie: "Tintentod". Die Kinder sind inzwischen aus dem Haus, Tochter Anna aber liest die Bücher der Mutter immer noch als Erste, Sohn Ben dient oft als Modell für ihre Helden.

Mehr als 60 Bücher hat Funke verfasst, in über 50 Sprachen wurden ihre Titel nach Angaben des Hamburger Dressler Verlags übersetzt und mehr als 26 Millionen Exemplare weltweit verkauft. Dazu gehören Erfolge wie die Mädchenbande "Die wilden Hühner" und weniger bekannte: "Es gibt welche, die nicht so berühmt sind, zum Beispiel 'Igraine Ohnefurcht' oder 'Das Piratenschwein' - die haben immer einen besonderen Platz in meinem Herzen", sagt die Autorin, die wieder an mehreren Projekten arbeitet: etwa am vierten Band der "Reckless"-Reihe, mit der sie den Brüdern Grimm ein Denkmal setzte, an "Drachenreiter 3" und am nächsten "Tintenherz"-Buch.

"Cornelia Funke ist ein wandelnder literarischer Superlativ - die erfolgreichste, die beliebteste, die vielseitigste, die produktivste, die auflagenstärkste und die meistübersetzte deutsche Autorin der Gegenwart", schrieb Literaturkritiker Denis Scheck der Deutschen Presse-Agentur und erinnerte etwa an die "Tintenwelt"-Trilogie. "Darin erklärt der Dichter Fenoglio: 'Ich brauche nichts als ein Stück Papier und ein Schreibwerkzeug, und ich werde die Welt aus den Angeln heben.' Genau das ist Cornelia Funke gelungen." Ausgezeichnet wurde Funke für ihr Werk mit zahlreichen Literaturpreisen, aber auch Ehrungen vom Bambi bis hin zum Bundesverdienstkreuz.

Noch immer bringt die Autorin jede Geschichte zuerst in einem großen Notizbuch zu Papier. Etwa 70 besitze sie inzwischen davon, erzählt sie, einige habe sie auf der Flucht vor den Flammen auch schnell eingepackt. Notizbücher und Zeichnungen könnte sie auch gut im englischen "Regenhaus" aufbewahren, sagt sie. Es soll aber auch zu einem Ort des Künstleraustauschs werden. "Außerdem hätte ich von dort eine engere Anbindung an Europa, auch wenn die Briten mit dem Brexit leider gerade einen anderen Weg einschlagen. Ich vermisse es, ein Bein in Europa zu haben."

Zuvor aber steht erst mal der runde Geburtstag an. "Für mich ist es auch immer interessant, solche großen Ereignisse im Leben zu haben und mich dann selbst zu fragen: Okay, was kommt als nächstes? Was bringt die nächste Runde? Was mache ich jetzt? Was will ich weitergeben? Was möchte ich meinen Lesern hinterlassen?", sagt die Autorin. "Eine große Party feiern wir ganz bestimmt nicht. Aber da meine Tochter, mein Sohn und einige Freunde kommen, bin ich mir ganz sicher, dass ich einen fantastischen Geburtstag haben werde."

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