Parallele zum Fall Skripal Paar in Amesbury durch Nowitschok vergiftet

London · Erinnerungen an den Mordanschlag auf die Skripals werden geweckt: Ein Mann und eine Frau kollabierten in einem Haus in Südengland. Das Paar war dem Nervengift Nowitschok ausgesetzt.

Die Nachrichten ähneln erschreckend jenen, die Anfang März durch die Welt gingen und für Empörung sorgten: Zwei Menschen kämpfen derzeit im Krankenhaus im südenglischen Salisbury um ihr Leben, nachdem sie mit den Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurden. Das gab Scotland Yard am Mittwochabend in London bekannt. Wurden der Mann und die Frau, beide in den 40ern, Opfer eines Anschlags? Die Ermittler bewerten den Vorfall als „schwerwiegend“ – nicht nur, weil deren Wohnort Amesbury lediglich knapp 13 Kilometer entfernt von Salisbury liegt. Dort wurden vor vier Monaten der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia mit dem Kampfstoff Nowitschok angegriffen.

Sie waren bewusstlos auf einer Bank vor einem Einkaufszentrum gefunden worden. Die Regierung in London bezichtigt Moskau, hinter dem Attentat zu stecken. Der Kreml wies dies stets zurück. Vater und Tochter Skripal geht es mittlerweile besser. Die Beziehung zwischen dem Königreich und Russland hat sich aber kaum erholt. Und nun schweben erneut zwei Menschen in Lebensgefahr. Bislang kann sich niemand erklären, warum. Mittlerweile hat sich die britische Terrorabwehr eingeschaltet. Mit der Veröffentlichung von Details zu den Verletzten – Medienberichten zufolge handelt es sich um britische Staatsbürger – hielten sich die Behörden aber zurück.

Das Paar war am Samstagabend bewusstlos in seinem Zuhause in dem pittoresken Städtchen Amesbury entdeckt worden. Zunächst glaubte die Polizei an eine Überdosis Heroin, Kokain oder Crack. Seit Mittwoch ermittelt aber neben der Polizei der Grafschaft Wiltshire auch die Anti-Terror-Einheit von Scotland Yard.

Ähnlichkeiten zum Fall Skripal

Parks und andere öffentliche Orte, die die beiden zuletzt besucht haben, wurden vorsichtshalber abgesperrt. Offenbar hatten sie am Samstag ein Fest mit rund 200 anderen Gästen besucht, veranstaltet von der Baptistenkirche. Sie blieb am Mittwoch ebenfalls geschlossen, obwohl die Behörden einem Sprecher zufolge nicht davon ausgehen, dass eine „erhebliche Gesundheitsgefahr für die breite Öffentlichkeit“ besteht.

Britische Medien spekulierten, ob das Paar möglicherweise unabsichtlich mit dem Gift in Berührung gekommen sein könnte, das beim Anschlag auf die Skripals verwendet worden war.

Nowitschok war in der früheren Sowjetunion hergestellt worden. Das Attentat löste eine schwere internationale Krise aus. Zahlreiche westliche Staaten, auch Deutschland, wiesen Dutzende russische Diplomaten aus. Moskau reagierte mit ähnlichen Maßnahmen. Die Skripals leben inzwischen an einem unbekannten Ort.

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