Vorerst kein Urlaub in den Niederlanden Zeeland schickt Touristen zurück nach Hause

Elmpt · Über Ostern fahren Hunderttausende Deutsche traditionell für einige Tage in die Niederlande. In diesem Jahr wohl nicht. In der Grenzregion zu Deutschland wurden beliebte Shopping-Ziele geschlossen. Kritiker bemängeln das späte Handeln.

 In der niederländischen Region Zeeland, wie hier in Domburg, gilt ab Montag ein Übernachtungsverbot.

In der niederländischen Region Zeeland, wie hier in Domburg, gilt ab Montag ein Übernachtungsverbot.

Foto: Florian Ludwig

Auch wenn Einreisen aus Deutschland weiter erlaubt sind, empfiehlt Alexandra Johnen vom Online-Reiseführer „Holland.com“ Touristen, zu Hause zu bleiben. „Ich kann eine Reise derzeit nicht empfehlen, zumal es dort Einschränkungen im gesamten öffentlichen Leben gibt, ähnlich wie in Deutschland“, sagt Johnen.

Am Wochenende hat die bei deutschen Touristen beliebte niederländische Provinz Zeeland nun reagiert: Urlauber wurden zur sofortigen Abreise aufgerufen, am Montag um 12 Uhr tritt ein Übernachtungsverbot in Kraft. Die Sicherheitsbehörden der Provinz mit beliebten Urlaubsorten wie Domburg und Renesse begründen den Schritt damit, eine Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden zu wollen. Bereits zuvor waren Touristen gebeten worden, ihren Urlaub zu verschieben. Das Verbot umfasst alle touristischen Übernachtungsmöglichkeiten wie Hotels, Campingplätze, Stellplätze, Strandhütten, Boote und sogar die eigene Ferienwohnung.

Vorerst bis Mitte Mai

Die Maßnahmen sind vorerst bis 10. Mai angesetzt, können aber verlängert oder verkürzt werden. Grundsätzlich ist unklar, ob Urlauber, die in finanzielle Vorleistungen getreten sind, Geld zurückbekommen. Einige Parkbetreiber bieten den Touristen an, ihre bereits bezahlten Ferien kostenfrei auf einen anderen Zeitpunkt des Jahres zu verlegen.Die Grenzen zu den Niederlanden sind nach wie vor nahezu uneingeschränkt passierbar – obwohl der vom Coronavirus in Deutschland am stärksten betroffene Kreis Heinsberg direkt an die Niederlande grenzt.

Die meisten anderen deutschen Nachbarstaaten verfahren anders. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, ist die Ein- und Ausreise nach Österreich, Luxemburg, Frankreich, Dänemark und in die Schweiz nur noch mit einem triftigen Grund möglich. Die Niederlande haben zwar Mitte März ihre Grenzen für Nicht-EU-Bürger geschlossen.

Am deutsch-niederländischen Grenzübergang bei Elmpt ist von Kontrollen aber nichts zu bemerken.Kritiker bemängeln, dass die Niederlande zu spät auf die Pandemie reagiert hätten. „In Venlo sind alle Geschäfte geöffnet, das lockt Kunden aus NRW an. Umgekehrt versorgen sich wegen der geringeren Kosten auch weiterhin viele Niederländer in NRW“, sagt Sven Wolf, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

Mehrdad Mostofizadeh, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher für Gesundheit, Arbeit, Soziales und Kommunalpolitik der Grünen-Fraktion im Landtag, ist gegen eine Grenzschließung. „Die Länder Belgien, Niederlande und NRW verfügen in den Grenzregionen über eine gut gewachsene Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich des Gesundheits- und Rettungswesens“, so Mostofizadeh.

Einkaufsparadies ist geschlossen

Die Verbindung zwischen Roermond und Mönchengladbach ist eine der wichtigsten Achsen zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen – sowohl für den Warenaustausch als auch für die Privatbevölkerung. Letztere nutzt die Verbindung vor allem, um ins Designer-Outlet in Roermond zu fahren.

Erst seit rund einer Woche ist das Einkaufszentrum geschlossen. Für viele zu spät. Denn während man zu dem Zeitpunkt in Deutschland schon sehr strenge Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen hatte, konnte man in Roermond noch ungehindert shoppen gehen. Nun aber werden die deutschen Autofahrer mit digitalen Infotafeln begrüßt: „Outlet dicht, gesloten, geschlossen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Susanne Güsten, Istanbul,

zum deutsch-türkischen Verhältnis
Fokus neu setzen
Kommentar zum deutsch-türkischen VerhältnisFokus neu setzen
Aus dem Ressort