"Nichts mitbekommen" Nach rassistischem Vorfall: Ryanair bestreitet Vorwürfe

Dublin · Ryanair fürchtet nach dem rassistischen Ausfall eines Passagiers um den Ruf des Unternehmens. Der beschuldigte Reisende entschuldigt sich bei seinem Opfer, spielt den Vorfall aber herunter.

Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, nicht angemessen auf die rassistischen Ausfälle eines Passagiers reagiert zu haben.

In einer Maschine von Europas größter Billig-Airline hatte ein Reisender seine Sitznachbarin vergangene Woche unter anderem als "hässlichen schwarzen Bastard" beschimpft. Ryanair bezeichnete die Äußerungen in einer Mitteilung am Freitag als "bedauerlich und inakzeptabel" und entschuldigte sich bei der Frau. Berichte, die Crew habe den Vorfall nicht ernst genommen, seien aber "falsch und unbegründet".

Das Opfer und der Beschuldigte äußerten sich am Freitag beim britischen Fernsehsender ITV. Der Mann, David Mesher, entschuldigte sich bei der 77 Jahre alten Delsie Gayle, spielte seine rassistischen Ausfälle aber herunter.

Ein Mitreisender hatte den Vorfall kurz vor dem Abflug von Barcelona nach London gefilmt. Das Video verbreitete sich schnell in sozialen Netzwerken und löste massive Kritik an der Fluggesellschaft aus. Kritisiert wurde unter anderem, dass nicht der Pöbler aus dem Flugzeug verwiesen wurde, sondern sein Opfer auf einen anderen Platz gesetzt wurde. Spekuliert wurde, ob die Ryanair-Mitarbeiter durch chronischen Zeitdruck von einer entschiedeneren Reaktion gegen den Mann abgehalten worden sein könnten.

Ryanair wies die Anschuldigungen zurück. Die Flugbegleiter hätten die rassistischen Ausfälle nicht mitbekommen, so die Airline am Freitag. Wahrgenommen habe das Kabinenpersonal lediglich einen Streit zwischen den beiden Passagieren, der erfolgreich geschlichtet worden sei. Die Frau sei auf eigenen Wunsch umgesetzt worden.

Von den Äußerungen Meshers habe die Fluggesellschaft erst am Abend des Folgetags durch das ins Netz gestellte Video erfahren und umgehend Anzeige erstattet. Zudem habe sich Ryanair kurz darauf bei der Frau schriftlich entschuldigt. In dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es unter anderem, ein solches Verhalten werde nicht toleriert und mit lebenslangem Flugverbot bei Ryanair bestraft.

Der ausfällig gewordene Passagier äußerte sich am Freitag im britischen TV-Sender ITV zu dem Vorfall. "Ich habe wohl ein bisschen die Fassung verloren", sagte Mesher. Ein Rassist sei er aber "auf keinen Fall". Er entschuldigte sich bei Gayle für das entstandene Leid. Die zeigte sich nicht überzeugt von der Reue des Mannes. Sie leide seit dem Vorfall unter Schlafstörungen und bräche immer wieder in Tränen aus, berichtete sie.

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