Festnahme in Duisburg Nach Fund von totem Baby: Polizei entdeckt zweite Babyleiche

Duisburg/Kielce · In einer Altkleider-Sortieranlage in Polen wird ein totes Baby entdeckt. Die Kleider kamen aus Duisburg. Nun gibt es eine zweite Babyleiche - in Duisburg. Und eine Festnahme.

 Polizeispürhund "Amigo" und sein Hundeführer suchen nach Spuren an einem Altkleidercontainer.

Polizeispürhund "Amigo" und sein Hundeführer suchen nach Spuren an einem Altkleidercontainer.

Foto: Roland Weihrauch

Rund zwei Wochen nach dem Fund eines toten Babys aus Duisburg in einer Altkleidersortieranlage in Polen hat die Polizei in der Ruhrgebietsstadt eine weitere Babyleiche entdeckt - und eine 35 Jahre alte Tatverdächtige festgenommen.

Das in der Nacht auf Samstag in der Wohnung der Frau gefundene tote kleine Mädchen sei in Laken und Plastiktüten versteckt gewesen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Sonntag mit. Das städtische Jugendamt hatte die Frau betreut.

Sie gestand die Geburt dieses Kindes, bestreitet aber nach Angaben der Polizei, etwas mit dem toten Baby aus dem Altkleidercontainer zu tun zu haben. Der zuständige Richter erließ Haftbefehl wegen Totschlags - wegen des in der Wohnung der Frau im Stadtteil Rumeln gefundenen toten Mädchens. Für weitere Erkenntnisse über das Baby, also etwa, wann es zur Welt kam, müsse die Obduktion abgewartet werden, sagte ein Polizeisprecher. Mehr Informationen über den Fall wollen die Ermittler an diesem Montag mitteilen.

In der Nacht auf Samstag habe die Kriminalpolizei nach ersten Hinweisen die Wohnung durchsucht und auch Beweismaterial wie blutige Bettlaken gefunden, hieß es in der Mitteilung. Die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden dauern an.

Die Sprecherin von Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) zeigte sich in einer Mitteilung vom Sonntagabend "zutiefst erschüttert". Jugend- und Familiendezernent Thomas Krützberg habe umgehend mit der Aufarbeitung des Falls begonnen. "Wir bitten um Verständnis, dass wir in den nächsten Stunden keine weiteren inhaltlichen Fragen beantworten können, um dem Ergebnis der Untersuchung nicht vorzugreifen", erklärte die Sprecherin. "Wenn gesicherte Erkenntnisse vorliegen, werden wir selbstverständlich die Öffentlichkeit informieren."

Dem in Polen gefundenen toten Baby hatte die Polizei den Namen Mia gegeben. Es war am 17. November von Mitarbeitern einer Sortieranlage für Altkleider in der Stadt Kielce gefunden worden. Der Transport war aus Duisburg gekommen. Die Polizei geht davon aus, dass das Kind zwischen dem 31. Oktober und dem 8. November in Duisburg in einen Container gelegt wurde.

Nach bisherigen Erkenntnissen der polnischen Ermittler ist Mia lebend zur Welt gekommen. Dies bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kielce, Daniel Prokopowicz, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet. Das Mädchen habe vorläufigen Untersuchungen zufolge nach der Geburt eigenständig geatmet, so Prokopowicz. Endgültige Ergebnisse sollten in mehreren Wochen vorliegen.

Die polnische Staatsanwaltschaft, die in dem Fall ermittelt, habe von Beginn an mit deutschen Behörden zusammengearbeitet, sagte Prokopowicz. Dabei wurde unter anderem die Route des Fahrzeugs, in dem die Altkleider nach Polen gebracht wurden, geprüft. Bisherigen Erkenntnissen zufolge wurde der Wagen nach dem Start in Duisburg nicht geöffnet.

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