Mordversuch an 16-Jähriger: Angeklagter legt Geständnis ab

Essen · Eine 16-Jährige trifft sich abends mit einem Bekannten. Dabei wird sie von ihm fast umgebracht. Steckt hinter der Tat sogar ein Mordkomplott?

 Auf der Richterbank liegt ein Richterhammer aus Holz.

Auf der Richterbank liegt ein Richterhammer aus Holz.

Foto: Uli Deck/Archiv

Die Stiche kamen ohne Vorwarnung: Vor knapp sechs Monaten hat ein 20 Jahre alter Dorstener eine 16-jährige Bekannte mit einer brutalen Messerattacke um ein Haar ermordet. Seit Montag steht der Mann vor dem Essener Landgericht. Zum Prozessauftakt hat der 20-Jährige die Tat gestanden, dabei aber behauptet, dass ihn seine ebenfalls angeklagte Ex-Partnerin (27) zu der Tat angestiftet hat.

Es war der 4. September 2017, als der 20-jährige Dorstener seine 16-jährige Bekannte zu einem dunklen Schulhof lockte. Nach seinen Angaben sei es zu einem kurzen Streit über angeblich gefälschte WhatsApp-Nachrichten gekommen, dann habe er zum Messer gegriffen. Der erste Stich sei in die Schulter gegangen, der zweite in den Bauch, der dritte in den Kopf. "Sie ist dann auf die Knie gesackt", sagte der Angeklagte den Richtern. "Ich habe keinen Puls mehr gefühlt."

Das Leben der 16-Jährigen hatte nur durch eine Not-Operation gerettet werden können. Neben den tiefen Einstichen hatte die Jugendliche auch im Gesicht, am Hals und an den Händen Schnittverletzungen erlitten. "Es bestand akute Lebensgefahr", heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft.

Auslöser der Tat soll Eifersucht gewesen sein. Der 20-jährige Dorstener behauptete im Prozess, dass er von seiner mitangeklagten Partnerin zu der Bluttat gedrängt worden sei. "Sie hat zu mir gesagt, dass ich sie umbringen soll", sagte der Angeklagte den Richtern. Und zwar innerhalb von zwei Tagen. Sonst würde sie das übernehmen. "Sie hat mir sogar gesagt, dass ich in den Hals stechen und ihr die Pulsadern aufschneiden soll."

Genau das wird von der 27-jährigen Mitangeklagten jedoch bestritten. Sie hat am ersten Verhandlungstag zwar zugegeben, dass sie ihren Partner zum Tatort gefahren und auch bei der Beseitigung der blutigen Tatkleidung geholfen habe. Aber nur, weil sie einfach nicht Nein sagen könne. "Ich kann niemandem etwas abschlagen", sagte die Mutter einer vierjährigen Tochter vor Gericht. "Ich will eigentlich immer nur helfen."

Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen Mordversuch. Beide Angeklagte sitzen in Untersuchungshaft. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Mitte April zu rechnen.

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