Mit dem Tourismus steigt die Verschwendung Mallorca lechzt nach Wasser

Palma · Auf der Baleareninsel werden die Vorräte knapp. Die noch immer steigende Zahl der Touristen wird zum Problem.

 Der Stausee Gorg Blau ist für die Wasserversorgung auf Mallorca von großer Bedeutung. Bereits 2016 sank der Wasserspiegel bedrohlich.

Der Stausee Gorg Blau ist für die Wasserversorgung auf Mallorca von großer Bedeutung. Bereits 2016 sank der Wasserspiegel bedrohlich.

Foto: picture alliance / dpa

Immer weniger Regen und immer mehr Touristen, die auf Mallorca den Wasserverbrauch steigen lassen. Das hat Folgen auf Europas berühmtester Urlaubsinsel, die an ihre Grenzen stößt: Nach einem der trockensten Winter der letzten Jahrzehnte, in dem nach Angaben des staatlichen Wetteramtes Aemet rund 50 Prozent weniger Niederschläge fielen, steuert Mallorca auf eine bedenkliche Wasserknappheit zu.

Auf weiten Teilen der spanischen Mittelmeerinsel riefen die Behörden inzwischen die Vorwarnstufe gelb aus. Bei Aktivierung dieser „gelben“ Warnstufe wird das Trinkwasser noch nicht rationiert, aber die Einwohner und Urlauber werden eindringlich zum Wassersparen aufgerufen. Dieser Voralarm gilt aktuell auch in den touristischen Hochburgen rund um die Inselhauptstadt Palma.

Schon bei der Ankunft werden die Touristen auf die sich anbahnende Dürre eingestimmt. „Willkommen! Genießen Sie ihren Urlaub, und denken Sie daran, Wasser zu sparen“, heißt es in einer Videobotschaft, mit der die Regionalregierung der Balearischen Inseln, zu denen Mallorca gehört, die Reisenden begrüßt. Und: „Diese Inseln haben viel zu bieten, doch das Wasser ist knapp.“

In dem Video wird Mallorcas Regenmangel mit einem gläsernen, zweigeteilten Koffer illustriert. Die linke Kofferhälfte ist bis oben mit Wasser gefüllt und symbolisiert die mittlere Niederschlagsmenge in München. In der rechten Kofferhälfte ist nur der Boden mit Wasser bedeckt, was der durchschnittlichen Regenmenge auf den Balearen entspricht. Das vergleichende Bild ist mit dem Satz unterlegt: „An anderen Orten regnet es viel, aber nicht hier.“

Die Stauseen drohen auszutrocknen

Der Mangel lässt sich auch eine Autostunde nördlich der Inselhauptstadt Palma eindrucksvoll beobachten: Dort liegen im Tramuntana-Gebirgszug die einzigen beiden Trinkwassertalsperren der Insel. Die künstlichen Seen Cúber und Gorg Blau versorgen den Großraum Palma, wo annähernd 560 000 Menschen leben und wo in diesen Sommerwochen zudem Hunderttausende Touristen einquartiert sind.

Jetzt im Hochsommer fließen in Palma täglich rund 100 Millionen Liter aus Wasserhähnen und Duschköpfen. Entsprechend sinkt der Wasserspiegel der Talsperren kontinuierlich: Nach Angaben des kommunalen Wasserwerks Emaya sind die Seen nur noch zu 39 Prozent gefüllt.

Ohne starke Regenfälle in den nächsten Wochen könnten von den Seen bald nur noch Pfützen bleiben. Schon jetzt muss in Palma entsalztes Meerwasser beigemischt werden, um die Reserven in den Talsperren zu schonen. Dieser Mix ist genießbar, versichern die Behörden. Trotzdem bevorzugen die meisten Urlauber Mineralwasser. Zum wachsenden Regenmangel fügt sich ein steigender Wasserbedarf. Obwohl das Wasser auf der Mittelmeerinsel schon immer ein kostbares Gut war, hat der Gesamtverbrauch in den letzten Jahren nicht etwa abgenommen, sondern ist gestiegen. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes erhöhte sich der Wasserkonsum innerhalb von zwei Jahren um rund zehn Prozent.

Dies liegt zum einen daran, dass immer mehr Menschen auf die Insel kommen. Die Zahl der Einwohner, aber vor allem die Zahl der Touristen wächst. Im vergangenen Jahr wurde mit zwölf Millionen Urlaubern schon wieder ein neuer Rekord verzeichnet. In 2019 könnten es noch mehr werden: Im ersten Halbjahr wurde laut offizieller Statistik erneut ein Besucherplus von 2,7 Prozent registriert.

Immer mehr Swimmingpools werden gebaut

Mit dem Tourismus steigt aber auch die Verschwendung: So werden zum Beispiel immer mehr Swimmingpools gebaut, die dann meist mit Leitungswasser gefüllt werden. Nirgendwo in Spanien gibt es so viele Pools wie auf Mallorca und den balearischen Nachbarinseln. Rund 70 000 Schwimmbecken sollen es insgesamt sein, die meisten befinden sich auf der Hauptinsel Mallorca.

Nach einer Studie der Balearen-Universität in Palma aus dem Jahr 2018 verdampfen in diesen Pools in der Sommerhitze jährlich rund fünf Milliarden Liter Wasser. Das entspreche etwa einem Drittel des gesamten Fassungsvermögens der beiden Talsperren Cúber und Gorg Blau, berechneten die Forscher. Und sie warnen: „Das Wasser, das in den Schwimmbädern verdunstet, ist eine Bedrohung für die Wasserreserven auf den Balearischen Inseln.“

Aber nicht nur die Verbraucher sind für den hohen Wasserbedarf verantwortlich: Auch die kommunalen Versorgungsbetriebe auf Mallorca agieren nicht gerade vorbildlich: Rund ein Viertel des von ihnen ins Netz eingespeisten Wassers versickert auf dem Weg zum Endabnehmer im Erdreich, weil die Rohre kaputt oder leck sind.

Übrigens: Auf den Kanarischen Inseln oder in anderen spanischen Regionen sieht es in Sachen Wassermangel und Trockenheit nicht viel besser aus. Landesweit liegen die Niederschläge 26 Prozent unter denen des Vorjahres. Dies hat verheerende Folgen für Spaniens Wälder, die knochentrocken sind: Dieses Jahr verbrannten bereits fünf Mal mehr Forstflächen als im Vorjahr.

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