Abgabe von E-Zigarette an Kinder wird verboten Krebsforscher warnen: Einstiegsdroge fürs Rauchen

BERLIN · Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Abgabe von nikotinhaltigen E-Zigaretten an Jugendliche verbieten. Ein Sprecher sagte im Gespräch mit dem GA: "Hier sind Produkte auf dem Markt, die keinesfalls in die Hände von Kindern gelangen sollten. Die Ministerin will deshalb das Jugendschutzgesetz zügig novellieren."

 Beliebtes Mittel für die Schulpause: Die E-Zigarette.

Beliebtes Mittel für die Schulpause: Die E-Zigarette.

Foto: dpa

Der Gebrauch von E-Zigaretten und E-Shishas, bei denen eine Nikotinlösung eingeatmet wird, sei wegen des "Suchtstoffs und Nervengifts Nikotin mit deutlichen Gesundheitsrisiken verbunden".

Derzeit gibt es kein Abgabeverbot. An Schulen ist der Konsum von E-Zigaretten ein Trend, der Krebsforscher alarmiert. Aus einer unveröffentlichten Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht hervor, dass von den zwölf- bis 17-Jährigen jeder fünfte schon einmal eine E-Shisha und jeder zehnte eine E-Zigarette probiert hat.

Der Markt für E-Zigaretten boomt. 2013 wurde mit E-Zigaretten und E-Shishas, bei denen nikotinhaltige Flüssigkeiten verdampft werden, nach Branchenangaben 100 Millionen Euro Umsatz gemacht, 2014 könnte bereits die 200 Millionen-Euro-Schwelle überschritten worden sein. Immer mehr Raucher steigen auf die E-Zigarette um. Ihre Motive: Dampfen statt Rauchen ist billiger und gilt selbst unter Kritikern als nicht so gesundheitsschädlich. Bundesweit gibt es inzwischen schätzungsweise 2,5 Millionen Konsumenten von E-Zigaretten.

Darunter sind auch viele Kinder und Jugendliche. Es gibt derzeit keine gesetzliche Altersbeschränkung. Lange war die Politik untätig, nun will sie handeln. In der Branche stößt das Abgabeverbot überwiegend auf Zustimmung. Die Tabakindustrie fordert seit Langem Chancengleichheit und dass das Abgabeverbot von herkömmlichen Zigaretten auf die neuen Produkte ausgeweitet wird. Dac Sprengel vom Verband des E-Zigarettenhandels sagte: "Wir waren die ersten, die ein Abgabeverbot unserer Produkte an Kinder und Jugendliche bei der Politik eingefordert haben." E-Zigaretten seien geeignet für Erwachsene, "in Händen von Kindern haben sie nichts zu suchen".

Tatsächlich macht Kinder- und Jugendärzten und Krebsforschern vor allem die wachsende Verbreitung von E-Zigaretten und E-Shishas bei Jugendlichen Sorge. Vor allem die sogenannte E-Shisha ist beliebt. Dazu muss man wissen: E-Shishas arbeiten vielfach ohne nikotinhaltige Flüssigkeiten. Das Ministerium will nun aber nur die Abgabe von nikotinhaltigen Produkten an Jugendliche verbieten.

Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) widerspricht dem vehement. "Das Gesetz würde zu kurz greifen, wenn nur die Abgabe von nikotinhaltigen Flüssigkeiten verboten würde." Mit Zusatz- und Aromastoffen, die nach Kaffee, Früchten oder Schokolade schmeckten, seien E-Shishas gerade bei Jugendlichen im Visier. "Das ist die Einstiegsdroge für das Rauchen", so Pötschke-Langer.

Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) stimmt dieser Einschätzung zu. Er will dafür sorgen, dass das Abgabeverbot auch für nichtnikotinhaltige Substanzen gilt. Ein Ministeriumssprecher sagte: "Es ist in Ordnung, wenn starke Raucher zur Entwöhnung auf E-Zigaretten umsteigen." Es müsse aber verhindert werden, dass die Produkte den Einstieg ins Rauchen fördern.

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