Science-Fiction oder Wissenschaft Kopf-Transplantation ab 2017

Der italienische Neurowissenschaftler Sergio Canavero will schon in zwei Jahren eine Kopftransplantation durchführen. Er möchte sein Verfahren im Juni auf einer medizinischen Jahreskonferenz präsentieren. Mit welchen Problemen werden die Wissenschaftler konfrontiert?

Was macht den Menschen zum Menschen: sein Herz, sein Gehirn oder ein Zusammenspiel aus seinem ganzen Körper? Wenn es tatsächlich das Gehirn ist, dann wird die von Sergio Canavero angekündigte Kopf-Transplantation ein großer medizinischer Fortschritt sein - und auch ein riesiger für die gesamte Menschheit. Jedoch wird es sehr problematisch werden, wenn nicht nur das Gehirn die Persönlichkeit eines Menschen ausmacht, sondern ebenso sein Herz und sein gesamter Körper.

Schon 2013 hat der Neurowissenschaftler seine ersten Forschungsergebnisse für die eine Kopf-Transplantation in Italien präsentiert. Laut einem Artikel des New Scientist wird er bereits 2017 soweit fortgeschritten sein, dass er das Projekt in die Tat umsetzen kann. Sein Ziel ist es, das Leben von Menschen zu verlängern, die an Krebs erkrankt oder querschnittsgelähmt sind.

Das Verfahren

Im Prinzip plant der italienische Forscher, den Kopf einer lebendigen Person auf einen funktionstüchtigen Körper zu transplantieren.

Der Kopf des Empfängers und der Körper des Spenders sollen zunächst stark heruntergekühlt und dann abgetrennt werden. Das Rückenmark von Spender und Empfänger muss äußerst präzise voneinander getrennt werden. Dann soll der Kopf auf den Spenderkörper gesetzt und zusammengefügt werden. Der Forscher plant, mit einer bestimmten Chemikalie das Zusammenwachsen der Stränge zu fördern.

In einem Vortrag vergleicht er das menschliche Rückenmark mit einem Bündel Spaghetti: Wenn man Spaghetti kocht, kleben diese durch heißes Wasser zusammen. Diese spezielle Chemikalie würde einen ähnlichen Effekt haben und das Rückenmark miteinander verbinden.

Den genauen Ablauf dieser Transplantation wird Canavero im Juni diesen Jahres bei der jährlichen Konferenz derAmerican Academy of Neurological and Orthopaedic Surgeons (AANOS) in Annapolis, Maryland vorstellen.

Vergangene Versuche

Transplantationen dieser Art sind bisher noch nie an einem Menschen getestet worden. Jedoch gab es bereits 1970 einige Tierversuche: Der amerikanische Neurologe Robert White transplantierte den Kopf eines Rhesus-Affen auf den Körper eines anderen Primaten. Jedoch konnte sich das Tier nicht bewegen und verstarb nach einer Woche. Der russische Mediziner Vladimir Demikhov erschuf in den 50er Jahren einen zweiköpfigen Hund.

Kritik/Probleme

Experten, wie Dr. Uwe Meier, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN), stehen dieser neuen Forschungserkenntnis jedoch sehr kritisch gegenüber: "Der Kopf ist auf einen bestimmten Körper geeicht. Gehirn und Körperfunktionen haben sich gemeinsam und im Einklang miteinander entwickelt. Ob und wie der Kopf in der Lage sein wird, einen Körper zu steuern, der Signale von einem anderen Gehirn gewöhnt ist – darüber kann man nur spekulieren."

Auch ethische Fragen treten bei einer Kopf-Transplantation auf: Ist tatsächlich nur das Gefirn verantwortlich für die Persönlichkeit des Menschen? Wie lässt es sich entschuldigen, einem lebensfähigem Querschnittsgelähmten einen kompletten gesunden Körper zu geben, wenn einem totkranken Menschen mit einer Nieren- oder Herzspende aus demselben Körper das Leben gerettet werden könnte? Skurrile Medizinfälle

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