Sexuelle Gewalt gegen Frauen Joko und Klaas nutzen Sendezeit für eindringliche Ausstellung

Berlin · Wieder einmal haben Joko und Klaas ihre Sendezeit bei ProSieben abgegeben, um auf ein gesellschaftliches Problem hinzuweisen. Am Mittwochabend stellten sie in 15 Minuten eindringlich vor, wie sehr Frauen in Deutschland tagtäglich mit sexueller Gewalt zu kämpfen haben.

 Klaas Heufer-Umlauf (l) und Joko Winterscheidt haben sich den Themen sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt gewidmet.

Klaas Heufer-Umlauf (l) und Joko Winterscheidt haben sich den Themen sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt gewidmet.

Foto: Marius Becker

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben 15 Minuten Sendezeit bei ProSieben gewonnen - 15 Minuten, in denen sie machen durften, was sie wollen und in denen der Sender offiziell kein Mitspracherecht hat. 15 Minuten, in denen sich die beiden Entertainer in der vergangenen Woche über das parallel bei RTL laufende Programm amüsierten. An diesem Mittwochabend aber übergaben die beiden ihre Bühne an die Autorin und Moderatorin Sophie Paßmann und gaben einem Thema eindrucksvoll Raum: der sexuellen Belästigung und sexuellen Gewalt, die Frauen in Deutschland tagtäglich im Internet, im Büro, auf der Straße oder auf Partys erleben.

Paßmann nahm die Zuschauer mit in die kurzfristig aufgelegte Ausstellung "Männerwelten", in der Moderatorin Palina Rojinski zunächst eine Auswahl von Fotos zeigte, die ihr ungefragt in den sozialen Netzwerken geschickt wurden - Fotos von männlichen Geschlechtsteilen, meist erigiert. An der Wand der Ausstellungshalle hingen noch zahlreiche weitere solcher Fotos, von Rojinski mitgebracht oder auch von einigen Kolleginnen. Moderatorinnen, Journalistinnen und Youtuberinnen lasen in der Folge Kommentare vor, die im Internet über sie geschrieben werden. Laut Paßmann finden sich unter den Videos von weiblichen Influencerinnen im Schnitt 16 Prozent sexistische Kommentare, bei männlichen Null.

Eindringlich auch die Schilderungen von Frauen, wie sie sich in normalen Alltagssituationen plötzlich sexueller Belästigung gegenübersehen. Wie sie auf der Straße von wildfremden Männern auf übelste Weise zum Sexobjekt gemacht werden. "Dieser kleine Einblick wird nicht die Welt von Frauen verändern", sagt Paßmann zur Intention der Sendung. "Es wird nach dieser Sendung weitergehen. Wahrscheinlich müssen wir noch eine ganze Weile ertragen, dass diese Scheiße weitergeht. Wir müssen sie aber nicht akzeptieren. Wir können sie thematisieren, wir können sie zur Anzeige bringen."

Das Ende der Ausstellung beschäftigte sich dann mit der Frage, welche Kleidung Vergewaltigungsopfer getragen haben, denn dies sei eine der meistgestellten Fragen an die Opfer. Zusammen mit der Frauenrechtsorganisation Terre de Femmes wurden in der Show zum Abschluss die Kleidungsstücke von Vergewaltigungsopfern ausgestellt. Zu hören sind Antworten der Opfer auf die Frage nach der Kleidung, zu sehen alltägliche Kleidungsstücke wie ein Abendkleid, T-Shirt und Jeans, ein langer Rock oder auch ein Pyjama - in diesem Fall von einem jungen Mädchen.

Winterscheidt und Heufer-Umlauf nutzten am Mittwochabend zum wiederholten Mal ihre Bekanntheit, um auf Missstände in Deutschland und der Welt hinzuweisen. Schon zuvor traten sie ihre Sendezeit einmal ab, um beispielsweise der Bonner Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp Raum zu geben, um über die Situation von Flüchtlingen im Mittelmeer zu berichten. In den sozialen Netzwerken war das Echo nach der Sendung groß. "Ich schäme mich als Mann" war dort häufiger zu lesen. Ein anderer User schrieb „Was gerade bei Joko und Klaas passiert, zeigt mal wieder, dass die beiden mehr drauf haben als den TV-Clown. Extrem gut, extrem wichtig". Die beiden Entertainer selbst traten in den 15 Minuten nicht vor die Kamera.

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