Infantin Cristina als Angeklagte vor Gericht

Palma de Mallorca · Erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie steht eine nahe Verwandte des Königs als Angeklagte vor Gericht.

 Die spanische Infantin Cristina und ihr Ehemann Inaki Urdangarin auf dem Weg zum Gerichtssaal in Palma de Mallorca. Foto: epa

Die spanische Infantin Cristina und ihr Ehemann Inaki Urdangarin auf dem Weg zum Gerichtssaal in Palma de Mallorca. Foto: epa

Foto: DPA

In dem historischen Prozess in Palma de Mallorca wird die 50-jährige Infantin Cristina, die Schwester von König Felipe VI., beschuldigt, ihrem Ehemann Iñaki Urdangarin Beihilfe zum Steuerbetrug geleistet zu haben.

In dem am Montag eröffneten Prozess um eine weit verzweigte Korruptions- und Finanzaffäre sind neben den Royals 16 weitere Verdächtige angeklagt, darunter ehemalige Politiker und Regierungsbeamte. Der Skandal hatte dem Ansehen der Monarchie schweren Schaden zugefügt.

Die Verteidigung von Cristina stellte beim Prozessauftakt den Antrag, die Anklage gegen die Schwester des Königs zurückzuziehen. Sie begründete dies damit, dass die Anklageerhebung weder von der Staatsanwaltschaft noch von den Steuerbehörden als angeblichen Geschädigten unterstützt werde. Die Klage basiere allein auf dem Gesuch der Gewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände), die als Nebenkläger auftritt und acht Jahre Haft für die Infantin forderte.

Nach der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshof dürfe in einem solchen Fall keine Anklage erhoben werden, sagte der Rechtsanwalt Jesús María Silva. Der Sonderstaatsanwalt für Korruptionsdelikte, Pedro Horrach, schloss sich dem Antrag der Verteidigung an.

Demgegenüber argumentierte die Anwältin von Manos Limpias, es dürfe nicht der Anschein erweckt werden, dass Verwandte des Königs Straffreiheit genössen. Dies würde dem Ansehen der Justiz und des Königshauses schaden. Das Gericht muss bis Anfang Februar entscheiden, ob die Anklage gegen Cristina, die auf dem sechsten Rang der Thronfolge steht, aufrechterhalten wird.

Der Ex-Handballstar Urdangarin (47) ist einer der Hauptangeklagten in dem Verfahren, das voraussichtlich bis in den Sommer dauern wird. Die Anklage legt ihm zur Last, als Chef der gemeinnützigen Stiftung Nóos zusammen mit einem Geschäftspartner etwa sechs Millionen Euro unterschlagen zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn fast 20 Jahre Haft. Cristina und Urdangarin saßen zu Prozessbeginn in der letzten Reihe der Angeklagten.

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