Paris in der Corona-Krise In der Stadt der Liebe herrscht große Tristesse

Paris · Verrammelte Bistros, geschlossene Museen und leere Luxusboutiquen auf den Champs-Élysées – Paris bietet in der Corona-Krise ein Bild des Jammers.

 Der Eifelturm in Paris.

Der Eifelturm in Paris.

Foto: dpa/Christophe Archambault

Paris liegt in der roten Zone. Während in anderen Teilen Frankreichs – den grünen Zonen – die Menschen seit einigen Tagen wieder an den Stränden flanieren dürfen, bleiben in der Hauptstadt sogar die beliebten Parks geschlossen. Die Stadt der Liebe ist wie leergefegt. Die Regierung befürchtet, dass an sonnigen Tagen die Leute zu Zehntausenden in die Grünanlagen strömen könnten, weil sie zumindest ein kleines Stückchen der neuen Freiheit genießen möchten. Das Virus hätte dann keine Probleme, sich auszubreiten.

Über zwei Monaten waren die Franzosen praktisch kaserniert und durften nur in Ausnahmefällen und mit Passierschein ihre Wohnung verlassen. Dennoch hat die Pandemie bis zu diesem Zeitpunkt fast 30.000 Menschen im Land das Leben gekostet. Inzwischen sinken die Zahlen der Neuinfizierten fast täglich – im Ballungsraum Paris verharren sie allerdings auf hohem Niveau. „Wir sind im Krieg“, hatte Präsident Emmanuel Macron am 16. März erklärt, als er in einer dramatischen TV-Ansprache eine zunächst zweiwöchige Ausgangssperre verhängte, die dann mehrfach verlängert wurde.

Längst haben die Bistro-Besitzer in der Hauptstadt die Hoffnung aufgegeben, bald wieder ihre Tische auf die sonnenbeschienenen Terrassen zu stellen. Hinter den Glasfenstern der Cafés stapeln sich die Mitte März eilig zusammengeräumten Stühle, dazwischen stehen vertrocknete Pflanzen. Ein Bild, das an Tristesse kaum zu überbieten ist. Manche Wirte nutzen die Zeit, ihre Lokale zu renovieren. „Ich habe nun alles drei Mal geputzt und die Küche umgebaut“, klagt der Betreiber eines kleinen Restaurants unweit der Oper, „ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“ Seinen Abholservice hat er wieder eingestellt, denn er weiß nicht, für wen er kochen könnte. 36 Millionen Touristen, vor allem aus Asien, besuchen die Metropole an der Seine jedes Jahr, doch nun ist die Stadt wie leergefegt.

Auf den Champs-Élysées stehen sich die Verkäufer in den berühmten Luxusboutiquen die Beine in den Bauch. Kunden? Fehlanzeige! „Ich erkenne Paris nicht wieder“, sagt ein livrierter Türsteher vor dem edlen Geschäft von Cartier im Schatten des Arc de Triomphe. Das Corona-Virus hat sich wie Mehltau über die Stadt gelegt. Wer französische Leichtigkeit und Lebenslust sucht, der ist im Moment in Paris an der falschen Stelle.

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