Schadstoffbelastung steigt Grundwasser in NRW wird knapp

Düsseldorf · Die Natur bildet weniger frisches Grundwasser aus. Gleichzeitig steigt die Schadstoffbelastung. Noch leidet die Trinkwasserversorgung darunter nicht. Aber Experten fordern energische Gegenmaßnahmen.

 Symbolbild

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Foto: picture alliance / dpa/Jochen Eckel

Wasser steht den Verbrauchern in NRW in ausreichender Menge, hervorragender Qualität und zu günstigen Preisen von weit weniger als einem Cent pro Liter zu Verfügung. Und genau das ist das Problem: „Wir gehen alle zu sorglos mit Wasser um, weil wir immer genug davon hatten“, sagt Norwich Rüße. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag sieht deutliche Warnsignale für die Zukunft der Wasserversorgung in NRW. Rüße ist mit seiner Warnung nicht allein.

Auch eine wissenschaftliche Gemeinschaftsstudie von drei renommierten Forschungseinrichtungen in NRW, darunter ein Institut der RWTH Aachen, warnte kürzlich vor einer Bedrohung des Wassers durch eine „stetig wachsende Anzahl von Umweltschadstoffen“ und vernachlässigte Investitionen in die Wasser-Infrastruktur. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen Esser (CDU) sagt: „Egal, ob Nitrat, Pestizide, Chemikalien oder den Rückständen von Medikamenten: Die Belastungswirkung auf unsere Gewässer durch Schadstoffe ist groß.“

Unter anderem, weil die Klärwerke ganze Arbeit leisten, kommt von den Schadstoffen erstaunlich wenig im Trinkwasser an. Allerdings gibt es inzwischen so viele Faktoren, die auf die Qualität des Trinkwassers drücken, dass ein genauerer Blick sich lohnt. In einem über 200 Seiten starken Dossier hat die Landesregierung im Auftrag der Grünen den aktuellen Zustand der Wasserversorgung in NRW erfasst.

Den größten Grund zur Sorge scheint demnach die Entwicklung des Grundwassers zu geben. Den Daten zufolge hat sich die Neubildung frischen Grundwassers in den vergangenen 30 Jahren in etwa halbiert. Das nordrhein-westfälische Trinkwasser wird fast zur Hälfte aus Grundwasser gewonnen. Im laufenden Jahr mussten einige Kommunen in Ostwestfalen ihre Bürger bereits zum Wassersparen auffordern. Ein zusätzliches Problem ist, dass eine wachsende Menge von Schadstoffen sich in immer kleineren Grundwassermengen auflösen und ihre Konzentration dort folglich zunimmt.

Übereinstimmend machen Experten den Klimawandel für den drohenden Wassermangel verantwortlich. „Die Abstände zwischen den Ausnahme-Hitzejahren werden immer kürzer, und somit konnten sich die Grundwasserstände nicht immer vollständig erholen“, erklärt Rüße. Grundwasser bildet sich vor allem im Grünland. Die Grünland-Fläche in NRW hat sich seit 1970 auf 400 000 Hektar halbiert.

Auch die andere Hälfte des Trinkwassers, das in NRW vor allem aus Oberflächenwasser und Uferfiltraten gewonnen wird, scheint in Gefahr. „In 2018 sind Gewässer trockengefallen, etliche Pegel waren in 2018 auf historischem Niedrigwasserniveau“, dokumentiert das Umweltministerium.

Eine der größten Belastungen für die Qualität des Wassers geht von Nitrat aus: Rund 40 Prozent der Grundwasserkörper in NRW seien damit belastet, so Heinen-Essers Bericht. Landwirtschaftliches Düngen gilt als wesentliche Ursache. Bei 31,6 Prozent der Messstellen wurde der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter zuletzt überschritten, in der Spitze wurden sogar Werte bis zu 400 Milligramm pro Liter gemessen.

Die Grünen beklagen, dass in NRW keinerlei Daten zum Verkauf oder zur Verwendung von Pestiziden erhoben werden. „Bisher müssen die Wasserversorger die Kosten für die Folgen der Verschmutzung unseres Wassers tragen“, so Rüße. Die meisten Verschmutzungen könnten zwar herausgefiltert werden. Aber die Grünen plädieren dafür, die wachsenden Kosten den Pestizidherstellern aufzubürden – etwa über eine Art Umeltpauschale auf den Verkaufspreis. Außderdem fordern die Grünen Maßnahmen gegen die Flächenversiegelung, damit mehr Regen in den Boden gelangen kann.

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