Pläne für einen schwebenden Garten Grüne Oase über der Themse

LONDON · Ein schwebender Garten über der Themse, der verliebten Pärchen mitten im hektischen London eine Oase ist und gestressten Großstädtern etwas Ruhe inmitten Hunderter Bäume bietet. So stellen es sich die Befürworter der Garden Bridge vor.

Die grüne Brücke soll, wenn alles nach Plan verläuft, spätestens ab 2018 die Themse überspannen und vom Südufer der Southbank zur U-Bahn-Station Temple auf der Nordseite verlaufen. 366 Meter Natur, die lediglich für Fußgänger zugänglich sein sollen.

Das Projekt wird von einer Stiftung geleitet, die im Auftrag der Verkehrsgesellschaft Transport for London (TfL) mit der fantasievollen Wasserquerung ein neues Wahrzeichen für London schaffen will. Immerhin rühmt sich die britische Hauptstadt dafür, die grünste Metropole Europas zu sein. Da passt die Gartenbrücke ins Konzept, auch wenn die Finanzierung bislang nicht vollends steht.

Laut TfL kostet der Bau der Brücke bis zu 175 Millionen Pfund, umgerechnet etwa 220 Millionen Euro. Knapp 40 Millionen Euro will die Regierung beisteuern, genauso viel trägt die Londoner Verkehrsgesellschaft. Von privaten Spendern kamen ebenfalls schon rund 40 Millionen Euro zusammen, doch noch immer fehlt Geld.

Der Designer der Brücke, Thomas Heatherwick, macht deshalb unaufhörlich Werbung. "Es ist nicht einfach eine Brücke mit grünen Koteletten", sagte Heatherwick der Zeitung "The Guardian". Es sei ein richtiger Garten, von sechs Metern an der schmalsten bis zu 30 Metern an der breitesten Stelle, mit saisonalen Pflanzen und rund 270 Bäumen. Beistand erhält Heatherwick von der Initiatorin des Bauwerks, der Schauspielerin Joanna Lumley.

Bereits 1998 hatte sie die träumerische Idee, wobei damals noch von einer Gedenk-Gartenbrücke für die kurz zuvor verstorbene Prinzessin Diana gesprochen wurde. 2012 taten sie und Heatherwick sich zusammen und wagten einen neuen Versuch. Die Brücke werde "wie ein Diadem auf dem Kopf unserer fabelhaften Stadt sein" und "jeden bezaubern, der sie nutzt", schwärmt Lumley.

Der Entwurf wird auch von Bürgermeister Boris Johnson unterstützt. Der Wasserweg sei ein Teil seiner Vision von London im Jahr 2050. Schon bezeichnen Kritiker die Brücke als "Eitelkeitsprojekt" von Johnson. Der Abgeordnete Lord Davies of Oldham befand, dass das "sehr teure Kunstwerk" kaum als Transportmittel bezeichnet werden könne.

Val Shawcross, Labour-Verkehrssprecherin in London, meint: "Wenn der Bürgermeister 30 Millionen Pfund zum Ausgeben hat, sollte er sie für Brücken in Ost-London bereitstellen, was unserer Stadt echten wirtschaftlichen Nutzen bringen würde." Johnson räumte derweil ein, dass er nicht "wirklich sicher ist", wofür die Brücke gut sei - außer eine "wundervolle Umgebung für eine ordentliche Zigarette oder ein romantisches Treffen" zu schaffen.

Experten schätzen, dass die außergewöhnliche Brücke fast acht Millionen Touristen pro Jahr anziehen könnte. Auch die Londoner sind von dem Projekt angetan. Laut einer Umfrage befürworten 88 Prozent der Hauptstadtbewohner ihren Bau.

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