Tradition in Punxsutawney Frost oder Frühling? Murmeltier widerspricht Meteorologen

Washington · Temperaturschwankungen von 30 Grad und mehr binnen weniger Tage: Das Wetter in den USA spielt verrückt. Eine kurze Frühlings-Visite bringt den Amerikanern eine Verschnaufpause von der Kälte. Was sagt Murmeltier Phil zu den weiteren Aussichten?

 Punxsutawney Phil wird alljährlich am 2. Februar aus seinem Bau gezogen, um vorherzusagen, wie das Wetter wird.

Punxsutawney Phil wird alljährlich am 2. Februar aus seinem Bau gezogen, um vorherzusagen, wie das Wetter wird.

Foto: Gene J. Puskar/AP

Die Hoffnung bringt das Murmeltier: Während Meteorologen den US-Amerikanern nach einer kurzen Verschnaufpause in wenigen Tagen schon wieder klirrenden Frost vorhersagen, hat das Murmeltier Phil den Frühling angekündigt.

Bei dem traditionell am 2. Februar in der Kleinstadt Punxsutawney gefeierten Murmeltiertag hat Phil seinen Schatten nicht sehen können. Das bedeutet, ein warmer, angenehmer Frühling steht vor der Tür.

Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt: Phils seit 133 Jahren vorgetragene und inzwischen weltberühmt gewordene Wettervorhersage ist mit großer Vorsicht zu genießen: Nur in weniger als 40 Prozent der Fälle war sie akkurat - nach Angaben des austragenden "Groundhog"-Clubs nicht etwa wegen meteorologischer Schwächen des Tierchens, sondern wegen Übersetzungsfehlern aus der Murmeltiersprache.

Meteorologen zufolge könnte der vom Murmeltier angekündigte Frühling nur von kurzer Dauer sein. Nach arktischem Frost mit Temperaturen von teils weit unterhalb von minus 30 Grad Celsius sprang das Thermometer am Wochenende deutlich nach oben. In Chicago, einem der Zentren der kalten Temperaturen der vergangenen Tage, wurden schon am Samstagmorgen Plusgrade gemessen. Doch schon Mitte der kommenden Woche naht die nächste Kältewelle. Spätestens am Freitag soll es wieder klirrend kalt werden, sagt der Wetterdienst voraus.

Ungemach droht auch dem Westen der USA: In Kalifornien soll es zu teils heftigen Stürmen kommen - mit ergiebigen Regenfällen an der Küste und viel Schnee in den Bergen. In einigen Gegenden wurden vorsorglich Straßen gesperrt.

In vielen Städten werden durch die großen Temperaturschwankungen Probleme wie berstende Versorgungsleitungen, Schlaglöcher in den Straßen und instabile Brücken befürchtet. Gegenden, die im Sommer von verheerenden Waldbränden betroffen waren, drohen nun Überflutungen.

In Chicago war es am Donnerstag mit minus 29 Grad Celsius kälter als an allen bisherigen letzten Januartagen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1870. Die Millionenmetropole verzeichnete 52 Stunden am Stück Temperaturen von unter 0 Grad Fahrenheit, das entspricht minus 18 Grad Celsius. Tatsächlich war es in Chicago nach einem Bericht des Senders NBC zeitweise sogar kälter als in Sibirien, am Südpol, auf dem Mount Everest oder in Alaska.

Die "New York Times" berichtete, landesweit seien im Zusammenhang mit der arktischen Kälte mehr als 20 Todesfälle gemeldet worden. Behörden machten demnach die extremen Temperaturen unter anderem für den Tod eines 18-jährigen Studenten in Iowa verantwortlich. Er war bewusstlos auf dem Campusgelände gefunden worden und später im Krankenhaus gestorben. Einige der Todesopfer seien erfroren, andere bei wetterbedingten Unfällen gestorben, hieß es.

Die Kälte führte vereinzelt zu Stromausfällen, insgesamt hielt das vergleichsweise fragile US-Stromnetz aber Stand. Ökonomen gehen davon aus, dass deswegen auch der wirtschaftliche Schaden des Dauerfrostes überschaubar bleibt - die Behinderungen für das öffentliche Leben konnten in Grenzen gehalten werden.

Verantwortlich für die beißende Kälte war der sogenannte Polarwirbel. Diese Luftströmung entsteht nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) regelmäßig am Pol, wenn im Winter keine Sonne durch die arktische Dauernacht dringt, die die Kaltluft wärmen könnte. Das dabei entstehende sogenannte Höhentief kann auf der Nordhalbkugel kräftige westliche Winde erzeugen. Während der Polarwirbel normalerweise stabil mit seinem Zentrum über der Arktis bleibt, breitete er sich in den vergangenen Tagen aber ungewöhnlich weit nach Süden aus.

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