300 Meter unter der Erde Fondue und Liebesbriefe für eingeschlossene Höhlentouristen

Bern · Hochwasser versperrt sieben Touristen in einer Höhle in der Schweiz den Ausgang. Sie müssen 300 Meter unter der Erde ausharren - werden aber versorgt, auch mit Post von den Liebsten.

Eingang zur Höhle Hölloch: Seit Sonntag ist eine Touristengruppe hier wegen eines Wassereinbruchs eingeschlossen.

Eingang zur Höhle Hölloch: Seit Sonntag ist eine Touristengruppe hier wegen eines Wassereinbruchs eingeschlossen.

Foto: Urs Flueeler

Fondue essen, Karten spielen, Liebesbriefe lesen - für sieben Touristen, die seit Tagen in einer Schweizer Höhle festsitzen, ist Zeitvertreib angesagt.

"Es ist niemand verletzt, die Stimmung ist gut", versicherte Peter Draganits von der Firma Trekking Outdoor Team, die die Tour organisiert hatte, der Deutschen Presse-Agentur.

Am Mittwoch erreichten wieder Profikletterer die Männer zwischen 25 und 55 Jahren und versorgten sie mit Päckchen ihrer Angehörigen. Die erhoffte Rettung verzögerte sich aber weiter. Wegen zusätzlicher starker Regenfälle sei eine Bergung wohl erst am Wochenende möglich, teilte die Kantonspolizei Schwyz mit.

Schon am Sonntag hatten Profikletterer die Eingeschlossenen im Hölloch erreicht, einem der größten Höhlensysteme der Welt rund 75 Kilometer südlich von Zürich. Nun wurde Nachschub geliefert, neben den Päckchen mit Briefen, Büchern und Überraschungen auch vitaminreicher Feldsalat und neue Batterien, wie Draganits sagte.

Die Profis erreichten das Biwak rund 300 Meter unter dem Gestein seinen Angaben zufolge über eine schwierige Route, die für die Touristen zu gefährlich sei. Deshalb müssten sie warten, bis das Wasser, das ihnen den Ausweg versperrt, abgelaufen sei. Es seien aber ständig erfahrene Höhlenkenner bei ihnen, darunter ein Sanitäter.

"Dort unten gibt es Licht, Toiletten, fließend Trinkwasser, eine Küche mit Tischen und gepolsterten Stühlen - das ist wie eine Berghütte, in der man eingeschneit ist", sagte Draganits. Das Biwak liegt in einem geräumigen Gewölbe mit meterhoher Decke, wie auf Fotos zu sehen ist.

Geschlafen wird auf dicken Isomatten und mit dicken Schlafsäcken. In dem Biwak gibt es nach Angaben von Draganits Kleidungs- und Essensvorräte, etwa Spaghetti und Schweizer Rösti, ein Kartoffelgericht sowie Käsefondue. "Gestern hatte einer Geburtstag, da gab es Schokoladencreme zum Nachtisch", sagte er.

"Wichtig ist eine Tagesstruktur", sagte der Höhlenkenner. Die Männer machten kleine Ausflüge, etwa zu einem unterirdischen Wasserfall oder einer Tropfsteinhöhle. Gestern hätten einige aus Lehm eine Abenteuerburg gebaut. Es gebe auch Hängematten und gute Bücher. Ansonsten: "Viel reden und heißen Tee trinken." In der Höhle sind konstant sechs Grad.

Einen Höhlenkoller bei den Männern fürchtet Draganits nicht. Schließlich sei niemand mit Klaustrophobie - Angst in geschlossenen Räumen - dabei. Wer daran leide, buche ohnehin keine Höhletour. "Natürlich gibt es mal Durchhänger, dass man seine Freundin vermisst oder endlich ein gutes Schnitzel will", sagt er. Alkohol gebe es dagegen, um zum Essen ein Glas Wein zu trinken. Wenn die Vorräte aufgebraucht seien, gebe es dafür aber keinen Nachschub. "Das gehört nicht zu den Prioritäten."

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