Fashionweek in Paris Ein Laufsteg für Reiche, Schöne und Freaks

Paris · In Paris trifft sich in diesen Tagen bei den Haute-Couture-Schauen die Welt der Mode. Für Aufregung sorgt ein prominenter Abschied.

 Haute Couture auf der Fashionweek in Paris. (Symbolbild)

Haute Couture auf der Fashionweek in Paris. (Symbolbild)

Foto: dpa

Ganz Paris ist ein einziger Laufsteg. Pfauenartig gekleidete Mode-Freaks stolzieren in der milden Wintersonne über die Champs-Élysées, kichernde Models steigen in kleinen Gruppen vor Luxusboutiquen aus dunklen Limousinen und in der Nähe von teuren Nobelherbergen lauern Fotografen auf prominente Beute. Der Grund: im französischen Mekka der Modewelt haben die Haute-Couture-Schauen begonnen, gezeigt werden die neuen Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2020.

Für die größte Überraschung war allerdings gesorgt, bevor das erste Model den Laufsteg betreten hatten. Der französische Modemacher Jean-Paul Gaultier erklärte am Freitag über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass in Paris seine letzte Haute-Couture-Schau stattfinden werde und er seine seit 50 Jahre andauernden Karriere beende - doch dieses Ende sei auch ein neuer Anfang. „Ich versichere, Gaultier Paris wird weitermachen. Die Haute Couture geht weiter. Ich habe ein neues Konzept.“ Darüber werde er aber erst später berichten, sagte der fröhlich-aufgekratzt wirkende 67-jährige scherzend.

Jean-Paul Gaultier ist nun also Vergangenheit, doch in Paris präsentiert sich auch die Zukunft. Dazu gehört, dass zum ersten Mal zwei Designer aus Afrika und Indien in den erlauchten Kreis von rund 30 Modemachern aufgenommen wurden, die ihre Ideen auf dem Laufsteg zeigen dürfen. Zur größten Überraschungen zählt der in der Öffentlichkeit praktisch unbekannte Imane Ayissi aus Kamerun. Wie viele der neuen Modemachter, setzt er auf nachhaltige Produktionsweisen und verwendet vor allem Stoffe, deren Rohmaterialien aus biologischem Anbau stammen.

Zu den Vertretern einer nachhaltigen Mode zählt auch der Inder Rahul Mishra. Er will nicht nur umweltgerecht produzieren, er sieht seine Aufgabe darin, den Menschen in seinem Land zu helfen. „Mein Ziel ist es, Arbeitsplätze aufzubauen“, erklärt Mishra. Dazu will er die Produktion in den Dörfern stärken. „Die Arbeit soll zu den Leuten kommen und nicht die Leute zur Arbeit.“

Die Ansprüche der Modebranche an sich selbst verändern sich, doch wie schnell man an allzu hohen Erwartungen scheitern kann, zeigte in Paris die Haute-Couture-Schau von Dior. Maria Grazia Chiuri, die Kreativdirektorin des Hauses Christian Dior, versprach dem Publikum eine Art feministischer Vision. „Was, wenn Frauen die Welt regierten?“, ließ sie auf einen der riesigen Wandteppiche sticken, die wie Prozessionsfahnen den Laufsteg zierten. „Gäbe es dann Gewalt?“ oder „Wäre die Erde dann geschützt?“ war auf anderen zu lesen.

Mit der Installation war die US-Künstlerin und Feministin Judy Chicago beauftragt, aus den Lautsprechern drang Musik der Isländerin Björk. In Chiuris Kleider selbst aber spiegelte sich dieser feministisch-kämpferische Ansatz nicht wieder – im Gegenteil, sie waren eine Ode an die Weiblichkeit. In wehenden, bodenlangen Chiffonkleidern in Gold- und Metallic-Tönen sahen ihre Models aus wie griechische Göttinnen. Und entsprachen damit exakt dem Bild, das sich Männer seit vielen Tausend Jahren von Frauen machen.

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