Sekte in Chile Erste Opfer der Colonia Dignidad erhalten Geld aus Deutschland

Santiago de Chile/Berlin · Zehn Jahre nach dem Tod des deutschen Sektenführers Paul Schäfer haben erste Opfer der Colonia Dignidad in Chile eine finanzielle Entschädigung für ihr jahrzehntelanges Leid erhalten.

 Ansicht eines Zimmers in der Villa Baviera, der als "Colonia Dignidad" bekannten deutschen Siedlung unter der Leitung von Paul Schäfer, Gründer und ehemaliger Leiter einer Sekte und landwirtschaftlichen Gemeinde deutscher Einwanderer, in der Nähe von Parral.

Ansicht eines Zimmers in der Villa Baviera, der als "Colonia Dignidad" bekannten deutschen Siedlung unter der Leitung von Paul Schäfer, Gründer und ehemaliger Leiter einer Sekte und landwirtschaftlichen Gemeinde deutscher Einwanderer, in der Nähe von Parral.

Foto: dpa/Benjamin Hernandez

„Die ersten Direktzahlungen sind jetzt vor wenigen Tagen an die Opfer gegangen“, sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand, der Deutschen Presse-Agentur. Rund 20 Betroffene in Chile und Deutschland hätten die Hilfsleistungen in Höhe von bis zu 10.000 Euro bereits erhalten.

Bis Ende des Jahres soll das Geld an alle etwa 200 Opfer geflossen sein. „Wir haben im Bundestag überparteilich eine Regelung erreicht, die sowohl symbolisch eine Geste Deutschlands an die Opfer eines verbrecherischen Deutschen bedeutet als auch in Zukunft die Betreuung von Opfern im Bereich Pflege und Alter ermöglichen soll“, sagte Brand. Eine gemeinsame Kommission aus Bundestag und Bundesregierung hat insgesamt 3,5 Millionen Euro für die finanziellen Hilfen veranschlagt.

Der Laienprediger Paul Schäfer war mit seinen Anhängern Anfang der 60er Jahre von Deutschland nach Chile gezogen und hatte am Fuße der Anden die Colonia Dignidad (Kolonie der Würde) gegründet. Jahrzehntelang ließ er die Sektenmitglieder dort ohne Lohn arbeiten, riss Familien auseinander und missbrauchte Kinder. Während der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet wurden auf dem riesigen Areal zudem Regimegegner gefoltert und ermordet.

Schäfer wurde 2005 in Argentinien gefasst und wegen sexuellen Missbrauchs und Körperverletzung verurteilt. Er starb am 24. April 2010 in einem Gefängnis in Chile.

(dpa)
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