Ferienflieger aus Düsseldorf Erste deutsche Touristen auf Mallorca gelandet

Palma de Mallorca · Auf den Balearen ist ein ehrgeiziges Projekt mit 10.900 deutschen Urlaubern gestartet - darunter auch welche aus Bonn. Mit dem Versuch will man ausloten, wie der Reiseverkehr und Tourismus nach dem Corona-Shutdown wieder umgesetzt werden kann.

 Deutsche Touristen sitzen im Außenbereich einer Bar am Strand von Palma de Mallorca. Nach wochenlanger Corona-Pause ist am Montagvormittag erstmals wieder eine Maschine mit Urlaubern aus Deutschland in Mallorca gelandet.

Deutsche Touristen sitzen im Außenbereich einer Bar am Strand von Palma de Mallorca. Nach wochenlanger Corona-Pause ist am Montagvormittag erstmals wieder eine Maschine mit Urlaubern aus Deutschland in Mallorca gelandet.

Foto: dpa/Joan Mateu

Ein mulmiges Gefühl habe sie schon ein bisschen gehabt, als sie am Morgen in das Flugzeug gestiegen sei. „Doch ich war noch nie auf Mallorca und wollte die Insel jetzt unbedingt so leer erleben, wie sie wohl nie wieder sein wird.“ Antonia Tobor aus Bonn ist eine von 189 Passagieren, die am Montag an Bord des TUIfly-Fliegers X3 2312 auf die Baleareninsel geflogen ist – und dort von rund 200 internationalen Journalisten begrüßt wurde. Denn die Maschine, die am frühen Morgen in Düsseldorf gestartet war, ist der erste deutsche Ferienflieger, der nach dem Corona-Shutdown wieder ein Urlaubsreiseziel anfliegt. Entsprechend groß ist das Medieninteresse am Flughafen Son Sant Joan.

Die 189 Passagiere aus Düsseldorf – neben Urlaubern auch jede Menge Journalisten und Vertreter von Reiseunternehmen – gehören zu insgesamt 10.900 Reisenden, die in den kommenden sieben Tagen im Rahmen eines Pilotprojekts sozusagen als Test-Urlauber prüfen sollen, wie der Reiseverkehr und Tourismus in Spanien und Europa nach dem Shutdown wieder ablaufen könnte.

Die 10.900 Test-Touristen sind gerade einmal knapp ein Prozent der ansonsten zu dieser Jahreszeit üblicherweise auf Mallorca weilenden Urlauber. Die Hoffnung bei den Verantwortlichen, mit den nach und nach einreisenden Deutschen endlich wieder den Tourismus auf Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera hochfahren zu können, ist groß.

Pilotprojekt wurde verkürzt

Eigentlich sollte das ehrgeizige Projekt, mit dem sich die Balearen in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter TUI auch ganz medienwirksam als sicheres Reiseziel in Europa präsentieren wollen, zwei Wochen dauern. Doch am Wochenende kündigte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez überraschend an, dass sein Land bereits ab dem 21. Juni die Grenzen wieder öffnen werde. Damit fällt auch das Pilotprojekt um eine Woche kürzer aus.

 Antonia und Thomas Tobor aus Bonn sind am Montag an Bord des TUIfly-Fliegers X3 2312 auf die Baleareninsel geflogen.

Antonia und Thomas Tobor aus Bonn sind am Montag an Bord des TUIfly-Fliegers X3 2312 auf die Baleareninsel geflogen.

Foto: Michael Wrobel

Nicht ganz so wie geplant verlief auch die Ankunft des Fliegers aus Düsseldorf. Mit einer Verspätung von rund einer halben Stunde setzte die Maschine um 10.56 Uhr auf der Landebahn auf Mallorca auf – und läutete damit offiziell den Beginn der Sommersaison auf den Balearen ein. Und das nach drei Monaten, in denen die Insel wegen der Corona-Pandemie beinahe komplett abgeriegelt war.

Genau diesen Moment wollte Antonia Tobor mit ihrem Mann erleben. „Wir haben ganz bewusst diesen ersten Flieger gebucht“, so Thomas Tobor. „Ich fand es total spannend und habe sofort zugeschlagen, als die Buchungen möglich waren“, verrät der Bonner unter seinem Mundschutz. Den musste das Paar - wie alle anderen Passagiere - auch an Bord des Flugzeugs tragen. Ansonsten sei es ein entspannter Flug gewesen. „Wir mussten ein Formular ausfüllen, damit die Behörden wissen, wo wir in den nächsten Tagen sein werden – falls es Rückfragen gibt.“

Fiebermessung nach Landung

Nach ihrer Landung wurde bei Antonia und Thomas Tobor sowie den anderen Mitreisenden zunächst Fieber gemessen. Auf einen Covid-19-Test wird im Rahmen des Pilotprojekts verzichtet. Gleiches gilt für die eigentlich noch bestehende Quarantänepflicht für alle Einreisenden nach Spanien. Dafür mussten alle an Bord ein Gesundheitsformular ausfüllen. Wer keine Symptome aufwies, durfte direkt in seine Unterkunft weiterreisen. In insgesamt vier Hotels werden die deutschen Mallorca-Urlauber in den kommenden Tagen untergebracht. Eines davon ist das frisch renovierte RIU-Hotel Concordia, in dem auch die Tobors wohnen werden.

Beim Check-In im Concordia geht es relativ gelassen zu. Damit die Urlauber den Sicherheitsabstand einhalten können, sind Absperrbänder vor der Rezeption gespannt. Bodenmarkierungen weisen den Urlaubern die Laufwege. Überall in der Lobby stehen Spender mit Desinfektionsmittel. Die Rezeptionisten stehen derweil hinter Glasscheiben. „Das kennt man ja schon aus Deutschland aus den Supermärkten“, sagt eine junge Frau. „Sicherheit geht eben vor – auch im Urlaub.“

Doch was passiert, wenn einer der Urlauber doch an Covid-19 erkrankt? Dann muss er sich zunächst einem Test unterziehen. Fällt dieser dann tatsächlich positiv aus, wird ihm und seiner Familie ein spezielles Quartier in einer Apartmentanlage in der Gemeinde Calvià zugewiesen, wo er unter Quarantäne gestellt wird.

Nicht alle Einwohner sehen das Projekt positiv

Die knapp 11.000 Urlauber sind fast doppelt so viele wie anfangs geplant. Auch diese Tatsache ruft bei den Einheimischen durchaus kritische Stimmen hervor: „Es ist empörend, dass man mit den Anwohnern der Playa de Palma Experimente macht – speziell mit unserer Gesundheit“, klagte im Vorfeld des Projektes Biel Barceló von der Anwohnervereinigung Ciutat d'es Arenal. Das Virus sei zwar unter Kontrolle, aber schließlich weiterhin vorhanden.

Ähnlich sieht das Joan Garcia, der seit mehr als zehn Jahren in der Nähe des Hotels Concordia wohnt. Zwar sei es wichtig, dass der Tourismus auf Mallorca wieder aufgenommen werde, doch er empfinde das Tempo als zu schnell. „Vor kurzem waren wir noch alle in unseren Wohnungen eingesperrt und jetzt kommen in kurzer Zeit knapp 11.000 Touristen auf die Insel. Das halte ich nicht für sinnvoll.“ Er sehe vor allem ein Risiko darin, dass die Urlauber dicht gedrängt im Flugzeug sitzen würden. „Hoffentlich wirft uns das Ganze nicht wieder zurück.“

Eine Frau, die ihren Namen nicht nennen will, freut sich dagegen auf die Deutschen: „Wir leben schließlich vom Tourismus“, sagt die Frau, die als Kellnerin in einer Bar in der Nähe des Ballermanns arbeitet. „Seit der letzten Saison habe ich nichts mehr verdient. Es wird Zeit, dass es nun endlich wieder los geht.“

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