Mit nacktem Fuß und Klostein Erfundenes Restaurant landet bei Tripadvisor an der Spitze

London · Oobah Butler hat seine Gartenlaube auf dem Bewertungsportal Tripadvisor zum vermeintlichen Top-Restaurant Londons gemacht. Allerdings: In den Räumlichkeiten war nie eine Gaststätte.

Gehören Sie auch zu den Menschen, die wenn es um die Wahl eines Restaurants geht, viel auf Bewertungen im Internet geben? Wenn ja, dann wären Sie bis vor kurzem wohl nicht um „The Shed at Dulwich“ herumgekommen – zumindest in London. Zurecht, schließlich handelt es sich der Bewertungsplattform Tripadvisor zufolge um eines der besten Restaurants der britischen Metropole. Fotos zeugen davon: Zur Hauptspeise ein köstlich angerichtetes Spiegelei auf einem zarten Stück Putenfilet, zum Nachtisch ein Dessert zum Dahinschmelzen. Zu gut, um wahr zu sein? Richtig.

Das so hochgelobte Restaurant ist nämlich nichts anderes als eine große Lüge. Oobah Butler, Autor beim Lifestylemagazin Vice, wollte aufdecken, wie leicht Bewertungen im Netz manipulierbar sind. Früher, berichtet er, schrieb er gegen ein Taschengeld der jeweiligen Restaurantbetreiber positive Bewertungen, ohne je in den Gaststätten gegessen zu haben.

Ihm wurde klar, dass Tripadvisor eine falsche Realität darstellt, und so wuchs in ihm der Gedanke, es auf die Spitze zu treiben: Seine alte Gartenlaube sollte zu dem Top-Restaurant der Stadt werden – ohne jeglichen gastronomischen Hintergrund. Eine Telefonnummer und Homepage zur Verifizierung und los ging die Erfolgsgeschichte. Falsche Bewertungen von Freunden, gefakete Mahlzeiten – das erwähnte Putenfilet ist übrigens Butlers clever in Szene gebrachter Fuß, das Dessert Klostein – und am 1. November dieses Jahres das schier Unglaubliche: Das nicht-existierende Restaurants belegte unter über 18 000 gelisteten Gaststätten in London den ersten Rang.

Butler löste den Fake gegenüber Tripadvisor schließlich auf und die Plattform löschte das Restaurant mit dem Hinweis, dass nur Journalisten solche Fakes erfinden würden, um sie zu testen. Stimmt in dem Fall, der aber auch zeigt, dass Bewertungsportale selbst Bewertungsportale bräuchten.

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