29. Februar Ein tolles Datum mit kleinen Tücken

BONN · Geboren am 29. Februar: Bonner Schaltjahrkinder aus drei Generationen erzählen von ihren Erfahrungen.

 Tanja Bungartz (l.), Gisela Bauch und die kleine Leni feiern heute endlich an dem richtigen Datum Geburtstag.

Tanja Bungartz (l.), Gisela Bauch und die kleine Leni feiern heute endlich an dem richtigen Datum Geburtstag.

Foto: Stefan Knopp

Ein großes Bett hat sich Leni zu ihrem vierten Geburtstag gewünscht, und ein Fahrrad, natürlich rosafarben und mit Prinzessin-Lillifee-Motiv. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, dass sie das auch bekommt, denn immerhin ist es ihr erster richtiger Geburtstag, den sie auch am eigentlichen Datum feiern kann: „Ich bin ein Schaltjahrkind.“

Diese Besonderheit hat sie mit Tanja Bungartz und Gisela Bauch gemein: Sie alle wurden an diesem einen Tag geboren, den es nur alle vier Jahre einmal gibt. Bungartz wird 36 Jahre alt – kaum auf der Welt, stand sie auch schon im General-Anzeiger als eins der Neugeborenen vom 29. Februar 1980. Den Artikel hat die Bonnerin aufgehoben, er ist nur einen Tag jünger als sie. Und Gisela Bauch wird sogar 80 – dieses Alter sieht man ihr aber nicht an.

Der 80. müsse auf jeden Fall gefeiert werden, sagt die gebürtige Gelsenkirchenerin, die ihren Mann im Bonner Karneval kennen lernte und deshalb seit 55 Jahren hier lebt. Sie erinnert sich auch an ihren 40. Geburtstag. Den habe sie groß gefeiert. „Auf einmal hält ein Bus mit Pauken und Trompeten vor dem Haus und ich wurde von einem Tambourcorps überrascht.“ Heute kommt nur ein kleiner Freundeskreis zusammen, die große Feier steigt am Wochenende. Auch Tanja Bungartz feiert heute nur klein, aber Leni macht eine große Kindersause mit all ihren Freundinnen.

Ja, dieses spezielle Geburtsdatum bringt einige Kuriositäten mit sich. Natürlich kann man den 50. feiern, aber der wird nie ein Schaltjahr sein. also wird der 40. zum ganz besonderen Alter. Und nicht immer ist die Technik darauf eingestellt. Das hatte Gisela Bauch in einem Krankenhaus erlebt. „Die Geräte waren nicht auf das Datum geeicht.“

Immer müssen sie sich fragen, wann sie außerhalb von Schaltjahren feiern. „Ich bin ein Februarkind“, betont Bauch. Für sie bedeute das, dass sie ihren Geburtstag am 28. Februar feiert. Das kommt für Bungartz nicht in Frage: „meine Mutter sagte immer, vorfeiern bringt Unglück.“ Deshalb ist für sie der 1. März das übliche Geburtstagsdatum.

Lenis Mutter Sandra Voss-Labeth erinnert sich an die Nacht vor vier Jahren zurück. „Im Kreißsaal war gar nichts los.“ Scheinbar war der 29. Februar 2012 kein begehrter Tag, um Kinder zu bekommen. Deshalb konnten die Krankenhaus-Mitarbeiter ihr volle Aufmerksamkeit widmen. „Erst war der 8. März angedacht, aber dann hat sie Gas gegeben.“ Leni, die auch noch Vollmondkind ist, machte es spannend und kam schließlich nachts um 0.42 Uhr zur Welt.

Bei Bungartz' Geburt war das anders: Die kleine Tanja Yvonne kam um 2.45 Uhr und war nicht das erste Kind an diesem Tag. Das war ein gewisser Max, der deshalb auch mit seiner Mutter aufs Foto kam. „Wir können es uns ja nicht aussuchen“, wurde Mama Bungartz damals zitiert. Zu Gisela Bauchs Zeiten war das definitiv so. Aber der heutzutage unbedenklich durchführbare Kaiserschnitt macht es möglich. Für Voss-Labeth war das aber bei Leni keine Option.

„In unserer Familie wurden vorher Wetten abgeschlossen“, erzählt sie. „Mein Schwiegervater war die ganze Zeit überzeugt: Leni wird ein Schaltjahrkind.“ Er sollte Recht behalten. Die Schätzungen für Tanja Bungartz lagen anders. „Ich sollte ein Aprilscherz werden.“ Da hatte man sich um einen Monat vertan.

„Das ist ein total tolles Datum“, findet sie. Eins, das man sich auf jeden Fall merkt. „An dem Tag denken Leute, mit denen ich monate- oder jahrelang keinen Kontakt hatte, an mich. Und das ist immer ein Gesprächsthema.“ Nur die Sprüche angesichts der Tatsache, dass sie jetzt erst zum neunten Mal einen richtigen Geburtstagstermin hat, stören sie: „Darfst du überhaupt schon Auto fahren? Darfst du schon Alkohol trinken?“ Aber der schlimmste war dieser: „Du bis die perfekte Frau, dir muss ich nur alle vier Jahre ein Geschenk machen.“ Dieser Mann hatte hinterher keine Chance bei Tanja Bungartz.

Das kleine Vorab-Treffen für diesen Artikel fanden sie gut. Da wurden gleich mal Adressen ausgetauscht und Einladungen für die Geburtstage in vier Jahren ausgesprochen. Darauf freuen sich die Schaltjahrkinder schon, denn dann müssen sie zum Feiern nicht auf das nachfolgende Wochenende ausweichen: Der 29. Februar 2020 ist ein Samstag.

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