Fotos Die Schneekatastrophe vor 40 Jahren in Deutschland
Die Katastrophe kam nach Weihnachten: Vor 40 Jahren, am 28. Dezember 1978, änderte sich das milde Wetter schlagartig. Eisige, trockene Luft aus Skandinavien und feuchte Warmluft aus dem Rheinland trafen über der Ostsee aufeinander. Die Folgen vor allem in Nord- und Ostdeutschland waren dramatisch.
Der Straßen- und Eisenbahnverkehr kam zum Erliegen. Rund 150 Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten. In der Bundesrepublik starben in der Kälte 17 Menschen. Zahllose Rinder, Schweine und Hühner verendeten. Die Schäden überstiegen 140 Millionen D-Mark. In der damaligen DDR starben mindestens fünf Menschen.
Mit am stärksten getroffen war Deutschlands nördlichstes Bundesland: In Schleswig-Holstein waren damals rund 80 Ortschaften ohne Strom. Hubschrauber der Bundeswehr warfen Futtersäcke über Bauernhöfen ab, brachten Windeln für Babys, Medikamente, Lebensmittel. Hochschwangere und Dialyse-Patienten wurden in Krankenhäuser geflogen.
„Die Schneekatastrophe hat sich in das kollektive Gedächtnis der Schleswig-Holsteiner eingebrannt“, sagt Miriam J. Hoffmann. Die Leiterin des Kreismuseums Itzehoe ist selber ein „Schnee-Baby“. Ihre Eltern kämpften sich damals mit ihrem VW-Käfer und viel Glück über zugeschneite Straßen von Neumünster nach Kiel durch, wo ihre Mutter entband.
Als „ein einziges großes Abenteuer“ empfand der damals zwölfjährige Dirk Billerbeck in Glücksburg bei Flensburg diese Zeit. „Wir Kinder hatten schulfrei, wir haben im Schnee gebuddelt, gespielt und Höhlen gebaut“, sagt Billerbeck. „Über eine hohe Schneewehe bin ich aufs Dach eines Hauses gegangen und an anderer Stelle in den Schnee gesprungen.“ Zu Hause habe man eine Tiefkühltruhe mit genug Vorräten gehabt, der Strom sei nur einmal kurz nachts ausgefallen.
„Für große Teile Europas leitete die Wetterlage zum Jahreswechsel 1978/79 einen langen, kalten und schneereichen Winter ein“, erinnert der Deutsche Wetterdienst (DWD). Vergleichbar harte Winter gab es demnach nur 1928/29, 1962/63, 1984/85 und 1986/87.
Mit 67 Tagen geschlossener Schneedecke, vom 28. Dezember 1978 bis 4. März 1979, sei dieser Winter vor 40 Jahren nur mit dem Nachkriegs-Hungerwinter 1946/47 vergleichbar gewesen.