Pater vertreiben den Teufel Die katholische Kirche in Italien stellt Exorzisten ein

ROM · Don Validio Fracasso hat einen neuen Job. Seit ein paar Wochen ist der Pater nicht mehr nur für die Seelsorge in der Gemeinde des norditalienischen Städtchens Cucciago zuständig. Don Validio bekommt es in letzter Zeit immer häufiger mit dem Teufel zu tun.

Der Priester ist einer der zwölf offiziellen Exorzisten der Diözese Mailand. Erst vor Wochen verfügte der Erzbischof Kardinal Angelo Scola die Verdoppelung der Zahl der Teufelsaustreiber auf zwölf.

"Mein Telefon steht nicht mehr still", erzählt Don Validio. Erst seit wenigen Wochen ist er im Amt, ebenso wie fünf neu eingestellte Kollegen. Auch sie können sich vor Anfragen kaum retten, weshalb ihnen vom Erzbistum geraten wurde, Interessenten auch abzuweisen und einen strengen Terminplan einzuhalten.

Laut Erzbistum hat sich die Nachfrage zuletzt beinahe verdoppelt. "Immer mehr Bischöfe sind überzeugt, dass Exorzismen ein wichtiges Mittel im Kampf gegen das Böse sind", behauptet Don Validio. Dann muss er das Gespräch beenden. Er hat den nächsten Termin. Krude Beschwörungen, Gebrüll, Flüche und Tobsuchtsanfälle wie etwa aus dem Film "Der Exorzist" (1973) bekannt, sind da nicht ausgeschlossen.

Jedes Jahr suchen 500.000 Menschen in Italien Exorzisten auf, das schätzt die Vereinigung katholischer Psychologen (AIPPC). Und da ist noch der Nestor aller Dämonenbekämpfer, der offizielle Exorzist der Diözese Rom. Pater Gabriele Amorth behauptet, in 21 Jahren 70.000 mal Dämonen nach katholischem Ritus vertrieben zu haben.

Bis heute sind Exorzismen mit der gängigen Lehrmeinung in der katholischen Kirche vereinbar und sogar gewünscht. Im Katechismus sind sie ausdrücklich erklärt. In Rom gibt es Schnellkurse für Teufelsaustreiber, auch die neuen Exorzisten der Diözese Mailand bekamen Lektionen. Kurz nach seiner Amtseinführung 2005 ermutigte der deutsche Papst Benedikt XVI. die italienischen Exorzisten, "mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren".

Psychologen und Sektenbeauftragte warnen hingegen davor, psychologische Probleme zu dämonisieren. "Strafende Gottesbilder können eine tiefe Auswirkung etwa auf die Psyche haben", sagt Stefan Barthel von der Berliner Leitstelle für Fragen zu Sekten.

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