Splashdiving-Meisterschaft Der Weltmeister gibt Tipps für die Arschbombe

Splashdiving nennt sich die Disziplin international. In Deutschland gibt es für die Funsportart eine ebenso freie wie drastische Übersetzung: Arschbombe. Malte Kruse ist amtierender Weltmeister und verrät die Tücken und Freuden seines Sports.

 Malte Kruse ist amtierender Weltmeister der Arschbombe.

Malte Kruse ist amtierender Weltmeister der Arschbombe.

Foto: Canon Academy/Splashdiving International

Sie sind der Meister der Arschbombe. Ein Titel, der Sie stolz macht?

Malte Kruse: Ja klar, auf jeden Fall! Die Arschbombe als Sportart macht schließlich nicht jeder. Viele kennen nur das normale Turmspringen. Dort spritzt es nur wenig und es gibt viele Vorgaben. Bei uns geht es auch darum, dass es so richtig spritzt und laut klatscht. Arschbomben sind also viel impulsiver und aufregender. Vielleicht auch schmerzhafter, aber das nimmt man in Kauf.

Bei Arschbombe denkt man nicht unbedingt an eine Sportart. Das sehen Sie aber anders, oder?

Kruse: Na klar sehe ich das anders. Die Leute denken immer nur an die Arschbombe, wenn sie etwas über uns hören. Die steht beim Splashdiving auch im Mittelpunkt. Uns Sportlern geht es aber auch um die Sachen, die wir in der Luft machen, die Saltos und Schrauben. Wenn dann am Ende die Arschbombe kommt, ist das sozusagen der krönende Abschluss.

Was macht denn die perfekte Arschbombe aus?

Kruse: Zum einen muss sie laut sein, wenn der Hintern aufs Wasser klatscht. Zum anderen muss sie so hoch wie möglich spritzen. Ich rede da nicht von drei Metern, sondern von sieben bis zehn Metern. Je höher, desto besser.

Wie bekommt man die perfekte Arschbombe hin?

Kruse: Da kommt es ein bisschen darauf an, was man will. Wenn das Wasser so hoch wie möglich spritzen soll, macht man am besten den sogenannten Anker. Dafür lehnt man sich beim Sprung leicht nach hinten und zieht ein Bein an. Wenn man dann aufs Wasser trifft, bildet sich eine kleine Schneise im Wasser. Die lässt das Wasser richtig hoch spritzen. Und dann gibt es noch die Sorte, die richtig laut knallt. Dazu streckt man die Beine parallel zum Wasser aus, der Rücken bleibt im rechten Winkel zu den Beinen. Wenn man so aufs Wasser klatscht, ist das richtig laut.

Klingt irgendwie schmerzhaft.

Kruse: Ja, das tut richtig weh. Wenn man das ein- bis zweimal im Training macht, ist das kein Problem. Nach einem Wettkampfwochenende hat man aber blaue, lila, grüne und gelbe Flecken und eine bunte Farbpalette zeichnet sich auf deinen Oberschenkeln ab. Sitzen ist dann schwierig. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an den Schmerz.

Und da gibt es nichts, was dagegen hilft?

Kruse: Beim Wettkampf tragen wir unter einer langen Badeshorts noch eine Neoprenshorts. Die hilft ein bisschen, den Schmerz erträglicher zu machen. Es tut aber immer noch unheimlich weh.

Bei Euch springen auch Frauen?

Kruse: Das stimmt. Frauen werden gerne unterschätzt. Einige Frauen bei uns lassen die meisten Jungs sogar richtig alt aussehen und sie sind auch weniger schmerzempfindlich, als der eine oder andere männliche Springer.

Sind Sie schon mal richtig übel im Wasser gelandet?

Kruse: Oh ja, schon mehrfach. Am schlimmsten war ein Sprung vom Zehn-Meter-Turm. Da wollte ich einen Vierfach-Salto mit halber Schraube machen. Nach drei Saltos bin ich jedoch mit meinem Rücken auf das Wasser geknallt, weil ich komplett die Orientierung verloren habe. Danach ist mir die Luft weggeblieben und ich war ziemlich benommen. Je nach Landung kann man sich auch Brüche, Zerrungen und Prellungen zuziehen. Das Wasser verzeiht zwar ein bisschen, aber da haben etliche auch schon Blut gespuckt.

Was tut mehr weh, wenn man nach vorne oder nach hinten kippt?

Kruse: Das sieht jeder anders. Für mich ist es ganz klar der Bauch. Da will ich auf keinen Fall drauf landen. Auch wenn der Rücken ebenfalls nicht angenehm ist.

Irgendwelche Tipps für Anfänger?

Kruse: Die sollten nicht gleich am Zehn-Meter-Turm anfangen. Die ersten Sprünge macht man besser weiter unten am Einer oder Dreier. Ganz wichtig ist dabei die Körperspannung beim Landen. Das hilft nicht nur beim Spritzen der Arschbombe, sondern ist auch gesünder, weil man sich nicht so schnell verletzt.

Springen Sie bei all dem Wettkampf denn auch noch in Ihrer Freizeit?

Kruse: Ich springe sehr viel in meiner Freizeit, ich mache das ja auch aus Spaß. Gleich geht‘s wieder ins Freibad, um mich mit den anderen zu messen – aber auch, um einfach in der Luft zu sein und alles andere zu vergessen.

An diesem Wochenende werden Titelehren neu verteilt: Zum dritten Mal in Folge finden „The World Championship – Splashdiving 2017“ im Badezentrum Sindelfingen statt.

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