Joachim Fuchsberger Der unbequeme Gentleman

BONN · Ich habe noch viele Geschichten", mit diesen Worten verabschiedete sich der Schauspieler, Autor und TV-Moderator Joachim Fuchsberger Ende Mai dieses Jahres nach einer intensiven Stunde Talk mit Markus Lanz. Der war eigens nach München angereist, um mit dem hinfälligen "Blacky" zu sprechen.

 "Altsein ist nichts für Feiglinge": Mit seinem Bestseller überzeugte die Film- und TV-Legende Joachim Fuchsberger auch als selbstironischer Autor. Aufnahme von 2012.

"Altsein ist nichts für Feiglinge": Mit seinem Bestseller überzeugte die Film- und TV-Legende Joachim Fuchsberger auch als selbstironischer Autor. Aufnahme von 2012.

Foto: dpa

Er sei in dem Alter, in dem er die Leute zu sich kommen lassen könne, wenn sie etwas von ihm wollten. Ja, das Alter. "Altwerden ist nichts für Feiglinge", hieß sein 2010 erschienener Bestseller. "Wenn ich damals gewusst hätte, was auf mich zukommt...", sinnierte er: "Heute würde ich das Buch ?Altwerden ist scheiße? nennen."

Dann ließ der 87-Jährige aufblitzen, was ihn im deutschen Fernsehen zum Star werden ließ, das Talent, als charmanter, interessanter Unterhalter, der gleichwohl kein Blatt vor den Mund nimmt, zu glänzen. Als solcher hatte er mit seiner Talkshow "Heut' abend" ein Jahrzehnt lang überzeugt: Ein Gentleman alter Schule, der auch austeilen kann.

Am Donnerstag ist die TV-Legende, der unvergessliche Edgar-Wallace-Darsteller und smarte Welterklärer ("Terra Australis") im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald bei München gestorben. Das teilte seine Frau Gundula, mit der er 60 Jahre verheiratet war und die er ehrfürchtig "meine Regierung" nannte, mit.

Dem gebürtigen Stuttgarter, der aus einfachen Verhältnissen stammte, ist eine Film- und TV-Karriere geglückt, die fast so alt ist wie die Bundesrepublik und wie die Republik auch mit einer Art Vergangenheitsbewältigung begann: In der 50er-Jahre-Militärklamotte "08/15" gab Fuchsberger, der damals schon Sprecher beim Bayerischen Rundfunk war, den Gefreiten Ach.

1959 startete die beliebte - heute würde man sagen: kultige - Reihe der Edgar-Wallace-Adaptionen, die damals zum Teil über 3,5 Millionen Deutsche ins Kino lockte. Fuchsberger war beim Erstling "Der Frosch mit der Maske" dabei, man sah ihn in "Die toten Augen von London", "Der Hexer" und vielen anderen als alerten Ermittler mit akkuratem Seitenscheitel und Pfeife. Ein Typ wurde damals geboren, "Blacky" pflegte dieses Image bis zuletzt.

[kein Linktext vorhanden]Als er eingeladen wurde, in der Wallace-Parodie "Der Wixxer" (2004) mitzuspielen, lehnte er entrüstet ab. Bei der Fortsetzung "Neues vom Wixxer" (2007) spielte er gleichwohl mit, in bewährter Eleganz als Lord David Dickham. An der Seite von Oliver Welke, Bastian Pastewka und Oliver Kalkofe machte der silberhaarige Grandseigneur eine gute Figur.

In rund 60 Filmen war Fuchsberger zu sehen, zuletzt in der wunderbaren Alters-Komödie "Die Spätzünder" (2010) mit Jan Josef Liefers und Michael Rehberg. Fuchsberger konnte hier herrlich selbstironisch mit den Tücken des Alters spielen. Der Mann, der als Soldatendarsteller, Liebhaber und Ermittler begonnen hatte, gab nun mit Verve den durchtriebenen, rebellischen Senior.

Seine zweite Leidenschaft galt dem Fernsehen. Fuchsberger gehörte von den frühen 70er bis in die 90er Jahre zu den Talk-, Quiz- und Showmastern die die deutsche Abendunterhaltung am Lagerfeuer der Nation, vor dem Fernseher prägten: "Der heiße Draht", "Spiel mit mir", hießen die ersten Formate, die ARD-Sonntagabend-Rateshow "Auf los geht's los" wurde zum Straßenfeger.

Sein ganzes Potenzial konnte "Blacky", der nach wachsender Kritik wegen seiner schnoddrigen Moderation 1986 aufgab, aber erst in seiner Talkshow "Heut? abend" entfalten, die zunächst im Bayerischen Rundfunk lief und dann auch bis 1991 im Ersten zu sehen war. Das Format: Ein Tisch, zwei Stühle auf einer abgedunkelten Bühne, wenig Publikum und ein langes Gespräch mit einem Gast.

[kein Linktext vorhanden]Denkwürdig etwa der Abend mit Roy Black im Mai 1988. "Wenn man Karriere macht, ist immer die Frage, wie lange sie hält. Wenn einer ein Image bekommt, ist es die Frage, ob es mit der Wirklichkeit übereinstimmt", leitete er das Gespräch ein.

Die dritte Frage sei, wie ein Mensch damit fertig werde, so zwischen Hoch und Tief. Besser konnte man eine Unterhaltung mit einer polarisierenden Figur wie Roy Black nicht einleiten. Der Schlagersänger dankte es "Blacky" und der TV-Gemeinde mit seltener Offenheit.

Fuchsbergers Leben blieb nicht ohne Schicksalsschläge. Der schlimmste für ihn: 2010 ertrank sein Sohn Thomas. Fuchsberger ging offen mit dem Schmerz um. Zuletzt häuften sich die gesundheitlichen Probleme. Eine Herz-OP, zwei Schlaganfälle, Nierenversagen: In einem FAZ-Interview beklagte er unlängst seine Hinfälligkeit. Meinte aber: "Der Kopf ist noch gut."

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