Stromberg - der Kinofilm Der Papa macht das schon

BONN · Schluss. Aus. Vorbei. Gut zehn Jahre nach dem Start der Kultserie macht Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) mit einem Kinofilm Feierabend. Wie der Stromberg-Streifen entstanden ist, was Regisseur Ralf Husmann sagt und wie sich Bernd Stromberg zum Abschied schlägt, erfahren Sie hier.

Preisfrage: In welcher deutschen Stadt hat der Unternehmer Friedrich Soennecken 1886 den Aktenordner erfunden? Na, keinen blassen Schimmer? Wir können warten. Ralf Husmann weiß die Antwort. "In Bonn", sagt er ganz trocken. Der 49-jährige Filmemacher aus Dortmund hat das Thema einst recherchiert, als er in Erfahrung bringen wollte, wann und wo dieses Sinnbild des deutschen Büroalltags entstanden ist.

Millionen Deutsche arbeiten schließlich im Büro. Und Millionen Deutsche kennen die Fernsehserie dazu: "Stromberg". Ralf Husmann ist der Erfinder, er hat die Bücher geschrieben, die Serie produziert - und beide Jobs jetzt auch für den ersten Kinofilm erledigt.

"Es ist bezeichnend, dass der Aktenordner in Deutschland erfunden wurde", sagt der Autor und Produzent. Seine Schlussfolgerung: "Das Büro ist der natürliche Lebensraum des Deutschen." Ralf Husmann sitzt beim Cappuccino in einem Kölner Hotelcafé und zählt die Tage bis zur Premiere des Films. Ab kommenden Donnerstag wird sich erweisen, ob die beliebte und mehrfach ausgezeichnete Serie auch als Spielfilm (Produktionskosten: 3,5 Millionen Euro) funktioniert.

[kein Linktext vorhanden]Von 2004 bis 2012 wurden fünf Staffeln mit insgesamt 46 Folgen à 30 Minuten produziert. Macht 1380 Minuten "Stromberg". Als Vorlage diente die britische Serie "The Office". Namensgeber der deutschen Ausgabe ist der Angestellte Bernd Stromberg, der bei der Capitol Versicherung zunächst die Ressortleitung der Abteilung Schadensregulierung innehat und alsbald zum stellvertretenden Abteilungsleiter aufsteigt.

Dieser Stromberg, brillant dargestellt von Christoph Maria Herbst, gibt den Klugscheißer in allen Lebenslagen, er spielt den Kumpel und väterlichen Freund, hat auf jeden Topf den Deckel und kaschiert mit markigen Sprüchen jede Menge eigene Unzulänglichkeiten. Beim Mobben und Auskontern seiner Kollegen läuft er zur Höchstform auf.

Zu den technischen Markenzeichen der Serie zählt die permanente Präsenz eines Kamerateams, das den Büroalltag dokumentiert. Auch für diese innovative Idee gab es Preise.

[kein Linktext vorhanden]Der Kinofilm bleibt im bewährten Konzept und beginnt harmlos - mit dem ganz normalen Wahnsinn im Büro. Die Capitol Versicherung wird 50 Jahre alt und lädt zur Feier in die Zentrale nach Botzenburg - wo immer das liegen mag. Die Belegschaft bereitet unter dem fachkundigen Dirigat von Ernie Heisterkamp (Bjarne Mädel) ein Ständchen vor. Stromberg ist kategorisch gegen eine Teilnahme: "Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl", zitiert er sich selbst. "Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht - und am Ende gibt's Ärger."

Trotzdem tritt die Schadensregulierung die Reise an, die zum Himmelfahrtskommando ausartet. Der Bus ist verrostet, der Fahrer übermüdet, die Toilette verstopft. Stromberg gibt alles. Und noch viel mehr, als das Landhotel endlich erreicht ist. Dort findet obendrein noch eine Hochzeitsfeier statt: Der Ex von Bürokollegin Jennifer (Milena Dreißig) heiratet seine neue Flamme. Das Kollegenpaar Ulf und Tanja (Oliver K. Wnuk und Diana Staehly) wiederum hat den Pflegesohn Marvin am Hals, der ohne Unterlass Phallussymbole an Wände kritzelt.

[kein Linktext vorhanden]Bei der Firmenfeier dämmert die Belegschaft weg, nach einer Aufzählung der Toten des Jahres übernimmt Stromberg die Regie des Abends und empfiehlt sich damit beim Vorstand für höhere Weihen. Der notorische Besserwisser macht im entscheidenden Moment auch als hellwacher Opportunist eine glänzende Figur. Bis er feststellt, dass ihn die Bosse linken. Jetzt wird Stromberg zum Tier, zum Revolutionär, zum Kapitalismuskritiker schlechthin. Und singt ein Lied dabei: "Lass das mal den Papa machen!"

Der Song zum durchweg unterhaltsamen Film stammt von Stefan Raab und hat die musikalische Durchschlagskraft eines "Maschendrahtzauns". Der TV-Moderator bleibt nicht der einzige Prominente, der sich in dieser Produktion als "Stromberg"-Fan zu erkennen gibt: Zum Finale in einer echten Berliner Parteizentrale hat noch ein echter amtierender Bundesaußenminister seinen Auftritt. Fazit: Mit Stromberg kann man sich sehen lassen. Der Film selbst kann das allerdings auch.

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