Symptome und Ansteckung Wie sich das Coronavirus äußert und was bei einem Verdacht zu tun ist

Essen · In NRW sind zwei Patienten nachweislich am neuartigen Coronavirus erkrankt. Welche Symptome äußern sich bei einer Infektion und was ist bei dem Verdacht zu tun, selbst erkrankt zu sein? Ein Überblick.

 Das Coronavirus ist inzwischen auch in NRW angekommen.

Das Coronavirus ist inzwischen auch in NRW angekommen.

Foto: dpa/Jane Barlow

In Europa und Deutschland gibt es neue Fälle von Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Auch in Nordrhein-Westfalen sind erstmals Patienten nachweislich an dem neuartigen Coronavirus erkrankt - und in intensivmedizinischer Behandlung. Was sind die Anzeichen einer Infektion und was sollte man tun, wenn man den Verdacht hat, sich selbst infiziert zu haben? Die wichtigsten Informationen im Überblick:

Welche Symptome zeigen einen Ausbruch der Erkrankung an?

Anzeichen einer Infektion sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) Beschwerden wie Husten und Schnupfen, Halskratzen und Fieber, manchmal auch Durchfall. Damit ist es für Laien unmöglich, die durch den Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 von der regulären Grippe oder einem grippalen Infekt zu unterscheiden, erklärt Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen.

Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt nach derzeitigem Stand meist 2 bis 14 Tage. Das ist der Grund dafür, dass Verdachtsfälle zwei Wochen isoliert werden.

Wie lässt sich die neue Lungenkrankheit behandeln?

Eine spezielle Therapie für die Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung. In Einzelfällen werden auch antivirale Medikamente getestet.

Wie ansteckend ist das neue Coronavirus?

Ein Wert, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich noch immer nicht gesichert angeben. Das Virus verbreitet sich durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten und Sprechen. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Virus auch über das Verdauungssystem und zumindest einige Tage über Oberflächen verbreitet werden kann.

Wie hoch ist die Gefahr, sich in Deutschland anzustecken?

Die Gefahr, sich in Deutschland mit Grippe- und Erkältungsviren anzustecken, ist nach wie vor ungleich höher als eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Besondere Verhaltensregeln gelten daher nur bei Menschen, die Kontakt zu einer Person hatten, die mit dem Virus infiziert ist, die sich in einem der vom RKI definierten Risikogebiete aufgehalten haben oder die in einem Gebiet unterwegs waren, indem Fälle von Covid-19 aufgetreten sind.

Was sollte man tun, wenn man Kontakt zu einem Infizierten hatte?

Wer Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sich unabhängig vom Auftreten von Symptomen bei seinem Gesundheitsamt melden. Gleiches gilt für Reisende aus Risikogebieten, bei denen Symptome auftreten. Alle anderen wenden sich an das Amt oder den Hausarzt, der bei Verdacht auf Sars-CoV-2 eine Laboruntersuchung veranlassen kann. Allerdings sollten Betroffene vor dem Gang in die Praxis unbedingt dort anrufen. Dieses Vorgehen empfiehlt Witzke - wenn möglich - auch bei einem Verdacht auf Grippe. Denn auch da ist die Gefahr groß, andere Patienten im Wartezimmer anzustecken.

Wie kann man vermeiden, andere bei einem Verdacht anzustecken?

Wer einen begründeten Verdacht hat, mit Sars-CoV-2 infiziert zu sein, sollte unnötige Kontakte meiden und zu Hause bleiben - wie auch bei der Grippe. Wichtig außerdem, und zwar für alle: Gute Handhygiene, also regelmäßiges Waschen mit Seife, ein bis zwei Meter Sicherheitsabstand von kranken Menschen, sowie richtiges Husten und Niesen - in die Armbeuge also. Atemmasken sind für gesunde Menschen nicht nötig. Und auch ständiges Desinfizieren der Hände ist laut Witzke überflüssig.

Wie hoch ist die Gefahr einer weiteren Ausbreitung in Deutschland?

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts müsse mit einem weiteren Import von Fällen nach Deutschland gerechnet werden. Auch weitere Übertragungen von Sars-CoV-2, Infektionsketten und Ausbrüche im Land seien möglich. Lokale Infektionen könnten dabei zunächst unerkannt bleiben, sagte der Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade. Es sei „durchaus möglich, dass wir nicht alle diese Ausbrüche sofort erkennen“. Man müsse damit rechnen, dass es dadurch zu einer weiteren Ausbreitung komme. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland schätzen die Experten aktuell als gering bis mäßig ein.

Was würde ein größerer Ausbruch in Deutschland für das Gesundheitssystem bedeuten?

Eine Infektionswelle hierzulande könnte unter anderem volle Wartebereiche und Arztpraxen, belegte Intensivbetten und vollkommen überlastete Gesundheitsämter bedeuten, hatte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich erklärt. Als problematisch sehen Experten, dass derzeit auch die jährliche Grippewelle durch Deutschland rollt - und das Gesundheitssystem bereits stark beansprucht. Aus diesem Grund sei es das Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus möglichst hinauszuzögern, wie das Robert Koch-Institut kürzlich erklärte.

Wie gefährlich ist das Virus?

Das ist noch immer eine schwierige Frage. Für eine abschließende Beurteilung der Schwere der neuen Atemwegserkrankung liegen gegenwärtig nicht genügend Daten vor, sagt etwa das RKI. Nach einer kürzlich von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten. Betroffen sind demnach vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liegt die aus den dort vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1.000 Betroffenen.

Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeit eigentlich geringer ist als in China errechnet, unter anderem weil in der chinesischen Statistik viele mild verlaufende Infektionen gar nicht erfasst werden. Gesicherte Analysen zur Sterblichkeit aus anderen Ländern gibt es bisher aber nicht.

(dpa)
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