Youtube-Videos gelöscht CDU benutzt ungefragt Material der Öffentlich-Rechtlichen

Bonn · Die CDU ist auch mit einem eigenen Kanal auf der Plattform Youtube vertreten, auf der sie aktuell deutlichen Gegenwind erfährt. Dort hat sie in letzter Zeit eine Menge Videos mit Material aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hochgeladen - ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben.

Nico Semsrott, neben Martin Sonneborn Spitzenkandidat in der EU-Wahl für "Die Partei", hat mit einem Tweet am Mittwochabend für große Aufmerksamkeit gesorgt. Er stellte fest, dass der Youtube-Kanal der CDU "cdutv" mit Videos gefüllt sei, die das Urheberrecht der öffentlich-rechtlichen Sender "Das Erste" und "ZDF" verletzten.

Am Donnerstagmittag antwortete die Social-Media-Redaktion des Ersten mit einem klaren Statement. Solche Absprachen zur Wiederverwendung gebe es "selbstverständlich" nicht, zudem gehe man der Sache bereits nach. Denkbar ist also, dass auch schon vor Semsrotts öffentlicher Anschuldigung Maßnahmen eingeleitet worden seien.

Das ist insofern besonders interessant, als dass Dutzende Videos des Kanals seit Donnerstagnachmittag gelöscht zu sein scheinen. Die größtenteils unter 30 Sekunden langen Clips enthielten vorrangig knappe Aussagen zu verschiedenen Themen der Politiker Manfred Weber und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Schon im Oktober 2018 hatten die Öffentlich-Rechtlichen angekündigt, mögliche Urheberrechtsverletzungen durch Parteien wie der CDU, FDP, den Linken und den Grünen zu prüfen. Dieses Ergebnis hatte eine Recherche von t-online.de hervorgerufen.

ARD ist nicht für die Löschung verantwortlich

Das hat die CDU offenbar in diesem konkreten Fall auch nicht dazu bewegt, bei den Sendern vor dem Upload um Erlaubnis zu fragen. Auf Nachfrage des Medienwatchblogs "Übermedien" dementierten sowohl Das Erste als auch ZDF derartige Kommunikation mit den Parteien. Weiterhin hätte aber niemand in der ARD für die Löschung gesorgt.

Die CDU hat sich "Übermedien" gegenüber ebenfalls bereits zu dem Thema geäußert. Somit hätte es sich bei dem Vorfall um ein Versehen "im Rahmen unserer Wahlkampfkommunikation" gehandelt und die Videoschnipsel seien nicht absichtlich auf dem Youtube-Kanal gelandet. Auf Twitter seien sie durch eigenständige Ausführungen durch die Zitatfreiheit gedeckt.

ZDF-Fernsehrat-Experte: Für freie Nutzung

Leonhard Dornbusch, für den Bereich "Internet" im ZDF-Fernsehrat zuständig, hatte damals in einem Interview befürwortet, dass sich ARD und ZDF nicht als "Abmahner" hervortäten. Er spricht sich außerdem dafür aus, dass solche Inhalte sowieso für alle frei nutzbar im Netz sein sollten. Solange nicht sinnentstellend geschnitten werde, entspräche das seiner Meinung nach einer zeitgemäßen Nutzung digitaler Kanäle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort