Ein honigsüßes Mandat Bundestagsbienen produzieren 100 Kilogramm Honig

Berlin · Der Bundestag und eine ganz besondere Fraktion: Die Bienen am Reichstagsgebäude liefern trotz großer Hitze bis zu 100 Kilogramm Honig in diesem Sommer.

 Bienenhäuser stehen im Hof des Bundestags im Paul-Löbe-Haus

Bienenhäuser stehen im Hof des Bundestags im Paul-Löbe-Haus

Foto: dpa

Es ist eine ganz besondere Fraktion. Etwa 250.000 Mitglieder. Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Innenhof von Sitzungssaal E600. Benedikt Polaczek bläst etwas Rauch in einen der Wabenkästen. Was es nicht alles gibt im Deutschen Bundestag? Fraktionssitzung im Freien, wie zu alten Bonner Zeiten die frühen Grünen aus Protest gegen die Bundestagsverwaltung, die ihnen einen Fraktionssaal zunächst verwehrt hat. Doch diese Bundestags-Mitarbeiter haben ein sehr süßes Mandat: Sie fliegen, sie arbeiten nahezu ohne Pause, sie produzieren Honig. Oliver Krischer, im Hauptamt Fraktionsvize der Grünen, schreitet mit Imkermeister Polaczek zur Tat.

Krischer ist gewissermaßen der „Bienenvater“ der Fraktion. Sechs Völker, sechs Königinnen, Zehntausende Bienen bringen in diesem heißen Sommer einen Ertrag von etwa 100 Kilogramm „Bundestagsblüte“, wie sie auf dem Etikett den Sommerhonig der Bienen am Reichstagsgebäude getauft haben. Die Königinnen heißen Annalena, Katrin und Sylvia. Wer diese Vornamen mit Grünen-Chefin Annalena Baerbock, Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt oder der atompolitischen Sprecherin der Fraktion, Sylvia Kotting-Uhl, in Verbindung bringt, liegt richtig.

Nur bedingt ertragreich

Zum dritten Mal laden die Grünen im Bundestag nun schon zum Ende eines Honigjahres zum Honigschleudern ein, seit Bärbel Höhn diese Idee vor drei Jahren angeschoben hat, wie Fraktionsvize Krischer erinnert. Am Beispiel der Bienen wollen sie an bedrohte Arten und die Klimakrise erinnern, die in diesem sehr heißen Sommer in Deutschland wie unter einem Brennglas zu besichtigen ist. Krischer: „Auch die Bienen sind Opfer der Klimakrise und der großen Hitze dieses Sommers.“

Hauptblütenbaum der Bundestagsbienen sei die Linde, doch diese habe wegen der hohen Temperaturen nur kurz geblüht. Der Flug der Bienen in den nahen Tiergarten sei folglich nur bedingt ertragreich gewesen. Die 100 Kilogramm „Bundestagsblüte“ mussten die Bienen schwer erarbeiten. Der Honig gelte mit einem Wasseranteil von unter 14 Prozent als „trocken“. Die meisten Honiggläser würden verschenkt – einige Posten gebe es auch im Onlineshop des Bundestages zu kaufen.

Sommerpause? Fehlanzeige!

„Bienenvater“ Krischer schwärmt derweil vom „sozialen Wohnungsbau“ – bei den Bienenvölkern der Königinnen Annalena, Katrin und Sylvia zu besichtigen. Die Politik gebe gewissermaßen den Rahmen vor, in diesem Fall einen rechteckigen Holzrahmen, in den die Bienen ihre Waben bauten. Imkermeister Polaczek zieht gerade eine der Schutzfolien ab, Bienen steigen auf.

Fast fühlt man sich an Joschka Fischers „Pollenflug“ erinnert, jenes Machtspiel des einstigen Grünen-Frontmannes, als dieser im Bonner Regierungsviertel Redaktionsstuben aufsuchte, um dort Trends und Meinungen aufzuspüren. Polaczek beruhigt: „Die Bienen haben keine Zeit, uns zu stechen. Sie haben nur Lust zu arbeiten.“ Parlamentarische Sommerpause? Hier: Fehlanzeige. Sie bauen weiter – die Legislaturperiode ist noch lang, auch für die Bienen des Bundestages.

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