Bakterium als Auslöser Nabu bittet nach Meisensterben um Mithilfe

Rhein-Sieg-Kreis · Seit Anfang März stellten viele tote Blaumeisen Experten vor ein Rätsel, tausende Fälle wurden in Deutschland gemeldet. Die Ursache ist mittlerweile gefunden. Der Nabu Rhein-Sieg bittet im Kampf gegen die Ausbreitung der Krankheit um Mithilfe.

 In den vergangenen Wochen sind ungewöhnlich viele Blaumeisen gestorben.

In den vergangenen Wochen sind ungewöhnlich viele Blaumeisen gestorben.

Foto: dpa/Patrick Pleul

„Das Klingen der zwitschernden Blaumeisen, die in den Bäumen von Ast zu Ast hüpfen, sollte den Frühling einleiten. Doch zurzeit zeigt sich für viele Vogelfreunde ein trauriges Bild“, sagt Birgit Simon vom Vorstand des Naturschutzbund (Nabu) Rhein-Sieg. Der Grund: Seit Anfang März werden in ganz Deutschland auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die krank wirken und kurz darauf sterben. Innerhalb von nur zwölf Tagen seien der Nabu 13.800 Fälle aus Deutschland gemeldet worden, die etwa 26.000 Vögel betreffen, hieß es in der vergangenen Woche.

Das Rätsel um das Meisensterben ist mittlerweile gelöst: Experten haben das Bakterium Suttonella ornithocola als Ursache ausgemacht. Dieses verursacht eine Lungenentzündung, heißt es vom niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Nabu Rhein-Sieg bittet um Mithilfe

Damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet, bittet der Naturschutzbund Rhein-Sieg Vogelfreunde um Mithilfe. Futter- und Badestellen sollten demnach beseitigt werden, sobald ein kranker Vogel im Garten beobachtet wird. So sollen sich die Vögel dort nicht mehr gegenseitig anstecken können. "Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen Ansteckungen zu reduzieren“, teilt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller mit.

Die Naturschützer beobachten den Verlauf der Krankheit und bitten zudem darum, Beobachtungen von kranken Vögeln über ein Online-Formular zu melden. Die bisher gemeldeten Fälle deuteten auf eine Konzentration im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen hin, so der Nabu.

Vor allem kleine Meisenarten betroffen

"Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt", sagt Miller und ergänzt: "Vermutlich sind auch Tannenmeise, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise betroffen. Seltener erkranken die größeren Kohlmeisen."

Das Bakterium ist seit 1996 bekannt. In dem Jahr wurde es in England und Wales erstmals für ein massives Meisensterben verantwortlich gemacht. Erst 2017 wurde es erstmals außerhalb von Großbritannien nachgewiesen - in Finnland. Im April 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals in Deutschland bei mehreren Meisen bei kleineren Krankheitsausbrüchen im südlichen Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. "Das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr ist für diesen Erreger neu. Außer Deutschland sind mindestens auch Luxemburg und Belgien betroffen“, sagt der Bundesgeschäftsführer.

Für Menschen und Haustiere ungefährlich

Der Erreger ist nach Einschätzung des Nabu für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, ist beim Umgang mit toten Vögeln immer mit Vorsicht vorzugehen.

Der Nabu ruft zudem dazu auf, Vögel zu zählen und die Beobachtungen zu melden. In diesem Jahr laufe die deutschlandweite Aktion „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai, teilt der Nabu auf seiner Homepage mit. (Mit Material von dpa)

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