Deutsche Bischofskonferenz Bischöfe: Kommunion für Wiederverheiratete möglich

Bonn · Barmherzigkeit - das ist es, was Papst Franziskus von den Menschen verlangt. Auch von der eigenen Kirche im Umgang mit Gläubigen, die in ihrer Ehe gescheitert sind. Die deutschen Bischöfe haben lange darum gerungen und jetzt vorsichtige Konsequenzen gezogen.

 Katholiken in Deutschland sind nach Scheidung und erneuter Heirat nicht mehr grundsätzlich von der Kommunion ausgeschlossen.

Katholiken in Deutschland sind nach Scheidung und erneuter Heirat nicht mehr grundsätzlich von der Kommunion ausgeschlossen.

Foto: Bernd Thissen

Katholiken in Deutschland sind nach einer Scheidung und erneuten Heirat nicht mehr grundsätzlich von der Kommunion ausgeschlossen. Dies hat die Deutsche Bischofskonferenz entschieden.

Sie zog damit die Konsequenz aus dem päpstlichen Schreiben über Familie und Liebe, "Amoris Laetitia", vom vergangenen Frühjahr.

Papst Franziskus habe die Bedeutung der Gewissensentscheidung unterstrichen, teilten die Bischöfe am Mittwoch in Bonn mit. Daher sei in Einzelfällen eine Entscheidung für den Empfang der Eucharistie zu respektieren. Der Prozess der Entscheidungsfindung sollte von einem Seelsorger begleitet werden. Eine generelle Freigabe sei dies nicht, betonten die Bischöfe: "Nicht alle Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die zivil geschieden und wiederverheiratet sind, können ohne Unterscheidung die Sakramente empfangen."

Bisher dürfen Geschiedene nach einer neuen Heirat nicht zur Kommunion gehen, weil sie laut katholischer Lehre in schwerer Sünde leben. Fast ein Jahr lang hatten die katholischen Bischöfe in Deutschland um ein gemeinsames Hirtenwort gerungen, um das Schreiben des Papstes in allen Bistümern einheitlich umzusetzen.

Konservative Bischöfe warnten, eine Freigabe der Sakramente stelle die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe infrage. Die deutschen Kardinäle Joachim Meisner und Walter Brandmüller stellten sich daher gegen den vom Papst eingeschlagenen Kurs. Zusammen mit zwei weiteren Kardinälen aus Italien und den USA forderten sie Franziskus im vergangenen Herbst zu einer Klärung angeblich mehrdeutiger Passagen auf.

Die Bischofskonferenz kündigte zudem an, die Angebote zur Ehevorbereitung verbessern zu wollen. Auch die Seelsorge für Eheleute müsse verstärkt werden.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die katholische Laienbewegung "Wir sind Kirche" begrüßten das Schreiben. "Wir sind Kirche" bedauerte allerdings, "dass es mehr als neun Monate gedauert hat, bis sich die deutschen Bischöfe auf gemeinsame Aussagen haben einigen können". Enttäuschend aus ökumenischer Sicht sei zudem gerade im Jahr des Reformationsgedenkens die Aussage der deutschen Bischöfe, "dass selbst in konfessionsverbindenden Ehen immer noch nicht die volle Gemeinschaft im Herrenmahl möglich sein soll".

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