Relikt aus dem Weltall Aufregung um Meteor über Deutschland

STUTTGART/BERLIN · Ein glühender Schweif am schwarzen Nachthimmel sorgte am Sonntagabend im Süden Deutschlands für Spekulationen. Jetzt haben sich die Experten festgelegt: Es war ein Himmelskörper ungewöhnlicher Größe.

 Meteroiten Schauer am Himmel

Meteroiten Schauer am Himmel

Foto: dpa

Sekundenlang konnten die Menschen im Süden Deutschlands am Sonntag einen glühenden Lichtschweif am Nachthimmel beobachten. Das Ereignis sorgte für Spekulationen: Weltraum-Müll, Flugzeug oder Himmelskörper? Experten der Europäischen Weltraumagentur Esa haben sich festgelegt. Ihrer Einschätzung nach handelt es sich bei der Feuerkugel um einen Asteroiden oder Meteoroiden.

Der Himmelskörper sei am Abend von Norden nach Süden gezogen, sagte am Montag Gerhard Drolshagen, der bei der Esa im niederländischen Noordwijk auf erdnahe Objekte spezialisiert ist. Die Leuchtspur begann in der Nähe von Stuttgart, etwa 20 Kilometer vor Zürich endete der Flug.

"Dort ist ein Knall wahrgenommen worden", erklärte Drolshagen. Der Himmelskörper sei dort in einer Höhe von 50 bis 100 Kilometern verglüht. Die Größe des All-Brockens dürfte zwischen 30 Zentimetern und maximal einem Meter gelegen haben. Ob kleine Teile des Himmelskörper auf die Erde niedergegangen sind, ist bislang nicht bekannt.

"Je größer das Objekt ist, umso wahrscheinlicher bleibt etwas übrig. Sollte der Meteor vom Sonntag den Boden erreicht haben, kann es aber Monat oder Jahre dauern, bis er gefunden wird", sagte Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Schäden seien aber eher unwahrscheinlich, meinte Meteoriten-Experte Dieter Heinlein von der Vereinigung der Sternfreunde in Heppenheim.

Auch wenn im Durchschnitt einmal im Monat irgendwo auf der Welt solch ein Himmelskörper in der hohen Atmosphäre explodiert, ist das Ereignis von der Erde aus nur selten zu sehen, weil es häufig zu bewölkt ist oder das Ereignis über dem Meer geschieht. Dementsprechend groß war die Aufregung bei denen, die am Sonntag den Meteor am Himmel entdeckten.

Bei zahlreichen Polizeipräsidien in Süddeutschland riefen Menschen an. "Dutzende besorgte Bürger haben berichtet, dass sie Lichtblitze am Himmel sahen", sagte ein Sprecher des Lagezentrums der bayerischen Polizei in München. In Baden-Württemberg meldeten sich nach Angaben des Lagezentrums in Stuttgart rund 100 Menschen bei der Polizei.

Auch Streifenpolizisten sahen demnach im Landkreis Schweinfurt einen weißen Schweif langsam in südliche Richtung fliegen. Der schweizerischen Nachrichtenagentur sda zufolge gingen bei der Polizei im Nachbarland ähnliche Anrufe ein.

In Unterfranken hatten Bürger offenbar zunächst Angst, es könnte ein Flugkörper abgestürzt sein, wie die dortige Polizei berichtete. Doch die Deutsche Flugsicherung in Langen entwarnt. Kein Mitarbeiter habe selbst Lichtphänomene gesehen. "Unsere Fluglotsen hatten auch nichts auf dem Radar, und wir vermissen kein Flugzeug", sagte eine Sprecherin.

Bis es in Deutschland erneut einen so großen Meteor am Himmel zu sehen gibt, kann es mehrere Jahre dauern. Bis dahin müssen Himmelsbeobachter mit den viel häufigeren Sternschnuppen vorlieb nehmen. Sie werden unter anderem von Objekten verursacht, die gerade einmal die Größe eines Kirschkerns haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort