Amanda Knox nach Freispruch in die USA zurückgekehrt

Jetzt ist sie wieder in den USA: Amanda Knox wurde in ihrer Heimat begeistert empfangen. In Italien tobt eine Debatte um den Freispruch der Studentin. Die Staatsanwälte wollen in Berufung gehen.

Seattle/Rom. (dpa) Stürmischer Empfang für Amanda Knox: Nach dem spektakulären Freispruch in Italien ist die amerikanische Studentin am Dienstagabend (Ortszeit) in die USA zurückgekehrt. In Begleitung ihrer Eltern traf die 24-Jährige, die oft der "Engel mit den Eisaugen" genannt wurde, auf dem Flughafen in Seattle (US-Bundesstaat Washington) ein. Dort wurde die zu Tränen gerührte junge Frau von Familie und Freunden stürmisch empfangen. Das US-Fernsehen übertrug ihre Ankunft live.

Sie sei "wirklich überwältigt", sagte Knox mit zittriger Stimme in einer kurzen Ansprache am Flughafen. Sie wolle sich bei allen bedanken, "die an mich glaubten, mich verteidigten und meine Familie unterstützen". Ihre Familie sei ihr im Moment am wichtigsten. Sie wolle jetzt nur Zeit mit ihr verbringen. Ihr Vater Curt Knox sprach zuvor von "sehr langen vier Jahren". Knox saß vier Jahre im Gefängnis in Italien.

"So feiert Amerika seine verlorene und wiedergefundene Tochter", beschrieb die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch den Empfang der 24-Jährigen: "In Seattle landet eine Heldin." Während in Italien eine Debatte um ihren Freispruch weitergeht, hielten andere Medien nüchtern fest: "Amanda Knox kehrt nach Hause zurück."

Ein Geschworenengericht hatte die Amerikanerin und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito am Montagabend in der umbrischen Stadt Perugia in zweiter Instanz freigesprochen. Knox war für die Ermordung der britischen Studentin Meredith Kercher im Jahr 2007 in einem Indizienprozess zu 26 Jahren Haft verurteilt worden.

Einen Streit löste der ehemalige Justizminister Angelino Alfano mit der Frage aus, wer denn die Amerikanerin für eine ungerechtfertigte Haft entschädigen werde: "In Italien zahlt niemand für die Justizirrtümer." Der nationale Verband der Staatsanwälte und Richter reagierte empört auf diese Äußerung des Chefs der Regierungspartei PdL (Volk der Freiheit) von Silvio Berlusconi: "Wir sind bestürzt, dass der frühere Justizminister nicht weiß, dass es in unserer Justizordnung doch drei Instanzen gibt."

Die Staatsanwälte wollen im Fall Knox beim Kassationsgerichtshof, der dritten und letzten Gerichtsinstanz in Italien, in Berufung gehen. Bis zur Entscheidung des Gerichts dürften allerdings noch Monate vergehen. Doch selbst wenn der Prozess in Perugia noch einmal aufgerollt werden sollte: Amanda Knox dürfte dazu kaum freiwillig nach Italien zurückkehren.

Der Verteidigung war es im Berufungsverfahren gelungen, Lücken und Widersprüche der Ermittlungen aufzudecken, vor allem bei angeblichen DNA-Beweisen. Die britische Austauschstudentin Kercher war im November 2007 mit durchschnittener Kehle und von Messerstichen übersät in ihrer und Knox' gemeinsamer Wohnung in Perugia gefunden worden. Nach Auffassung der ersten Instanz hatten Knox und Sollecito sie bei Sexspielen getötet.

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