Drama im Jemen Achtjährige Kindsbraut verblutet in "Hochzeitsnacht"

Sanaa/Istanbul · Das Mädchen ist 8, der Mann Mitte 40: Nach einer Zwangshochzeit ist im Jemen erneut ein Kind gestorben. Die Eltern der kleinen Mädchen, die ihre Töchter verschachern, nennen es "Hochzeit". Menschenrechtler sprechen von Vergewaltigung und Kindesmissbrauch.

Im Jemen ist laut Medienberichten eine acht Jahre alte Kindsbraut in der "Hochzeitsnacht" nach Geschlechtsverkehr mit einem Mann in den Vierzigern gestorben. Die kleine Rawan hatte laut Medienberichten am vergangenen Samstag die erste Nacht mit ihrem "Bräutigam" verbringen müssen. Dabei sei in einem Hotel der Stadt Haradh die Gebärmutter des Mädchens durch den Geschlechtsverkehr gerissen.

Ein Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden in der Provinz Hadscha dementierte den Bericht, der jedoch von mehreren jemenitischen Menschenrechtsorganisationen bestätigt wurde.

Der Mann aus Saudi-Arabien sei bislang nicht festgenommen worden. Das sagte Um Kalthum al-Schami, eine Aktivistin der Organisation Demokratische Schule in der Nachbarstadt Saada, unter Berufung auf Informanten in Haradh.

Nach Angaben von Menschenrechtlern hatte Rawans Stiefvater für das Mädchen von dem Saudi 10 000 Rial (2024 Euro) erhalten. Der leibliche Vater des Kindes sei tot, teilte das Jemenitische Zentrum für Menschenrechte mit.

Die Aktivistin Al-Schami berichtete, Rawan sei binnen einer Woche bereits das zweite Mädchen, dass nach der Verheiratung mit einem erwachsenen Mann gestorben sei. Vier Tage vor ihrem Tod sei in der selben Region bereits eine Zwölfjährige unter ähnlichen Umständen in der Hochzeitsnacht ums Leben gekommen. Dieses Mädchen habe mit seinen Eltern in einem Flüchtlingslager in der Nähe der Grenze zu Saudi-Arabien gelebt.

Ein Mitarbeiter des Jemenitischen Zentrums für Menschenrechte sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir wiederholen nach diesem schrecklichen Fall unsere Forderung nach einem Gesetz, das für Eheleute ein Mindestalter von 18 Jahren vorschreibt."

Islamistische Politiker hatten im Jemen schon mehrfach entsprechende Gesetzesvorlagen zu Fall gebracht. Die Verheiratung minderjähriger Mädchen ist im Jemen relativ weit verbreitet. 2008 sorgte der Fall der zehnjährigen Nudschud Ali für Aufsehen, die vor einem Gericht in Sanaa ihre Scheidung erstritt.

"Die Verheiratung von sehr jungen Mädchen ist leider Alltag in unserem Land, und die Medien berichten nur darüber, wenn eines der Kinder stirbt", sagte Amal al-Bascha, eine Aktivistin aus Sanaa.

Das Argument der Islamisten gegen die Einführung eines Mindestalters sei oft, dass der Prophet Mohammed seine Frau Aischa auch im Kindesalter geheiratet habe. Ihre Organisation, das Mohn-Forum, werde trotzdem weiter versuchen, gegen die Verheiratung von Kindern zu kämpfen.

Anmerkung der Redaktion:

Mittlerweile gibt es Zweifel darüber, ob der Bericht über das getötete Mädchen der Wahrheit entspricht. Der Leiter des örtlichen Jugendamtes hat die Geschichte dementiert. Beobachter werfen den Behörden dagegen vor, ein Verbrechen vertuschen zu wollen. Die jemenitische Website Al-Maschhad, die zuerst über das Schicksal des Mädchens berichtete hatte, blieb weiter bei ihrer Version der Ereignisse.

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