Monarchie Thailands Königin Sirikit wird 85

Bangkok · Zusammen mit König Bhumibol verzückte sie in zurückliegenden Jahrzehnten die Welt. In den vergangenen Jahren lebte sie sehr zurückgezogen. Und doch spielt die Königswitwe noch eine politische Rolle.

 Seltener Auftritt in der Öffentlichkeit: Königin Sirikit grüßt am 10. Mai 2015 aus einem Auto.

Seltener Auftritt in der Öffentlichkeit: Königin Sirikit grüßt am 10. Mai 2015 aus einem Auto.

Foto: dpa

Die Welt kannte die blutjunge Königin Sirikit vor einigen Jahrzehnten als mandeläugige Schönheit an der Seite des einäugigen Königs Bhumibol. Das Königreich Thailand verdankt der Mutter von vier Kindern indirekt gar die gegenwärtig amtierende Militärdiktatur des südostasiatischen Landes. Wenn die Nation am Wochenende zu Ehren der am 12. August 1932 geborenen Monarchin wie in jedem Jahr den Muttertag feiert und Hunderttausende Bangkok verlassen, um ihre Mütter in den Provinzen zu besuchen, zelebrieren sie eine 85-jährige Königin, die seit Jahren weitgehend aus den Augen der Öffentlichkeit verschwunden ist.

Zuletzt war eine sichtlich gealterte und abgemagerte Sirikit Ende Oktober 2016 in einem Fahrzeugkonvoi nach dem Tod von König Bhumibol zu sehen. Laut offizieller Darstellung erlitt die Königin im Jahr 2012 während ihrer Fitnessübungen einen Schlaganfall im Siriraj Krankenhaus in Bangkok, in dem damals bereits ihr Gatte behandelt wurde.

Ein auf Rosen gebettetes Paar

Jahrzehntelang erschien ihre Ehe mit Bhumibol wie das Märchen eines auf Rosen gebetteten Paars. Bhumibol lernte seine spätere Gattin kennen, als er in der Schweiz studierte und Somdet Phra Nangchao Sirikit Phra Borommarachininat, die Tochter des damaligen thailändischen Botschafters in Frankreich, in Paris lebte. Sie war noch ein Teenager, als Bhumibol nach einem schweren Unfall auf einer kurvenreichen Schweizer Alpenstraße im Krankenhaus erklärte, dass er für den Rest seines Lebens Sirikit als Ehefrau an seiner Seite sehen wolle. Das Paar heiratete im April 1950. Während der folgenden Jahrzehnte bezauberten die beiden bei zahlreichen Auslandsreisen eine hingerissene Weltöffentlichkeit.

Das königliche Paar vertrat einen weitgehend feudalen, wirtschaftlich damals unbedeutenden Staat. Als wichtiger US-Stützpunkt während des Kriegs in Vietnam spielte Thailand freilich lange Zeit in Asien eine zentrale Rolle im Kalten Krieg. Zudem verfolgten Bhumibol und Sirikit zielgerichtet einen Plan. Thailands konstitutionelle Monarchie, die 1932 nach einer Rebellion die absolute Königsherrschaft ersetzt hatte, sollte wieder zur zentralen und mächtigsten Institution des Landes werden.

Spielball ihrer Zöglinge

Die Strategie ging auf. Wie wichtig Königin Sirikit bei dieser thailändischen Restauration war, zeigt die Zusammensetzung der Militärjunta, die im Mai 2014 die gewählte Premierministerin Yingluck Shinawatra stürzte. Von Diktator Prayuth Chan-ocha bis hin zu den Offizieren, die mit der inzwischen längsten Generalsherrschaft seit 1932 jede Provinzecke streng kontrollieren, stammen alle wichtigen Militärs aus dem Dunstkreis der Clique der „Eastern Tiger“, die als Regiment der Königin bekannt sind. Die herrschenden Generäle, so heißt es im Volksspott, hätten sich ihre Sporen nicht im Schützengraben, sondern auf den Tanzböden von Bangkoks Palästen verdient.

Zu ihrem 85. Geburtstag droht die Königin zum politischen Spielball ihrer Zöglinge zu werden. Aus dem Dunstkreis der Generäle dringt ein neues Kalkül. Sollte Königin Sirikit angesichts ihres labilen Gesundheitszustands während der kommenden Monate sterben, müsste die Rückkehr zur Demokratie erneut verschoben werden.

Inzwischen setzte der 64-jährige König Vajiralongkorn die Strategie der Mutter fort. Rama X, so der offizielle Titel, festigte seit dem Tod des Vaters im Oktober 2016 seine Position so sehr, dass Beobachter bereits von der Wiedereinführung der absoluten Monarchie sprechen. Er teilt zudem eine Vorliebe, der auch Königin Sirikit frönte: die Begeisterung für Bayern.

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