Herzog von Sussex Prinz Harry wird 35 Jahre alt

London · Prinz Harry wird an diesem Sonntag 35 Jahre alt. Der Posterboy des britischen Königshauses hangelte sich von einem Skandälchen zum nächsten Skandal. Überhaupt brach er gerne mit den Konventionen.

 Der britische Prinz Harry, Herzog von Sussex, wird von Kindern mit Unionjack-Fähnchen am Barton Gemeindezentrum begrüßt.

Der britische Prinz Harry, Herzog von Sussex, wird von Kindern mit Unionjack-Fähnchen am Barton Gemeindezentrum begrüßt.

Foto: dpa

Vielleicht bietet es sich aus chronologischen Gründen an, den jüngsten Aufreger voran zu stellen: Als Prinz Harry diese Woche zu einem Empfang chauffiert wurde, schloss er nach dem Aussteigen aus dem Wagen tatsächlich „mit seinen eigenen Händen“ die Autotür, wie eine Zeitung betonte. Der nach Skandalen lechzende Boulevard stürzte sich auf den Bruch mit dem höfischen Protokoll und fragte sich, ob sich der Herzog von Sussex sein rebellisches Verhalten wohl von seiner Ehefrau, der Herzogin von Sussex, abgeschaut habe? Die, so muss man wissen, hat vor einem Jahr ebenfalls höchstpersönlich und eigenhändig die Wagentür hinter sich geschlossen.

„Wow, dieselbe Energie“, kommentierte eine Instagram-Nutzerin Harrys, ähm, Aussetzer. Ja, wow. Immerhin lenkt die Episode den Kreis der royalen Anhänger vom politischen Schlamassel ab, in dem Großbritannien derzeit versinkt. Die Stimmung im Land ist zweifellos im Keller, dem Brexit-Drama sei Dank. Doch während die Windsors in den vergangenen Jahren verlässlich für den Wohlfühlfaktor sorgten und etwas Glamour in die Brexit-Tristesse brachten, ließ die Nummer sechs der Thronfolge die Nation zuletzt ein wenig im Stich – ausgerechnet Harry, der Posterboy des Königshauses, der am Sonntag seinen 35. Geburtstag feiert.

Sehnsucht nach positiven Nachrichten

Gelingt Henry Charles Albert David Mountbatton-Windsor mit dem Autotür-Gate nun die Wende und die Rückkehr ins Reich der Banalitäten? Nach diesem „Höllen-Sommer“, wie eine Beobachterin die letzten Monate zusammenfasste, dürfte sich der Rotschopf nach positiven Nachrichten sehnen. Denn Meghan und Harry, die 2018 geheiratet haben und im Mai erstmals Eltern von Baby Archie Harrison geworden sind, hangelten sich zuletzt von einem Skandälchen zum nächsten Skandal. So gerieten die „High-Flyers“ in die Kritik, weil sie im Privatjet in den Urlaub gereist sind – vier Flüge in elf Tagen, wo führt das hin? Immerhin setzen sich die beiden prominent für den Umwelt- und Klimaschutz ein. Ist das betonte Ökobewusstsein reine Heuchelei?

Nicht das einzige PR-Fiasko in dieser Soap Opera

Es war keineswegs das einzige PR-Fiasko in dieser Soap Opera. Eingefleischte Fans waren weniger amused, als die Sussexes die Taufe von Archie „zu privat“ hielten und sich etwa weigerten, die Paten – anders als bei den Windsors üblich – preiszugeben. Die beiden verwischten die Linien zwischen „royal“ und „prominent“, lautet der Kern der Kritik. Man könne nicht die Presse für die eigene Aufmerksamkeit ausschlachten und dann eben diese Presse für die Aufmerksamkeit verabscheuen, meinte eine Kolumnistin des „Guardian“ und verwies auf den offiziellen Instagram-Account, auf das Paar regelmäßig und fein orchestriert aktiv ist.

„Harry und Meghan wollen keine Privatsphäre, sie wollen ein privates Leben in der Öffentlichkeit – niemand hat darauf ein Recht“, war in der Zeitung „The Times“ zu lesen. Immerhin, die Steuerzahler kommen finanziell für die Ausgaben der Mitglieder des Königshauses auf, inklusive der Renovierung des neuen Heims der Familie in Windsor in Höhe von 2,4 Millionen Pfund. Im Gegenzug fordert das Volk, dass die Royals den „gelegentlichen öffentlichen Dienst leisten und den royalen Traditionen folgen, die die Monarchie seit Hunderten von Jahren erhalten haben“, hob eine Beobachterin hervor.

Wildes Image in den Zwanzigern

Ob die Kritik an dem Herzog abprallt? Er ist bekanntermaßen kein Fan der Medien, hielt sich in der Vergangenheit auch mit Schelte nicht zurück. Überhaupt brach der Prinz gerne mit den Konventionen – und immer wieder aus dem goldenen Königskäfig aus. Was bekam er schon alles für Spitznamen verpasst, wahlweise Problem- oder Partyprinz, der ewige Zweite oder Dirty Harry. Tatsächlich tat der Enkel der Queen in seinen Zwanzigern viel für sein wildes Image, mit Skandalen wirbelte er das Königshaus auf und sorgte bei den Boulevardblättern für hohe Auflagen.

Durchzechte Sauftouren, eine Schlägerei mit einem Paparazzo, Kiffer-Eskapaden, Besuche im Striplokal, ein freizügiger Auftritt in Las Vegas, wo er nach einer Runde Strip-Billard mit einer nackten Blondine auf Tuchfühlung ging und natürlich der Aufsehen erregendste Eklat, als er 2005 zu einer Kostümparty in Wehrmachtsuniform und mit Hakenkreuzbinde erschien. Harry musste seinen Platz in der Königsfamilie erst finden. Während er sich in der Eliteschmiede Eton eher unwohl fühlte, blühte er beim Militär auf. Er absolvierte eine Offiziers-Ausbildung und wurde 2006 als Mitglied der „Blues and Royals“ vereidigt. Die Popularität des Hubschrauberpiloten „Captain Harry“ wuchs, nachdem bekannt wurde, dass er an Fronteinsätzen in Afghanistan teilgenommen hatte. Und der Horror des Krieges hat den Windsor-Spross geprägt. Um Danke zu sagen, rief er mit den „Invictus Games“ eine paralympische Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten ins Leben.

Charmante Lockerheit

Prinz Harry zählt zu den beliebtesten Royals auf der Insel, auch weil er mit seiner charmanten Lockerheit stets nahbarer wirkte als etwa sein Bruder, Prinz William. Mit ihm und Herzogin Catherine engagierte sich Harry in der „Heads Together“ Kampagne, die auf die Bedeutung hinweist, über psychische Probleme zu sprechen. Eine Herzensangelegenheit. Die Brüder brauchten nach eigenen Angaben ebenfalls lange, um den Tod der Mutter, Prinzessin Diana, zu verarbeiten. Mittlerweile treten sie nur noch selten gemeinsam auf.

Harry und Meghan haben sich von dem Herzog und der Herzogin von Cambridge abgekapselt und eine neue Stiftung gegründet, um eigene Wohltätigkeits-Projekte voranzutreiben. Sie setzen sich unter anderem für die Rechte von Mädchen und Frauen ein, kämpfen gegen HIV und Aids, und wollen auf das Thema psychische Gesundheit aufmerksam machen. Darum soll es auch Ende des Monats gehen, wenn der Herzog und die Herzogin zehn Tage lang im Dienst der Krone durch Afrika touren. Ohne Skandälchen, please.

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