Mordprozess von Höxter: Erstmals sagt Wilfried W. aus

Paderborn · Wer war die treibende Kraft im sogenannten "Horrorhaus" von Höxter? War es die Angeklagte Angelika W.? Oder doch ihr Ex-Mann? Oder waren es beide zu gleichen Teilen? Erstmals wird sich der Angeklagte am Dienstag äußern.

 Ein Richterhammer liegt auf einem Tisch.

Ein Richterhammer liegt auf einem Tisch.

Foto: Uli Deck/Symbolbild

Erstmals will sich im Mordprozess um die tödlichen Misshandlungen in einem Haus in Höxter der Angeklagte äußern. Für Dienstag haben die Verteidiger des heute 47 Jahre alten Wilfried W. eine Aussage angekündigt. Bislang hatte er an den ersten zwölf Verhandlungstagen nur den Ausführungen seiner Mitangeklagten Angelika W. zugehört, sich Notizen gemacht und mit dem Kopf geschüttelt. Nur einen Vorwurf, dass er bei einer Misshandlung Zeuge gewesen sei, hatte er per lautem Zwischenruf als Lüge bezeichnet. Sein Anwalt Detlev Binder wollte dies aber als nicht als Aussage verstanden wissen.

"Mein Mandant wird sich zuerst zu seinem Lebenslauf äußern, dann selbst eine Erklärung vorlesen und sich dann den Fragen stellen", sagte Binder der Deutschen Presse-Agentur. Wie weit man am Dienstag bei diesen drei Punkten komme, sei aber offen, sagte Binder.

Das Puzzle um die juristische Aufarbeitung der tödlichen Misshandlungen von Höxter ist noch lange nicht zusammengesetzt. Bislang hat das Gericht neben der Angeklagten Zeugen aus dem Umfeld der Opfer und Nachbarn aus Höxter-Bosseborn gehört. Angelika W. hat umfassend ausgesagt und sich sowie ihren Ex-Mann Wilfried W. belastet. Dabei schilderte sie brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien der Frauen und auch ihre eigenen leidvollen Erfahrungen mit dem Mitangeklagten. Die treibende Kraft ist nach ihrer Schilderung ihr Ex-Mann gewesen.

Nach Ansicht des Gerichts aber ist seit dem Prozessauftakt im Oktober mit Blick auf ihre Aussage eine Frage noch offen geblieben: Warum ist die Angeklagte in dem Haus geblieben? Warum hat sie Wilfried W. trotz des eigenen Leids nicht verlassen? Der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus hat bislang auf diese Frage keine Antwort erhalten.

Deshalb wird die Aussage des Angeklagten mit Spannung erwartet. Bei Vernehmungen durch die Kripo hat er sich stets als unschuldig dargestellt.

Wilfried W. und Angelika W. sollen über Jahre hinweg gemeinsam mehrere Frauen in ein Haus nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Die Anklage lautet auf Mord durch Unterlassen und mehrfache Körperverletzung. Insgesamt hat das Gericht rund 50 Zeugen geladen. Mit einem Urteil rechnen Prozessbeobachter erst in der zweiten Jahreshälfte.

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