Gewalt der Drogen-Kartelle Morde an drei Filmstudenten erschüttern Mexiko

Mexiko-Stadt/Guadalajara · Mexiko wird von einer beispiellosen Gewaltwelle überrollt: Tausende Menschen werden jedes Jahr ermordet, von vielen wird keine Notiz genommen. Jetzt aber geht ein Aufschrei durch das Land, denn die jüngste Tat zeugt von unvorstellbarer Brutalität.

 Bei einem Protest vor dem Haus des Gouverneurs von Jalisco werden Kerzen angezündet.

Bei einem Protest vor dem Haus des Gouverneurs von Jalisco werden Kerzen angezündet.

Foto: El Universal/El Universal via ZUMA Wire

Nach dem Mord an drei Filmstudenten sind in Mexiko zahlreiche Menschen gegen die Gewalt im Land auf die Straße gegangen.

"Film Ja, Tod Nein", riefen die Demonstranten am Dienstag am Unabhängigkeitsdenkmal im Zentrum von Mexiko-Stadt. "Es sind nicht nur drei, es sind wir alle."

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren die Studenten nach Dreharbeiten für einen Kurzfilm von Mitgliedern des Drogenkartells Jalisco Nueva Generación verschleppt und gefoltert worden. Dann töteten sie die jungen Männer und lösten ihre Leichen in Säure auf. Vermutlich hielten die Verbrecher die Studenten für Mitglieder einer rivalisierenden Bande.

"Jeden Tag hören wir von so vielen sinnlosen Morden", sagte eine Studentin auf der Demonstration. "Ich halte es nicht mehr aus. Ich will in Mexiko in Frieden leben und eine Zukunft haben, wie wir jungen Leute sie verdienen."

Auch Oscarpreisträger Guillermo del Toro zeigte sich entsetzt über den Mord an den drei jungen Männer in seiner Heimatregion Jalisco. "Worte reichen nicht aus, um das Ausmaß dieses Wahnsinns zu verstehen. Drei Studenten wurden ermordet und in Säure aufgelöst. Das Warum ist undenkbar, das Wie ist schreckenerregend", schrieb der Regisseur auf Twitter. Der Schauspieler Gael García Bernal twitterte: "Welche Trauer. Dieser Alptraum muss aufhören."

Mexiko wird derzeit von einer beispiellosen Gewaltwelle überrollt. Mit über 29.000 Tötungsdelikten war das vergangene Jahr das schlimmste in der jüngeren Geschichte des Landes. Rund 30.000 Menschen gelten außerdem als verschwunden. Von vielen Opfern wird kaum Notiz genommen.

Zahlreiche Festnahmen und Tötungen mächtiger Kartellbosse hatten zuletzt brutale Machtkämpfe innerhalb der Verbrechersyndikate entfacht. Außerdem konkurrieren zunehmend auch kleinere Banden um Geschäftsanteile und Einflusszonen. Neben dem Drogenhandel sind die Kartelle auch in Schutzgelderpressung, Menschenhandel und Benzindiebstahl verwickelt.

Angesichts des Verbrechens an den drei Studenten meldete sich sogar Präsident Enrique Peña Nieto von seiner Europareise aus zu Wort. "Der brutale Mord an Javier, Daniel und Marco schmerzt und empört alle Mexikaner", schrieb der Staatschef auf Twitter. "Mein Beileid und meine Solidarität gelten den Angehörigen, Freunden und Kommilitonen für diesen schrecklichen Verlust."

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