Kommentar zur Rettungsgasse Mehr Kontrolle

Meinung · Ob die Grüne Ignoranz und Egoismus sind, Nicht-Verstehen oder schlicht zu laute Musik - die Rettungsgasse funktioniert in Deutschland nur selten. Der Ruf nach härteren Strafen ist allzu verständlich, kommentiert GA-Redakteur Florian Ludwig.

Vielen Deutschen scheint die Rettungsgasse auf den Straßen immer noch ziemlich egal zu sein. Anders sind die Zahlen, die das Thema erneut auf die Tagesordnung bringen, nicht zu erklären. Der Tenor auch jetzt wieder: Die Bildung von Rettungsgassen klappt selten. Das ist diesmal ein Befund des Deutschen Roten Kreuzes. 80 (!) Prozent der Einsätze werden blockiert.

Ignoranz und Egoismus sind der Grund für das Verhalten der Autofahrer, sagen die Helfer. Viele scheinen aber auch nach wie vor nicht zu begreifen, wie eine Rettungsgasse funktioniert. Oder die Musik war schlicht zu laut. Was auch immer die Gründe sein mögen für das Fehlverhalten, eines steht fest: Für die Unfallopfer, um die es meist geht, zählen Sekunden. Bei einem Zeitverlust von nur fünf Minuten kommt möglicherweise jede Hilfe zu spät, wenn der Patient reanimiert werden muss.

Insofern ist der vorhersehbare Ruf nach härteren Strafen allzu verständlich - und auch richtig. Seit der Verschärfung im Jahr 2017 blühen Rettungsgassen-Sündern bis zu 320 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot. In anderen EU-Ländern werden teilweise über 2000 Euro fällig. Hier ist also Luft nach oben.

Doch es ist wie so oft: Gut gemeinte Vorschriften und damit verbundene Bußgelder entfalten die erwünschte Wirkung nicht, solange sie nicht oder viel zu wenig kontrolliert und verhängt werden. Ignoranz und Egoismus können sich Autofahrer nur leisten, weil die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, sehr gering ist. Das gilt für die Rettungsgasse genauso wie für Drängler, Raser oder Gaffer.

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