Im Dschungel des Ruhrgebiets Ein Blick hinter die Kulissen beim Tarzan-Musical

Oberhausen · Noch bis zum September wird das Musical Tarzan im Stage Metronom Theater in Oberhausen zu sehen sein. Doch hinter der dreistündigen Show verbergen sich eine ausgeklügelte Technik, hartes Proben und komplizierte Prozesse, die der Besucher nur erahnen kann.

Tarzans muskulöser Körper glänzt, als er sich auf die Bühne schwingt und das Scheinwerferlicht ihn trifft. Das durchaus authentische Schwitzen in einem afrikanischen Dschungel gehört aber nicht etwa mit zur Show, sondern liegt an den sportlichen Höchstleistungen, die Josh Strickland in seiner Rolle als Affenmensch an diesem Abend vollbringt.

Im Stage Metronom Theater in Oberhausen ist das Thema des Disney-Musicals bis ins letzte Detail durchdacht: Wie ein grüner Faden zieht sich die Deko bis hin zum Eingangsbereich und den Bars. Überall sind Blätter und Lianen, aus den Lautsprechern ist urwaldtypisches Zirpen zu hören. Auch die Kulisse steht bereits beim Betreten des Saals und erlaubt einen ersten Blick auf das Bühnenbild. Das Staunen beginnt somit bereits vor der eigentlichen Show.

Doch hinter dem dreistündigen Musical verbergen sich eine ausgeklügelte Technik, hartes Proben und komplizierte Prozesse, die der Besucher nur erahnen kann. Bei einem Blick hinter die Kulissen erschließt sich die Welt von Tarzan auf noch beeindruckendere Weise. So wirken die Bungees, an denen die Affen sich Richtung Publikum fallen lassen, auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär. Ein bisschen sieht es aus, als hätte die Maschine nicht richtig funktioniert und reihenweise Gummibänder übereinandergesponnen.

Hinter den Kulissen des Tarzan-Musicals
16 Bilder

Hinter den Kulissen des Tarzan-Musicals

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Doch genauso muss es sein – aus den 90 Zentimeter langen Bungees werden bei entsprechender Belastung bis zu 3,60 Meter. „Ein einziges dieser Seile kostet rund 400 Euro, nach einer Woche Aufführungen werden rund vier Stück aussortiert“, erzählt Fabian Zeeb, Leiter von Flying und Climbing.

Darsteller zeigen mehr als hundert Flugvariationen

Mehr als hundert unterschiedliche Flugvariationen präsentieren die Musicaldarsteller auf der Bühne. „Die Affen brauchen wirklich eine unglaubliche Körperspannung“, sagt Zeeb. Und tatsächlich sind bereits die einfachsten Übungen für einen Laien eine große Herausforderung. Denn ich darf an diesem Tag einmal selbst in die Lüfte steigen und eine Übung der Affen ausprobieren. Bereits nach wenigen Minuten meldet sich meine Bauch- und Beinmuskulatur. Für einen 2,5-stündigen Auftritt müsste ich wohl noch etwas üben.

Die Flüge und ihre entsprechenden Flugbahnen, Stopps und Drehungen werden alle an einem speziellen Bedienpult gesteuert. „Das ist ein bisschen so wie bei einem Computerspiel“, erklärt Zeeb. „Der Joystick regelt alles, doch im besten Fall hat jede Show natürlich den gleichen Ablauf.“

Ganz oben angekommen – mittlerweile trennen uns 140 Stufen und 20 Meter vom Erdgeschoss und den Publikumsreihen –, ist Rune Høck Møller in seinem Element: „Jetzt fühle ich mich zu Hause“, seufzt er und lacht. Die Rolle des Affenmenschen hat er bereits in Hamburg und Stuttgart übernommen. Aktuell ist er als alternierende Position des Tarzan auf der Bühne noch bis Ende September zu sehen.

Danach ist ungewiss, ob das Musical in eine andere Stadt weiterzieht. Derzeit gäbe es keine entsprechenden Pläne, sagt Pressesprecher Matthias Pusch. Die nächste Produktion ab November in Oberhausen wird die Deutschlandpremiere von „Bat out of hell“ sein. Doch bis dahin gibt es noch zahlreiche Tarzan-Vorstellungen.

„Und hier entsteht die Tanzmagie“, sagt Fabian Zeeb und zeigt auf die riesige Maschinerie hinter sich. Überall hängen Kabel, riesige Spulen mit mehrere tausend Metern an Seilen. Sie halten mehrere Tonnen aus, und ihre Tragfähigkeit sowie Ausdehnung wird ganz genau berechnet. Ein Teil der Show sind nämlich atemberaubende Sprünge und Flüge der Darsteller, die knapp über dem Publikum enden. So knapp, dass meine Haare den Wind mitbekommen, den ein Affe über mir mit seinem Schwung erzeugt hat. So knapp, dass einem weiteren Zuschauer die Mütze kurzerhand vom Kopf geklaut wird.

Die Affen tragen dabei, wie Tarzan auch, ein Ganzkörper-Make-Up. Die Maskenbildnerin Natascha Münster sorgt dafür, dass alle 22 Darsteller rechtzeitig fertig werden. „Einige wechseln sogar während der Show ihre Rolle und müssen komplett neu geschminkt werden, dann muss alles ganz schnell gehen“, erzählt sie.

Der "Kinder-Tarzan" klettert, als sei er im Dschungel geboren

Auch die Perrücken werden besonders gut festgesteckt. Schließlich baumeln die die Affen oft kopfüber und bewegen sich ununterbrochen. Ein besonderer Respekt geht an den „Kinder-Tarzan“. Der elfjährige Mio singt, tanzt und klettert auf der Bühne, als wäre er wirklich im Dschungel unter den Affen geboren. Nach einem Jahr Tarzanschule und zahlreichen Shows ist er mit der Rolle mittlerweile wie eins geworden.

Am Ende der Show sind es erneut die Darsteller der Affen, die mit ihrer Schnelligkeit faszinieren: Die 120 Stufen legen sie in zwei Minuten zurück, um dann ein letztes Mal gen Publikum zu springen. Am 23. September werden das ungewöhnliches Liebespaar, die Affenbande und das Expeditionsteam zum letzten Mal im Stage Metronom Theater auftreten und die von Phil Collins geschriebene Musik im Dschungel zum Leben erwecken.

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