Zukunftsvision oder PR-Gag? Amazon hält Patent auf Unterwasser-Warenhäuser

Bonn · Es klingt zunächst zu absurd, um ernst gemeint zu sein. Amazon hat in den USA ein Patent für Warenlager unter Wasser eingereicht. Was ist dran an der Idee?

 Ein "Picker" bei der Arbeit: Die Mitarbeiter kümmern sich um die Kunden-Bestellungen.

Ein "Picker" bei der Arbeit: Die Mitarbeiter kümmern sich um die Kunden-Bestellungen.

Foto: Monika Skolimowska/dpa

Wenn es nicht gerade um großangelegte Rückrufaktionen oder sonstige Skandale geht, ist für ein Unternehmen jegliche Berichterstattung meistens besser als gar keine. Sich mit nicht ganz ernst gemeinten Produkt-Ankündigungen oder Unternehmens-Strategien ins Gespräch zu bringen, ist in der PR-Welt daher keine Seltenheit.

Andererseits ist Amazon, der Platzhirsch im Onlinehandel, bekannt dafür, unkonventionelle Wege zu gehen und offen für Innovationen zu sein. Seien es nun zukünftige Lieferungen per Drohne (Amazon Prime Air) oder der bereits an mehreren Standorten gestartete Online-Lebensmittelhandel Amazon Fresh.

Lagerung unter Wasser

Bei US-Patent 9,624,034 B1 kann es sich um beides handeln. Eine visionäre Idee für die Waren-Lagerung, oder ein gelungener PR-Gag. Das Patent mit dem Titel ""Aquatic Storage Facilities" (auf deutsch etwa Wasser-Lagerungs-Einrichtung) soll etwa folgendermaßen funktionieren:

Als Lager für häufig bestellte Waren dient keine herkömmliche überirdische Halle, sondern ein eigens gebautes Wasserbassin, oder ein natürlicher See. Die Waren werden, in wasserdichten Containern versiegelt, vom Förderband, vom Lkw, oder sogar aus dem Flugzeug im Wasser versenkt und warten dann dort auf ihren Besteller. Die Container verfügen jeweils über einen Ballon, der, ähnlich der Schwimmblase eines Fisches, bei Bedarf mit Luft gefüllt werden kann. Wird ein Container benötigt, löst ein akustisches Signal diesen Mechanismus aus, dann steigen die Pakete an die Wasseroberfläche, werden dort von einer künstlichen Strömung zum Entnahmeband getrieben und können ausgeliefert werden.

Wie realistisch ist das?

Der Aufwand mag auf den ersten Blick für die zu erwartenden Vorteile enorm groß sein. Vor allem in Bezug auf die wasserdichten Boxen, die zu erfüllender Sicherheits- und gegebenenfalls Umweltstandards, sowie aller noch zu lösenden technischen und logistischen Fragen.

Das Unternehmen erklärt in dem Patent, dass das Konzept ein grundsätzliches Problem herkömmlicher Lagerung lösen soll: Platzverschwendung. In Lagerhallen wird der Platz zwangsläufig uneffektiv genutzt, weil immer noch Gehwege zwischen den Regalen nötig sind. Unter Wasser ließen sich die Pakete nahezu beliebig stapeln, ohne dass Menschen oder Roboter Platz bräuchten, um sich darum herum zu bewegen.

Amazon hat aber neben der Unterwasser-Lagerung auch noch andere spektakuläre Patente im Köcher. Darunter etwa fliegende Warenhäuser im Zeppelin-Design und riesige, Bienenkorb-ähnliche Türme für ihre Liefer-Drohnen.

Möglich ist auch, dass alle diese Patente angemeldet wurden, damit es kein Konkurrent mehr tun kann, unabhängig davon, ob Amazon vorhat, wirklich jemals ein Unterwasser- oder ein fliegendes Waren-Lager zu bauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort