Schreckenstat in Brandenburg 24-Jähriger gesteht Tötung von Großmutter und Polizisten

Frankfurt (Oder) · In Brandenburg sitzt der Schock tief nach der Schreckenstat gegen zwei Polizisten und eine Großmutter. Der Verdächtige war der Justiz wegen psychischer Auffälligkeiten bekannt.

 Absperrband vor einem Wohnhaus in Müllrose: Der 24-Jährige gestand, hier seine Großmutter umgebracht zu haben.

Absperrband vor einem Wohnhaus in Müllrose: Der 24-Jährige gestand, hier seine Großmutter umgebracht zu haben.

Foto: Patrick Pleul

Nach dem gewaltsamen Tod einer 79-Jährigen und zweier Polizisten in Brandenburg hat der 24 Jahre alte Verdächtige die Taten gestanden. Er habe in der Vernehmung die Tötung seiner Großmutter zugegeben und erklärt, beide hätten zuvor um Geld gestritten, sagte Staatsanwältin Ricarda Böhme am Mittwoch. Ihr Enkel habe ihr eine Schnittverletzung am Hals zugefügt. Die Frau verblutete.

Der Mann räumte Böhme zufolge ein, auf der Flucht die beiden Polizisten an einer Kontrollstelle in Oegeln im Landkreis Oder-Spree überfahren zu haben. Als Motiv habe der 24-Jährige angegeben, er habe Angst gehabt von den Beamten erschossen zu werden, wenn er gestoppt werden würde. In allen Fällen nehmen die Ermittler Mord aus niedrigen Beweggründen an. „Wer so schnell auf Polizisten zurast und sie umfährt, hat das Auto als Waffe genutzt“, betonte Böhme.

Die Staatsanwaltschaft hat außerdem einen Unterbringungsbefehl beim Amtsgericht Frankfurt (Oder) beantragt. Der Mann soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft umgehend in eine geschlossene Psychiatrie überstellt werden. Er liegt derzeit verletzt in einem Krankenhaus. Ob er bei den Taten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand, war weiter offen: Die Ergebnisse von Bultuntersuchungen lagen laut Böhme noch nicht vor.

Der 24-Jährige war den Behörden schon seit einiger Zeit als psychisch auffällig bekannt. „Insgesamt liegen sechs Zentralregister-Einträge unter anderem wegen Gewaltdelikten vor“, sagte Böhme. So saß er von 2013 bis 2015 anderthalb Jahre in Jugendhaft.

Mitte November 2016 musste er sich vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) unter anderem wegen Raubs, Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch bestätigte. Die Anklage habe in dem Prozess auf eine Unterbringung des Mannes in der geschlossenen Psychiatrie gedrängt (Az: 26 Kls 13/16). Das Gericht sei diesem Antrag zwar gefolgt, habe aber die Maßnahme zur Bewährung ausgesetzt.

Ein Gutachter hatte dem 24-Jährigen mit einer „undifferenzierten Schizophrenie“ Behandlungsfähigkeit bescheinigt. Er wurde wegen einer attestierten psychischen Erkrankung als schuldunfähig von allen Vorwürfen freigesprochen. „Wir haben hiergegen keine Rechtsmittel eingelegt, weil die Revision vor dem Bundesgerichtshof keinen Erfolg gehabt hätte“, sagte Böhme.

Eine Landgerichts-Sprecherin zeigte sich von den Ereignissen tief bestürzt. Sie betonte jedoch, der 24-Jährige habe unter Bewährungs- und Führungsaufsicht gestanden. „Bei einer erfolgten Überprüfung aus Anlass eines Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen - Fahren ohne Fahrerlaubnis sowie Konsum berauschender Mittel - konnte die Kammer das Vorliegen der Voraussetzungen für einen Widerruf der Aussetzung zur Bewährung nicht feststellen“, hieß es in einer Mitteilung.

Am Mittwoch sicherte die Kriminalpolizei am Unfallort bei Oegeln weiterhin Spuren. Etwa 30 Beamte suchten mit Metalldetektoren und Spürhunden den Radweg und die angrenzenden Grundstücke an der Bundesstraße 168 ab. Kriminaltechniker nahmen sich zudem den sichergestellten Wagen der 79-Jährigen vor. Seelsorger kümmerten sich um die Beamten, die am Dienstag in Oegeln im Einsatz waren.

Die Gewerkschaft der Polizei wollte sich nicht zu der juristischen Aufarbeitung des Falls äußern. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Kollegen der Opfer“, sagte Gewerkschaftssekretär Michael Peckmann. „Es gibt staatliche Institutionen, die das aufarbeiten müssen.“

Der Brandenburger Landtag gedachte mit einer Schweigeminute der beiden getöteten Polizisten. Viele Streifenwagen auch jenseits der Landesgrenze haben Trauerflor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort