Oliver Welke: "Für Politiker ist's ein bisschen hart"

Welke gibt in der ZDF-"heute show" den Anchorman, als Kerner-Nachfolger sieht er sich nicht

  In der Nachrichtensatire  "heute-show" kommentiert Oliver Welke ab heute das Weltgeschehen.

In der Nachrichtensatire "heute-show" kommentiert Oliver Welke ab heute das Weltgeschehen.

Foto: ZDF

Sein Gesicht sieht man oft: Oliver Welke moderiert viel und ist gerne Gast in Spielshows. Ab heute präsentiert er eine News-Show, die laut ZDF die Welt der TV-Nachrichten auf den Kopf stellt. Die "heute-show" läuft monatlich, vorerst zehn Mal. Mit Oliver Welke sprach Reinhard Meyer.

General-Anzeiger: Herr Welke, man hat den Eindruck, Sie seien omnipräsent im deutschen Fernsehen. Zufall oder perfekte Planung?

Oliver Welke: Dass ich immer wieder auftauche, hat sich einfach so ergeben. Ich habe jahrelang Radiocomedy gemacht und bin später über eine Verkettung von Zufällen bei "ran" gelandet.

GA: Sie rutschen auch immer wieder als Gast in diverse Unterhaltungssendungen...

Welke: Eine Zeitlang war es so, dass verschiedene Panel-Formate mich oft gefragt haben. Weil die wohl gedacht haben, dass ich da halbwegs funktioniere. Das habe ich aber zurückgefahren. Man hat da schnell eine gewisse Beliebigkeit - die ich nicht wollte.

GA: Jetzt moderieren Sie die "heute-show" - was erwartet uns?

Welke: Eine Nachrichtensatire, die vom Look her an eine echte Nachrichtensendung erinnert - mit einem Anchorman, den ich geben darf. Dazu Außenreporter in allen Winkeln der Erde. Das Rückgrat sind Originalausschnitte aus Nachrichten, Talkshows, Parteienspots. Dieses Material wird von mir kommentiert. Für Politiker ist's ein bisschen hart. Denn sie können sich nicht über Imitatoren aufregen sondern über Sachen, die sie selber gesagt haben.

GA: "Investigativer Humor" ist auch geplant - Überfallartiges à la Raab oder Pocher?

Welke: Ja, auch, aber wir wollen uns da abheben, denn mich ermüden Straßenumfragen, wo man auf verwirrte ältere Menschen zurennt. Das ist mir zu billig. Wir haben einen politischen Ansatz. Zur Europawahl etwa fragen wir uns: Wie frustrierend muss es für einen Politiker sein, Wahlkampf zu machen, obwohl er weiß, dass sich keiner dafür interessiert?

GA: Welche spezifische Humornote bringen sie ein?

Welke: Na ja, ich pflege einen ironischen Ton, habe einen etwas kopfigeren Humor, hab' Spaß an Sprache und am Kommentieren.

GA: Kerner räumt bald seine ZDF-Strecke spätabends, da gäbe es noch mehr Platz für Sie....

Welke: Als Talker sehe ich mich aber nicht! Jedoch für die "heute-show" ist das eine Chance. Wenn die monatliche Geschichte ein Erfolg würde und wir suchen nach einem wöchentlichen Platz, wäre es nach Kerner einfacher.

GA: Was trauen Sie sich nicht zu?

Welke: Zum Beispiel ein Fußballspiel live zu kommentieren. Erstmal bin ich kurzsichtig und würde die Spieler vielleicht nicht erkennen. Zweitens fehlen mir die analytischen Fähigkeiten. Dann bin ich ein relativ schlechter Schauspieler. Ich durfte bei den "Wixxer"-Filmen zwar den Gerichtsmediziner geben. Aber wohl nur, weil ich am Drehbuch mitgeschrieben habe.

GA: Ein gutes Stichwort: Wir warten auf den dritten "Wixxer" - wann kommt der endlich?

Welke: "Triple Wixx" kommt auf alle Fälle. Ich schätze mal, dass wir 2010 so richtig loslegen.

GA: Wie schwierig ist es, seriösen Sportjournalismus vom Humoristendasein zu trennen?

Welke: Fällt mir gar nicht schwer. Wenn ich im Stadion bin, denke ich nicht daran, die Leute auf Teufel komm raus zu unterhalten. Ich habe eine ganz klare Servicefunktion. Das heißt nicht, dass man auf den gepflegt ironischen Tonfall verzichten muss.

GA: "Fernsehen wird immer schlechter" - diese These können Sie sicher leicht entkräften, oder?

Welke: Ja! Damit, dass ich allen Leuten rate, in einem anderen Land fernzusehen. Dann merkt man, welche Bandbreite TV hier hat. Natürlich läuft auch hier viel Schwachsinn. Aber die Angebotsvielfalt ist größer als in jedem anderen Land. Die Diskussion kürzlich habe ich deswegen nie verstanden.

GA: Woran erkennt man den Westfalen in Ihnen?

Welke: Daran, dass ich tendenziell eher ruhig bin. Und wenn ich neue Leute kennenlerne, bin ich eher vorsichtig. Wir gehen nicht unkritisch auf Menschen zu. Wenn jemand neu in eine Stadt zieht, beobachten wir den ein paar Jahre. Und dann fangen wir an, ihn zu grüßen.

heute-show, Dienstag, 23 Uhr, ZDF

Zur PersonOliver Welke, 1966 in Ostwestfalen geboren, lebt in Berlin, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Nach dem Publizistik-Studium arbeitete er für Hörfunk und Fernsehen. Über das Radio ("Frühstyxradio") kam er zur Unterhaltung, moderiert seither diverse Shows, seit 1996 Sportsendungen - er gehört zum Sportmoderatoren-Team von Sat.1. Er schreibt Drehbücher, konzipiert TV-Shows und synchronisiert.

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