Museumspolitik Wallraff in Köln eröffnet Erweiterungsbau 2023

Köln · Vor sechs Jahren begann die Stadt Köln mit der Planung einer Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Die Eröffnung ist für 2023 geplant.

 Warten auf den Erweiterungsbau: Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln. FOTO: DPA

Warten auf den Erweiterungsbau: Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud in Köln. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / Jens Korte/Kö

Der Baubeginn der geplanten Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboudwird nach zahlreichen Verzögerungen für 2019 angepeilt. Aufsehen erregte erst kürzlich der erneut angekündigte Abzug von Werken aus der Sammlung der Corbouds. Was folgt, ist eine Chronik der Verzögerungen.

Vor 17 Jahren zieht das Wallraf-Richartz-Museum in sein jetziges Gebäude an den Obenmarspforten. Der damalige Neubau stellt 3300 Quadratmeter Ausstellungsfläche bereit. Schnell wird klar, dass dies nicht lange reichen wird. Die stetige Erweiterung – darunter auch die ewige Leihgabe der Fondation Corboud im Jahr 2001 – lagert mehr, als dass sie ausgestellt wird. Allein die Leihgabe beinhaltet 170 Gemälde.

Nachdem Gérard Corboud 2012 mit dem Abzug seiner Leihgabe droht – sollte die Stadt keine zusätzlichen Ausstellungsflächen schaffen –, beauftragt der Rat die Verwaltung mit der Erweiterung. Diese startet daraufhin einen Architektenwettbewerb. Bebaut werden sollen etwa 1600 Quadratmeter in unmittelbarer Nähe zum Museum – direkt auf der anderen Seite der Martinusstraße.

Folgende Mängel stellt der Rat fest: Für Wechselausstellungen gebe es nur maximal 800 Quadratmeter, die Sammlung könne quasi gar nicht ausgestellt werden, ebenso die 65 000 Handzeichnungen und Grafiken. Letztere würden zusätzlich durch nahe Wasserleitungen gefährdet. Abhilfe schaffen sollen zusätzliche 1500 Quadratmeter Museumsfläche. 1000 Quadratmeter für Ausstellungen und 500 für Vorbereitung, Anlieferung und Lager. In der Auslobung von 2012 sind ein Museumsteil und eine Blockrandbebauung vorgesehen. Letztere soll Wohn- und Geschäftsräume enthalten. Die geschätzten Kosten für die Baumaßnahmen liegen bei 17 Millionen Euro, darin enthalten ist allerdings nur der Museumsteil.

Wettbewerb der Investoren

Ende 2013 erhält das Baseler Architektenbüro Christ + Gantenbein den Zuschlag. Wie die Erweiterung finanziert werden soll, darüber berät die damalige ÖPP Deutschland AG. Das Unternehmen für öffentlich-private Partnerschaften schlägt ein kompliziertes Verfahren vor: Die Fläche, die der Stadt Köln gehört, soll an einen privaten Investor verkauft werden. Dieser muss im Gegenzug die gewünschte Bebauung zusichern.

Der Wettbewerb für die Investoren startet im Dezember 2014. Der Museumsteil soll nach Abschluss der Bauarbeiten von der Stadt zurückgekauft werden. Die Randbebauung mit Geschäften und Wohnungen verbliebe nach diesem Modell beim Investor. Die dafür nötigen vertraglichen Grundlagen sind aber nicht im Entwurf der Architekten enthalten. Der angestrebte Baubeginn verschiebt sich von 2015 auf 2016.

Im April 2016 startet jedoch erst das Vergabeverfahren für die Investoren. Kurz danach spricht einer der Bieter eine Vergaberüge aus. Die Kopplung der unterschiedlichen Verträge sei nicht zulässig. Da die Stadt nicht reagiert, kommt es zu einer Beschwerde vor der Vergabekammer Rheinland, die das Verfahren im Dezember 2016 stoppt. Erst im Mai 2017 entscheidet das Oberlandesgericht Düsseldorf, dass kein Verstoß gegen das sogenannte Kopplungsverbot besteht.

Das OLG stellt aber andere Mängel fest: Die Stadt hätte alle Leistungen bis zur Ausführungsplanung selbst planen müssen. In einer Pressemitteilung lässt diese durchblicken, dass das gesamte Modell in Kürze über den Haufen geworfen werden könnte. Folglich hebt der Rat im Juni 2017 den Beschluss von 2014 wieder auf. Nun soll die Stadt direkt als Bauherr agieren. 14,2 Millionen Euro Planungskosten sollen hierfür im Haushalt bereitgestellt werden. Christ + Gantenbein stellen weiterhin die Architekten. Abschließend beauftragt der Rat die Verwaltung, ein Raumprogramm für den Verwaltungsteil vorzulegen. Dies ist das vorerst letzte Mal, dass die Erweiterung im Rat besprochen wird.

Kritik an Verzögerungen

Entscheidend für das neue Bauverfahren sind der Stadt Köln zufolge veränderte Anforderungen. In den ursprünglichen Wohn- und Geschäftsräumen sollen nun Konferenzräume für die Verwaltung entstehen. Auch sollen dort die Fraktionen des Rates untergebracht werden. Der Museumsteil soll, wenn er fertig ist, an das Unternehmen Wallraf-Richartz-Museum & Corboud Fondation übertragen werden. Die übrigen Gebäude würden dem Sondervermögen der Gebäudewirtschaft der Stadt zugeordnet. 2018 äußerte sich Marisol Corboud, Witwe des 2017 verstorbenen Gérard Corboud, zu den fortwährenden Verzögerungen. Sie bekräftigte die Drohung ihres Mannes, Werke aus einer weiteren Sammlung der Corbouds, der Fondation Surpierre, abzuziehen. Diese umfasst 33 Gemäde, 19 davon sind eine Dauerleihgabe an das Museum. Genau diese 19 will Corboud abziehen, sollte die Erweiterung des Museums nicht bis 2020 mit einem Ratsbeschluss feststehen. Dass es noch rechtzeitig dazu kommt, daran zweifelt die Witwe jedoch. Marcus Dekiert, Direktor des Museums, relativiert den Einfluss, den der Abzug der Werke auf sein Museum habe. „Von einer Schädigung zu sprechen, geht zu weit. Immerhin handelt es sich bei einem Abzug von Dauerleihgaben um einen üblichen und regelmäßig vorkommenden Vorgang in der Museumswelt“, sagt Dekiert auf Anfrage. Seit dem Tot Gérard Corbouds ist der Abzug der Werke schon mehrmals angekündigt worden. „Seit mehr als 12 Monaten nun befinden sich sämtliche Gemälde in unserem Depot“, betont der Museumsdirektor. Alles in allem sei der Verlust also überschaubar.

Großen Einfluss könne das Museum auf die geplante Erweiterung aber nicht nehmen, solange sich die Stadt Köln und das Architektenbüro Christ + Gantenbein in Vertragsverhandlungen befinden. Zu den aktuellen Verhandlungen wolle sich die Stadt nicht äußern, der Kölnischen Rundschau zufolge handele es sich dabei um Honorarstreitigkeiten.

Ende 2019 könnten nun die Ausschreibungen für die Bauunternehmen beginnen. Der aktuell geplante Baubeginn liegt bei 2021, fertig wird die Erweiterung nicht vor Ende 2023. Und auch nur, wenn keine weiteren Verzögerungen eintreten.

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