Konzert im Stadtgarten US-Filmstar Kiefer Sutherland überzeugt in Köln

Köln · Er kann auch singen. Kiefer Sutherlands Konzert im Kölner Stadtgarten vermittelt perfekt den Seelenschmerz moderner Cowboys auf der Suche nach Freiheit, Frauen und Heimat.

 Mit Humor: Kiefer Sutherland im Stadtgarten.

Mit Humor: Kiefer Sutherland im Stadtgarten.

Foto: Thomas Brill

Die Szenerie im ausverkauften Stadtgarten ähnelt ein wenig dem Woody-Allen-Klassiker „The Purple Rose Of Cairo“, in dem ein umschwärmter Leinwandheld seine schwarz-weiß flimmernde Filmrolle verlässt und plötzlich leibhaftig auf der Bühne erscheint. Gleichsam zum Anfassen präsentiert sich US-Schauspielstar Kiefer Sutherland im Wohnzimmer-Ambiente mit Tischlampe, kleiner Bar und gediegenem Chesterfield-Ohrensessel plötzlich als Country-Rock-Sänger samt Band. Die Intimität des Konzerts unterstreicht er nicht nur durch humorvolle Erklärungen zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Songs, sondern verspürt nach offiziellem Konzertende auch noch Lust, sich den Fragen seiner Fans zu stellen.

Mit „Calling Out Your Name“ eröffnet der 52-jährige Sohn von Schauspiellegende Donald Sutherland solo das Konzert und kreiert von Anbeginn an eine vertraute Wohlfühlatmosphäre. Er wisse, dass amerikanische Countrymusik in Deutschland nicht gerade hoch im Kurs stehe, aber dies sei nun mal die Musik, die ihn nicht nur während seiner Zeit als professioneller Rodeoreiter geprägt habe. Er benennt Country-and-Western-Ikonen wie Merle Haggard, Johnny Cash, Willie Nelson oder Kris Kristofferson als seine persönlichen Vorbilder. Seine leicht belegte Stimme pendelt zwischen der Rauheit eines Bryan Adams und der näselnden Intonation eines Bob Dylan.

Er intoniert perfekt den Seelenschmerz moderner Cowboys auf der Suche nach Freiheit wie in „Open Road“ oder „Something You Love“, nach Heimat wie in „Saskatchewan“ oder eben nach der Liebe einer Frau, von der man verlassen wurde, wie in „Truth In Your Eyes“. Er offenbart persönliche Betroffenheit nicht als eitle Nabelschau, und er verfällt nie in Larmoyanz, sondern lässt immer wieder auch (schwarzen) Humor aufblitzen, wenn er sich beispielsweise fragt, warum in nahezu allen seinen Songtexten Whiskey erwähnt wird.

Instrumentale Rückendeckung erhält Sutherland durch eine exzellente Band, der es immer wieder gelingt, zur rechten Zeit den rechten Sound, sei es die Traurigkeit eines Akkordeons, die Sehnsucht einer Slide-Gitarre oder die hüpfende Tanzrhythmik eines Kontrabasses, beizusteuern. Die für Country typische Spielfreude reißt einige Male selbst einen entspannten Kiefer Sutherland vom Stuhl, etwa bei dem temperamentvollen, vom Rockabilly beeinflussten Song „Blame It On Your Heart“ oder bei dem Tom-Petty-Cover „Honey Bee“.

Die Songs seines neuen Albums „Reckless & Me“ (erscheint am 26. April) beweisen eindrucksvoll, dass das Musikmachen für Kiefer Sutherland weit mehr ist als das Hobby eines nicht mehr so ganz ausgelasteten Hollywood-Stars. Diese Einschätzung teilt offenkundig auch ein begeistert applaudierendes Publikum, dass dann im anschließenden kollektiven Interview unter anderem erfährt, dass Sutherland erstmals zu Meatloafs „Paradise By The Dashboard Light“ geküsst hat.

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