Konzert in Köln So war Xavier Naidoos Konzert in der Lanxess-Arena

Köln · Auf seiner „Hin und Weg“-Tour präsentiert Xavier Naidoo „Das Beste aus 25 Jahren“. Am Dienstagabend ist er in der Lanxess-Arena in Köln aufgetreten.

 Persönliche Statements sind nicht sein Ding: Xavier Naidoo.

Persönliche Statements sind nicht sein Ding: Xavier Naidoo.

Foto: Thomas Brill

Von seinem Körper und von seinem Gesicht gibt er wenig preis. Xavier Kurt Naidoo (48), der Dienstag auf seiner „Hin und weg“-Tour „Das Beste aus 25 Jahren“ präsentiert. In der bis unters Dach und den Innenraum ausverkauften Lanxess-Arena erleben die Fans den 48-Jährigen über zwei Stunden lang mit tief ins Gesicht gezogener Schiebermütze, mit dunkler Sonnenbrille und wattierter Steppjacke. Spontan denkt man dabei an Vermummung. Oder daran, dass der Sänger schon immer ein wenig seltsam war. Womit man seinen umstrittenen ideologischen Hintergrund an dieser Stelle zumindest kurz gestreift hätte.

Seine Seele jedoch zeigt er unverhüllt. Denn sie liegt in seiner Stimme. Die immer noch eine der schönsten Soul- und R&B-Stimmen ist, die deutsche Sänger zu bieten haben. Nicht umsonst gehört der Mannheimer zu denjenigen, die die Tonträger-Verkaufsliste hierzulande anführen. Mit dem Intro „Führ mich ans Licht“ geht die Zeitreise schnurstracks zurück ins Jahr 1998, als das Album „Nicht von dieser Welt“ Naidoos Solokarriere in Fahrt brachte. Auch „20.000 Meilen“, „Sie sieht mich nicht“ oder „Seine Straßen“ dürfen an diesem Abend nicht fehlen.

Für viele im Publikum bringt das Jugenderinnerungen zurück. Was auch dem Sonnenbrillenträger klar ist: „Meine obligatorische Frage: wer war in den Neunzigern schon aktiv?“ Auch mit seiner erstklassigen Band und einer raffinierten Bühnenausstattung kann er punkten. In deren Zentrum steht ein rechteckiger Turm, der anmutet wie ein langgezogener Zauberwürfel, und in immer neuen Lichtformationen aufblinkt. Auch die ringsum laufende Bande ist beleuchtet und dient bisweilen auch als begehbares Podest. Für „Anmut“ und „Gute Zeiten“ vom aktuellen Album „Hin und Weg“ holt er sich Unterstützung bei den Rappern Klotz und MoTrip, wobei er besonders Klotz als Newcomer herausstellt. Er singt gegen häusliche Gewalt („Das lass’ ich nicht zu“), fordert „Mut zur Veränderung“ und fleht „Bitte hör’ nicht auf zu träumen“. Über Letzteres bräuchte er sich keine Sorgen zu machen. Allzu viele persönliche Statements sind nicht Naidoos Ding. Meist sind es Sätze wie „Vielen Dank! Immer wieder eine Freude!“ oder „Danke für euer Herz und eure Ohren“. Bisweilen lässt er dann aber doch etwas raus, etwa: „Ich bin zum zweiten Mal Vater geworden, von einer wunderschönen, kleinen Tochter.“

Nicht alle Zeilen, die Naidoo singt, sind „Zeilen aus Gold“. Über die Qualität von Textbausteinen wie „Du bist ein Helfer, du bist ein Grund, du machst die Kranken wieder gesund“ könnte man durchaus streiten. Aber man tut es nicht. Weil diese Stimme solche Bedenken einfach wegfegt. Wenn der Zugabenblock dann allerdings mit „Über den Wolken“ beginnt, muss man doch ein wenig schlucken. Als jemand, der nicht die Euphorie der Youngster der 1990er teilt. Sondern mit solchen Liedermachern wie Reinhard Mey aufgewachsen ist. So bedeutungsschwer- und schwanger klang der Traum von Freiheit ohne Grenzen Anfang der 1970er nicht.

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