Geburtstag Werner Herzog wird 75 Jahre alt

Der Filmemacher Werner Herzog feiert seinen 75. Geburtstag. Mit Klaus Kinski drehte er „Aguirre – der Zorn Gottes“, "Fitzcarraldo" und „Nosferatu – Phantom der Nacht“.

 2009 listete das „Time Magazine“ Werner Herzog unter die „100 einflussreichsten Menschen der Welt“.

2009 listete das „Time Magazine“ Werner Herzog unter die „100 einflussreichsten Menschen der Welt“.

Foto: dpa

Es geschieht nicht oft im Leben eines Filmregisseurs, dass ihm während der Dreharbeiten die Ermordung des renitenten Hauptdarstellers offeriert wird. Als Werner Herzog zu Beginn der 80er Jahre in den von Hitze und Moskitos geplagten Urwäldern Perus bei den Aufnahmen zu „Fitzcarraldo“ an der ins Wahnsinnige changierenden Egozentrik seines Hassliebchens Klaus Kinski verzweifelte, war es so weit.

Der Häuptling der fürs Schiff-über-den-Berg-am-Amazonas-Schleppen angestellten Indianer bot dem 1942 im oberbayrischen Sachrang geborenen Leinwandextremkletterer an, Kinski um die Ecke zu bringen. Nachvollziehbar. Der zu Lebzeiten an Größenwahn leidende Mime, der Herzog bereits in „Aguirre – der Zorn Gottes“ (1972) und „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1978) alles abverlangt hatte, mutierte zum um sich schießenden Ekelpaket ersten Ranges.

Herzog blieb bajuwarisch gefasst. „Ich habe das abgelehnt“, erinnerte sich der vielleicht bedeutendste lebende deutsche Filmemacher in der ihm eigenen Laxheit an die Begebenheit im Dschungel, „aber natürlich habe ich es schon im nächsten Moment bereut.“ Am Dienstag wird der Regisseur, der stets bis ans Ende geht und dann noch einen Schritt weiter, in seiner Wahlheimat Los Angeles 75 Jahre alt.

In den USA, wo Herzog seit fast 20 Jahren lebt, ist der Mann mit der unverwechselbaren Stimme Kult. 2009 listete ihn das „Time Magazine“ unter die „100 einflussreichsten Menschen der Welt“, damals als einzigen Deutschen neben Kanzlerin Angela Merkel.

Lakonische Beobachtungen zum Menschsein

Für seine Antarktis-Dokumentation „Encounters at the End of the World“ bekam Herzog eine Oscar-Nominierung. Sein Film über den Bärenversteher Timothy Treadwell („Grizzly Man“) gilt als Meisterwerk des Menschen-in-Grenzsituationen-Genres. William Pannapacker, ein Englisch-Professor aus Michigan, hat unter dem Label @WernerTwertzog ein Twitter-Konto eröffnet, auf dem inzwischen 37 000 Menschen Herzogs lakonische Beobachtungen zum Menschsein an und für sich mitverfolgen.

Das Whitney Museum in New York zeigte zuletzt eine Videoinstallation des ehemaligen Punktschweißers in einer Münchener Stahlfabrik und entfachte wahre Besucheranstürme. Seine Doku-Serie „Death Row“ über Todeskandidaten in texanischen Gefängnissen geriet so unter die Haut gehend, dass Herzog wieder das Rauchen anfing. Cineasten stellen ihn bereits mit Titanen des Minimalistischen wie Christopher Walken und Bill Murray auf eine Stufe.

An der Seite von Tom Cruise und Rosamund Pike in der Lee-Child-Verfilmung eines Jack-Reacher-Romans ließ Herzog als finsterer Gulag-Bösewicht „The Zec“ mit sonorem Ton und weißen Kontaktlinsen das Publikum frösteln. So wie die Kritiker, als er 2009 mit Nicolas Cage in der Hauptrolle ein Remake von „Bad Lieutenant“ ablieferte. Worauf ihm der pikierte Kopf des Originals, Abel Ferrara, einen langen, qualvollen Tod wünschte. Und Herzog kalt zurückgab: „Ferrara, wer ist das? Ein italienischer Regisseur?“

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