TV-Talk bei Maybrit Illner Ulrich Wickert giftet Heiko Maas an

Düsseldorf · Im ZDF-Talk bei Maybrit Illner geht es um den Brexit, aber auch um die Rolle Deutschlands in der EU. Ex-Tagesthemen-Sprecher Wickert greift Heiko Maas scharf an. Doch der Außenminister kann punkten.

TV-Talk bei Maybrit Illner: Ulrich Wickert giftet Heiko Maas an
Foto: Screenshot ZDF

Es dauert nicht lange, bis am Donnerstagabend bei Maybrit Illner im ZDF scharf geschossen wird. „EU im Überlebenskampf - und Deutschland schaut zu?“, fragt die Moderatorin - und hat eine Runde eingeladen, die rund um die Brexit Debatte Zündstoff birgt.

In gewohnt ruhigem Ton, aber mit umso mehr Brisanz sagt Ex-Tagesthemen-Sprecher Ulrich Wickert (76) in Richtung von Außenminister Heiko Maas (52, SPD): „Es ist sehr bedauerlich, dass wir eigentlich keine deutsche Außenpolitik mehr haben.“ Maas bleibt ruhig, lässt Wickert ausreden, bevor er vehement widerspricht.

Sachliche Kritik kommt in Richtung des SPD-Mannes hingegen kaum - vielmehr wird er von Wickert, Illner oder „Welt“-Journalist Dirk Schümer mit Aussagen seiner Parteifreunde konfrontiert. Wahlweise werden ihm Positionen von Sigmar Gabriel, Martin Schulz oder Olaf Scholz vorgelegt. „Mit denen bin ich nicht immer einer Meinung“, sagt Maas. Es entwickelt sich ein Zweikampf mit Wickert, in dem Maas der Sieger bleibt. „Sie haben doch von einem europäischen Sitz im Sicherheitsrat gesprochen“, meint Wickert mit Nachdruck, Maas verneint mehrfach: „Ich weiß doch, wovon ich rede, Herr Wickert.“ Dann fällt Wickert auf: „Entschuldigung, Olaf Scholz hat davon gesprochen.“ Maas lächelt genüsslich: „Sie reden zu viel mit Experten.“

Über den Brexit und das Abkommen mit der EU, über das in London in der kommenden Woche erneut abgestimmt wird, wird auch gesprochen. Greg Hands (53) sitzt für die konservativen Tories im britischen Parlament und sagt: „Es ist unwahrscheinlich, dass das Abkommen durch das Unterhaus kommt.“ Er selber sei für das Abkommen, weil er es einem harten Brexit vorziehe, dennoch attackiert er Europa. Dort sei zu wenig auf die Briten zugegangen worden.

Heiko Maas kontert mit Unverständnis: „Die EU hat sich an vielen Stellen auf Großbritannien zubewegt. Das britische Unterhaus hat einen Brexit mit Abkommen abgelehnt, einen Brexit ohne Abkommen abgelehnt, ein zweites Referendum abgelehnt und jetzt hat der Parlamentspräsident noch abgelehnt, dass noch einmal über das Abkommen abgestimmt wird. Das jetzt auf Brüssel zu schieben, ist nicht sachgerecht.“

Auch Wickert kritisiert die Briten: „Der Brexit ist durch Lügen, durch Fake-News der Politik bewirkt worden.“ Hands schüttelt den Kopf, winkt ab.

Spürbare Antipathie gibt es zwischen Maas und Schümer. Auf eine reißerische Frage des Journalisten (“Wie erklären Sie Leuten in Rumänien, dass sie Flüchtlinge aufnehmen sollen. Aber ihre Dörfer sind entvölkert. Und wenn ihr Krebs habt, dann könnt ihr euch Tee kochen“), antwortet er: „Das ist Populistensprache. Sie reden das gleiche Zeug, das auch Populisten reden. Und gleichzeitig regen Sie sich darüber auf, dass es überall so viele Populisten gibt. Vielleicht sollten Sie sich überlegen, welchen Beitrag Sie dazu leisten, wenn Sie das einfach so ungeprüft übernehmen.“

Lieb haben sich an diesem Abend nur zwei: Maas und die französische Unternehmerin Sabine Tillaye (59), die in Frankreichs Nationalversammlung sitzt. Mehrfach stimmen sie sich gegenseitig zu und unterstützen sich.

(cpas)

Dieser Text ist zuerst bei RP ONLINE erschienen.

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