"Tatort" im Ersten Thriller mit einem Psychopathen

Frankfurt · Der dritte Frankfurter „Tatort“ zeigt deutliche Anklänge an „Das Schweigen der Lämmer“. Die Band Rammstein liefert den Soundtrack dazu.

Manipulative Beziehung: Ex-Häftling Alexander Nolte (Nicholas Ofczarek) und seine behandelnde Psychologin Helene Kaufmann (Ursina Lardi).

Manipulative Beziehung: Ex-Häftling Alexander Nolte (Nicholas Ofczarek) und seine behandelnde Psychologin Helene Kaufmann (Ursina Lardi).

Foto: HR/Bettina Müller

„Tatort“ goes Psychothriller. Und das mit unübersehbaren Anspielungen auf den Hollywoodklassiker „Das Schweigen der Lämmer“ von 1991. Im dritten Krimi des neuen Frankfurter Ermittlerduos Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) geht es ausweislich des Titels um „Die Geschichte vom bösen Friederich.“ Der verurteilte Mörder Alexander Nolte – grandios gespielt von Nicholas Ofzcarek – kommt nach 19 Jahren Haft auf freien Fuß. Im Gefängnis saß er wegen des brutalen Mordes an seiner Freundin. Nun will er seinerseits Rache nehmen an Hauptkommissarin Janneke. Die hatte in ihrem früheren Leben als Polizeipsychologin das Gutachten verfasst, das den hochintelligenten, aber seelisch verkümmerten Nolte lebenslang hinter Gitter brachte.

Den beinahe beiläufig obligatorischen ersten Mord begeht Nolte an einem Obdachlosen, der das Pech hatte, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein.

Während die Ermittler noch über Täter und Motiv rätseln, ist der Fernsehzuschauer stets im Bilde. Nolte war's. Das steht außer Frage. Und doch versteht es der Täter, seine Mitmenschen so zu manipulieren, dass sie nach seiner Ansprache nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. Nur schwer kann sich selbst der Fernsehzuschauer, der alles mit eigenen Augen gesehen hat, seiner suggestiven Erzählweise entziehen.

Das ist nicht die einzige Parallele zu Hannibal Lecter und Jame Gumb aus dem „Schweigen der Lämmer“. Mit einiger Hingabe lassen Tatort-Autor Volker Einrauch und Regisseurin Hermine Huntgeburth die Bach'schen Goldbergvariationen wie im amerikanischen Vorbild einfließen. Überhaupt spielen klassische Musik einerseits und harte Gitarrenriffs andererseits eine stilbildende Rolle.

Der Song „Asche zu Asche“ der umstrittenen Band Rammstein gibt gleich zum Filmbeginn das Motto aus: „Asche zu Asche und Staub zu Staub, heimlich werd ich auferstehen, und du wirst um Gnade flehen.“ Und so kommt es tatsächlich. Das gilt auch für Helene Kaufmann (Ursina Lardi). Sie ist die Psychologin Noltes und hat ihm den Freibrief geschrieben: Geheilt und ungefährlich, kann entlassen werden. Sie ist nicht nur fachlich Opfer seiner Manipulation geworden. Es geht ins Persönliche. Sie hat sich auf eine intime Beziehung zu ihrem Schützling eingelassen. Und so bleibt sie bis zum überraschenden Ende der Dreh- und Angelpunkt der spannenden und atmosphärisch dichten Geschichte. Der Titel des Tatorts ist allerdings wirkliche eine Umdrehung zu viel. Bei der Flut an Zitaten und Anspielungen an amerikanische Cineastik und deutsche Hartmusik hätte man gut auf das Leitwort „Die Geschichte vom bösen Friederich“ aus dem altväterlichen Erziehungsbilderbuch Struwwelpeter verzichten können. Auch wenn Nolte tatsächlich ein „arger Wüterich“ ist.

„Die Geschichte vom bösen Friederich“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr. Mehr zum Thema: ga.de/tatort

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